
Ein Walzer und Schwermut, das passt seit jeher gut zusammen – auch wenn die Strauß-Familie uns etwas anderes weismachen möchte. nana d. sieht es wie die russischen Komponisten und verbindet den Dreivierteltakt mit stimulierender Melancholie, sprich mit dem Wunsch, dem Leben ein Ende zu bereiten. Proaktiv versteht sich. Der dem Album einen Namen gebende Titel „no suicide today“ handelt von missglückten Versuchen durch schlechte Planung, z. B. beim Erhängen im Wald (Seil zu kurz, Ast zu hoch, Leiter nicht dabei), klingt derbe und wirkt dabei wie eine groteske Solonummer in einem düsteren Musikfilm von Tim Burton. (Interessant am Rande ist die subtile äußerliche Ähnlichkeit der Künstlerin – zumindest auf den Bildern im Booklet – mit einer jungen Ausgabe von Burtons Ex-Lebensgefährtin und Muse Helena Bonham Carter.)
Stimulierende Melancholie: „no suicide today“ ist ehrlich, tragisch, aber witzig

Der tägliche Blick in den Spiegel braucht einen fröhlichen Soundtrack
Textlich gibt es aber auch einiges, an dem man sich festhalten kann. Im Kontrast zur meistens aufheiternden Musik, geht es inhaltlich um die unerwünschten Konstanten, mit denen man lieber brechen sollte, um Dinge, die zu ändern so viel Kraft und Mut erfordern. Zuvorderst in der Liebe, aber auch im restlichen Leben. Warum sind wir eigentlich noch zusammen? Bin ich heute da, wo ich vor zehn Jahren sein wollte? Es geht um den täglichen Selbstbetrug, das unehrliche Leben mit lauwarmen Illusionen. 
„no suicide today“ ist ein tolles Album zum (Bandcamp-)Preis von nur 4,25 Euro. Nach Bekunden der Linzer Künstlerin ist das der Geldwert eines Kaffees bei einer amerikanischen Franchise-Kette. Was der mit Album gemein hat, ist das interessante Zusammenspiel von Süß- und Bitterstoffen. Mehr Herz steckt aber sicher in den Songs. Außerdem halten sie länger und wirken auch ohne Koffein und künstliches Aroma.
Peter Mußler
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