4. Tagung der Plattform Musikvermittlung Österreich (PMÖ) in Kooperation mit der Anton Bruckner Privatuniversität (ABPU) und dem Ars Electronica Center (AEC) von 28.2. – 2.3.2019 in Linz.
Musikvermittlung ist mittlerweile in allen Kultureinrichtungen als zentrales Kommunikations-Tool zwischen Bühne und Publikum an der Schnittstelle von Kunst und Bildung angekommen. Auf vielfältige Weise werden ästhetische Erfahrungsräume geöffnet, die Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erste oder neue Begegnungen mit Musik ermöglichen. Partizipation ist in den Pre-Concert-Workshops und Konzertformaten der Musikvermittlung nicht nur ein Schlagwort sondern bestimmende Grundhaltung, um eigene und individuelle Auseinandersetzungen des Publikums zu fördern und zu stärken, bzw. um Beziehungen zwischen Künstler*innen und Menschen auch außerhalb von Einrichtungen der Hochkultur zu stiften. Digitale und soziale Medien dienen dabei als wichtiges Werkzeug, da sie einerseits das erste Kommunikationsmittel der Generation „Digital Native“ darstellen und andererseits auf kreative und niederschwellige Weise Partizipation ermöglichen.
Die vierte biennal stattfindende Tagung der Plattform Musikvermittlung Österreich richtet daher ihren Fokus auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich der digitalen und sozialen Medien im Sinne einer internationalen Zusammenschau und möchte den Diskurs zu Wechselwirkungen demokratischer und kunstvermittelnder Ansätze der Partizipation zu Projekten und Formaten der Musikvermittlung in Beziehung setzen. Die Zusammenarbeit mit dem AEC garantiert aufgrund der künstlerisch-medialen Expertise der Kuratierenden die Aktualität der Zugänge.
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Programm*
Donnerstag, 28. Februar 2019
Anton Bruckner Privatuniversität, Hagenstraße 57, 4040 Linz
- 15:00 – 15:30 Begrüßung:
- Ursula Brandstätter, Rektorin der Anton Bruckner Privatuniversität
- Markus Achleitner, Landesrat Oberösterreich
- Michael Rosenmayr, Gemeinderatsmitglied und Mitglied des Kulturausschusses der Stadt Linz
- 15:30 – 16:00 Constanze Wimmer: Einführung in die Tagung
- 16:00 – 17:00 Keynote: Philippe Narval (Europäisches Forum Alpbach):
Demokratie und Kunstvermittlung - 17:00 Künstlerische Intervention
PAUSE
Präsentationen:
- 17:30 – 18:00 Svea Schenkel (Oper Wuppertal) und Oliver Hödl (Universität Wien): „Share your opera!“
- 18:00 – 18:30 Maximilian Whitcher: Music:Eyes
- 18:30 – 19:00 Norbert Trawöger: Bruckner Orchester Linz
- 19:00 – 19:30 Podiumsdiskussion mit den Vortragenden sowie mit Gerfried Stocker (Ars Electronica), Moderation: Hans Georg Nicklaus
Freitag, 1. März 2019
Ars Electronica Center, Ars-Electronica-Straße 1, 4040 Linz
Workshops:
Da drei Workshops parallel stattfinden und jeweils einmal wiederholt werden, können zwei der drei Workshops besucht werden.
- Workshop I: 9:00 – 12:00 oder 14:00 – 17:00
Tagtool – The Digital Orchestra - Workshop II: 10:00 – 12:00 oder 13:00 – 15:00
Marco Palewicz (Musikschule der Stadt Linz): Digitale Medien in der Musikvermittlung und darüber hinaus - Workshop III: 10:00 – 12:00 oder 14:00 – 16:00
Miguel Kertsman: Music: Technology, Society, Music Presenting, Education
Samstag, 2. März 2019
Anton Bruckner Privatuniversität, Hagenstraße 57, 4040 Linz
- 10:00 – 10:30 Matthias Krebs: Demokratisierung durch Digitalisierung?
- 10:30 – 11:00 Anke Fischer & Benjamin Holzapfel (Elbphilharmonie): Komponieren mit Apps
- 11:00 – 11:30 Matthias Krebs: Besonderheiten des Musizierens mit Apps – eine phänomenologische Annäherung
PAUSE
- 12:00 – 12:15 Marie-Therese Rudolph: Präsentation Hörminute
- 12:15 – 13:00 Podiumsdiskussion: alle Präsentierenden, Moderation: Hans Georg Nicklaus
- 13:00 Constanze Wimmer und Sabine Reiter: Ausblick auf die nächste Tagung
Rahmenprogramm
Die Anton Bruckner Privatuniversität feiert 2019 „10 Jahre Musikvermittlung – Musik im Kontext“ – 2009 startete der erste Universitätslehrgang zur Aus- und Weiterbildung angehender Musikvermittler*innen in Österreich. Im Rahmen der Tagung werden mit dem aktuellen Jahrgang der Studierenden 2 musikvermittelnde Formate der Öffentlichkeit präsentiert:
- Freitag, 1. März 2019, 19:00 Uhr: Eine Lange Nacht für Erwachsene
- Samstag, 2. März 2019, 15:00 Uhr: Konzert für Kinder: Ein Konzert für Kinder
* Das Tagungsprogramm wird laufend aktualisiert.
Vorworte
Constanze Wimmer, Studiendekanin an der Anton Bruckner Privatuniversität
„Wie die Digitalisierung die Demokratie bedroht“ (Die Presse, 27.12.2018) oder „Die Digitalisierung höhlt unsere Demokratie aus“ (Die Welt, 10.1.2019) – Schlagzeilen wie diese triggern nicht nur bei MusikvermittlerInnen Unbehagen. Aber bei diesen vielleicht besonders, weil es ihr täglicher Job ist, live gespielte Musik für alle möglichst niederschwellig zugänglich zu machen und das partizipative Konzerterlebnis und die gemeinschaftlich erlebte ästhetische Erfahrung dabei im Zentrum stehen. Wo teilen wir dieses Unbehagen mit unseren KollegInnen? Auf Facebook, in Blogs und in WhatsApp-Gruppen. Unser Kommunikationsverhalten ist längst digital, während unsere Vermittlungsmethoden weiterhin überwiegend analogen Charakter haben.
Was liegt also näher, als die heurige Tagung der Plattform Musikvermittlung Österreich der digitalen Kommunikation mit dem Publikum, der Reflexion über den partizipativen und/oder demokratiefeindlichen Charakter der digitalen Durchdringung unseres Arbeitsfeldes und praktischen medialen Anregungen für unsere konkreten Arbeitsfelder zu widmen.
Digital Natives arbeiten mit Digital Immigrants an künstlerischen Vermittlungs-Methoden, Computernerds kommen mit Live-Moment-FanatikerInnen ins Gespräch, schmale Gratwanderungen zwischen Marketing und Musikvermittlung werden ausgelotet, wenn Social Media das Storytelling der Kultureinrichtungen übernimmt. Vielfältige Zugänge sollen uns ermutigen, den „digitalen Schweinehund“ zu überwinden: durch neue Ideen, eigenes Erproben und kritisches Nachdenken über die digitalen, partizipativen und sozialen Wege der Musikvermittlung 4.0.
Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter von Ars Electronica
Musik ist in all ihren Ausprägungen weitreichend den Veränderungsprozessen der Digitalisierung ausgesetzt … ok, das ist jetzt auch keine Überraschung. Aber Musik und ihre ProtagonistInnen haben oft vorweggenommen, was sich später als neue kulturelle Paradigmen herausstellen sollte.
Die älteste bekannte und dokumentierte, frei programmierbare Maschine war nicht etwa ein Webstuhl der beginnenden industriellen Revolution, sondern lange zuvor schon eine programmierbare Wasserflöte der Banû Mûsâ im Bagdad des 9. Jahrhunderts. Liest man über die Patentstreitereien der genialen Musikinstrumenten-Ingenieure Johann Nepomuk Mälzel und Dietrich Nikolaus Winkel am Anfang des 19. Jahrhunderts, fühlt man sich an die Rivalität zwischen den Pionieren des Personal Computing, Bill Gates und Steve Jobs, erinnert.
Elektronische, später digitale Klangerzeugung und Sampling haben die gesamte Wertschöpfungskette der Musik verändert und in den anhaltenden Urheberrechtskonflikten werden die Entscheidungen, die nun der Europäische Gerichtshof fällen muss, von massiver Auswirkung für den gesamten Bereich der Creative Industries sein.
Das Werk von Iannis Xenakis ist ein frühes Paradebeispiel für die aktuell hoch im Kurs stehende Allianz von Kunst und Wissenschaft und aus den sehr grundsätzlichen Unterschieden, mit denen etwa Karlheinz Stockhausen und John Cage Algorithmik und Aleatorik in ihre Kompositionspraxis eingeführt haben, lässt sich viel für die Betrachtung der aktuellen Entwicklung von künstlicher Intelligenz und der damit unweigerlich verbundenen Frage nach dem Wesen von Kreativität und Schöpfung im künstlerischen Bereich ableiten.
Interessiert man sich also nicht nur für die technischen Aspekte, sondern für die großen gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Transformationsprozesse der sogenannten digitalen Revolution, wird diese Tagung, abgesehen von der Aktualität der direkt Musik-relevanten Themen, eine sehr ergiebige Quelle für Inspiration und vertiefende Gedanken sein.
Für Ars Electronica ist die Kooperation mit mica – music austria und der Anton Bruckner Privatuniversität Linz ein wichtiger Baustein für eine gesamtheitliche Betrachtung der digitalen Revolution an ihrem Übergang von der Digitalisierung des Industriezeitalters zu einem Next Level, in dem wir uns daran machen, auch das Denken und Entscheiden zu digitalisieren. Eine Herausforderung, die das Zusammenwirken von Kunst, Technologie und Gesellschaft dringend notwendig macht.
Sabine Reiter, Geschäftsführende Direktorin von mica – music austria
Digitale Gadgets sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Und auch das Kunstschaffen und ihre Vermittlung haben sie mittlerweile auf den unterschiedlichsten Ebenen durchdrungen. Was bedeuten diese Möglichkeiten für die kulturelle Praxis? Tragen sie durch die einfache Verfügbarkeit und die Möglichkeiten der Partizipation zur Demokratisierung der Künste bei? Lenken sie vom Wesentlichen – der Musik – ab? Kontroversen Fragen wie diesen stellen wir uns bei der 4. Tagung der Plattform Musikvermittlung Österreich.
Nach einem grundsätzlichen Input über Demokratie und Kunstvermittlung bringen der erste und der dritte Tag Präsentationen digitaler und partizipativer Projekte mit der Gelegenheit zur Diskussion. Am zweiten Tag dürfen die Teilnehmenden selbst bei den Workshops aktiv werden. Die performativen Teile des Rahmenprogramms und der persönliche Austausch während der drei Tage ergänzen die Tagung.
Das zehnjährige Bestehen des Lehrgangs Musikvermittlung sehen wir als erfreulichen Anlass, nach der ersten, gemeinsam ausgerichteten PMÖ-Tagung 2013 auch diesmal wieder mit der Anton Bruckner Privatuniversität zu kooperieren. In Sachen digitale Technologien ließe sich wohl kaum eine passendere Institution finden als Ars Electronica, weshalb wir uns ebenso über diese Kooperation freuen. Unser Dank gilt außerdem den Projektfördergebern Land Oberösterreich und Stadt Linz sowie unseren Hauptfördergebern Bundeskanzleramt, Stadt Wien und AKM. All unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern wünschen wir eine inspirierende Zeit.
Keynote
Philippe Narval: Demokratie und Kunstvermittlung
Wie Demokratie sich erneuern lässt, zeigen Pioniere in ganz Europa vor, die erfolgreich auf neue Formen der Beteiligung setzen. Vom demokratischen Kindergarten in Vorarlberg bis zum irischen Bürgerrat, der Werkzeugkasten der Partizipation ist groß und vielfältig. Welche Wege eröffnen diese erfolgreichen Experimente aus der aktuellen Krise der repräsentativen Demokratie? Was können wir Bürgerinnen und Bürger tun, um unsere Demokratie zu stärken und welche Haltung braucht es, damit echte Beteiligungskultur gelingt? Wo sind aber auch die Risiken und Herausforderungen in politischer Arbeit, die auf Vertrauen anstatt auf Kontrolle setzt, und vor allem welche Grundlagen müssen wir über Bildung und Erziehung in unserer Gesellschaft schaffen, damit eine Erneuerung der Demokratie gelingen kann?
Philippe Narval ist im Salzkammergut aufgewachsen. Dank eines Stipendiums schloss er seine Schulbildung am Lester B. Pearson United World College in Kanada ab und absolvierte ein Bakkalaureatsstudium am King’s College in London sowie ein Masterstudium in Bildungswissenschaften an der University of Oxford. Beruflich arbeitete Narval für mehrere internationale NGOs und Bildungseinrichtungen in Osteuropa, Südamerika und im Nahen Osten. Seit März 2012 ist er Geschäftsführer des Europäischen Forums Alpbach. Als Vortragender und Kolumnist widmet er sich regelmäßig dem Thema Partizipation und Fragen in Bezug auf die Erneuerung unserer Demokratie. Zu diesem Themenbereich erschien 2018 sein Buch „Die Freundliche Revolution“ im Molden Verlag.
Präsentationen
Svea Schenkel und Oliver Hödl: „Share Your Opera“
Ziel von „Share Your Opera“, einer Kooperation der Oper Wuppertal in Kooperation mit der Universität Wien und der Agentur Netzkern, ist es, junge Menschen in ihrer digitalen Medienwelt und in ihrer Sprache abzuholen. Das Smartphone wird mit der von der Uni Wien entwickelten App „Opera Guru“ zum Begleiter durch die Aufführung: NutzerInnen bekommen Informationen zum Entstehungsprozess, dem Geschehen auf der Bühne, zum Regie-Team und dem Ensemble sowie Backstage-Einblicke vor und während der Aufführung. Gleichzeitig soll die App einen Kanal nach außen bieten, um das individuelle Opernerlebnis über Social Media zu teilen. „Share your Opera“ bewegt sich im Spannungsfeld zwischen neuen Zielgruppen und Stammpublikum und wagt den Versuch, mit Konventionen des Opernbesuchs zu brechen und neue Zugänge zur Oper zu schaffen.
Svea Schenkel: Studium Gesangspädagogik und Operngesang an der Hochschule für Musik und Tanz Köln; Unterrichtstätigkeit in den Fächern Gesang und Kinderchorleitung etwa an der Bergischen Musikschule; Konzerttätigkeit vor allem im Bereich Oratorium; Fortbildung Opernpädagogik an der Oper Köln bei Frank Rohde; seit der Spielzeit 2017/2018 Theaterpädagogin im Bereich Musiktheater an den Wuppertaler Bühnen
Oliver Hödl promovierte an der Technischen Universität Wien im Bereich Human Computer Interaction. Derzeit arbeitet er an seiner Habilitation an der Universität Wien und setzt sich intensiv mit der Digitalisierung in unserer Gesellschaft und unserem Zusammenleben auseinander. Besonderer Fokus liegt dabei auf Musik und Kunst, Bildung sowie der Vernetzung im privaten und öffentlichen Raum. Auch selbst ist er als Musiker und Komponist aktiv.
Maximilian Whitcher: Music:Eyes
Music:Eyes baut auf Skizzen von Paul Klee aus dem Jahr 1921 und der Arbeit des amerikanischen Künstlers Stephen Malinowski – Shortlist des Innovation Award 2017 bei Classical:NEXT, Visualisierungen für Björk, Klassik-YouTube-Kanal mit 160+ Millionen Views – auf und erlaubt es, Partituren grafisch und poetisch mit farbigen Formen darzustellen und zu animieren. Nun können auch SchülerInnen mit der Software Musik visuell gestalten und aufführen. Sie entscheiden sich, welche Stimmung sie mit den Farben, Formen und Hintergrundfarben erzeugen wollen und worauf sie die Aufmerksamkeit richten wollen. Dadurch eignen sie sich die Musik an und sprechen über Ästhetik und Gesamtdramaturgie. Erste Pilotprojekte fanden mit Partnern wie dem Beethovenfest Bonn und verschiedenen Schweizer Orchestern statt. www.musiceyes.org
Maximilian Whitcher ist ein vielseitiger und mehrfach ausgezeichneter Multiinstrumentalist, Komponist und Arrangeur. Durch seine Erfahrung als Musiker und breite Ausbildung – er hat Jazz-Kontrabass, Cello sowie Komposition studiert –, vermag er verschiedene musikalische Welten zusammenzubringen und daraus Neues zu erschaffen. So arrangiert er Jazz- und Popsongs für klassische Ensembles wie das Musikkollegium Winterthur oder war als musikalischer Leiter der Eröffnung von „Zürich Tanzt 2018“ tätig. Weiters ist er Teil des Education-Teams von „Music:Eyes“. Seine Vielfältigkeit zieht sich auch durch seine Performances in diversen Formationen auf.
Norbert Trawöger (Bruckner Orchester Linz): Marketing als Musikvermittlung
Seit dem Amtsantritt von Markus Poschner als Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz im Herbst 2017 vollzieht das zweitgrößte Orchester Österreichs einen nie dagewesenen Öffnungsprozess, der viele neue Formate generiert, unerwartete Orte aufsucht und auch in der Kommunikation überraschende Wege findet und beschreitet. Verantwortliches Mastermind hinter dieser Bewegung ist Norbert Trawöger. Er gibt Einblicke, wie das BOL höchst spielerisch sein Marketing als ernstzunehmendes Musikvermittlungstool begreift.
„You don’t look like a classical musician!“ meinte der belgische Journalist Philippe Manche über Norbert Trawöger, der aus einer Familie stammt, bei der schon Franz Schubert „höchst ungeniert“ zu Gast war. Der vielfältig gestaltende Musiker leitet seit 2017 als persönlicher Referent des Chefdirigenten die Dramaturgie und Kommunikation des Bruckner Orchester Linz und ist Intendant des Linzer Kepler Salon, dem „Lusthaus des Wissens“ der Johannes Kepler Universität im ehemaligen Kepler Wohnhaus. Trawöger lebt „genial-schräg“ (Zitat OÖN) in ständig verändernden künstlerischen Aggregatzuständen und meldet sich dabei immer wieder unruhig zu Gesellschaft, Kunst und Kultur zu Wort. www.eNTe.me
Anke Fischer & Benjamin Holzapfel: Komponieren mit Apps
In der Instrumentenwelt der Elbphilharmonie warten Musikinstrumente aus der ganzen Welt darauf, in die Hand genommen und ausprobiert zu werden. Im Fokus des Angebotes für alle Altersgruppen steht immer das Erlebnis, gemeinsam mit anderen zu musizieren ‒ auch ohne Vorkenntnisse!
Teil des Programms ist der Workshop „Kreativ Klangsafari“ für Schulklassen: Mit Kopfhörern auf den Ohren und dem Finger am Aufnahmeknopf pirschen die Schüler bei der Klangsafari durch die Elbphilharmonie – stets bereit, spannende Klänge, die ihnen unterwegs begegnen, mit ihrem Aufnahmegerät einzufangen. Mit einem Tablet und einer leicht zu bedienenden App basteln sie ihre Klangschnipsel anschließend zu einem kleinen Musikstück zusammen.
Anke Fischer studierte Gesangspädagogik, Elementare Musikpädagogik sowie Musikvermittlung in Hamburg, Trossingen und Linz. Sie entwickelte verschiedene Musikvermittlungsformate für das Ensemble Resonanz, war von 2005 bis 2015 als Musikalische Leitung im Klingenden Museum Hamburg tätig und arbeitet seit September 2015 in der Educationabteilung der Elbphilharmonie Hamburg, seit Januar 2018 als Leitung der Abteilung.
Benjamin Holzapfel stammt aus Süddeutschland und hat in Hamburg Musik-, Erziehungs- und Religionswissenschaften studiert. Als freiberuflicher Musiker, Musikwissenschaftler und Musikpädagoge war er in den vergangenen Jahren für verschiedene Institutionen tätig. Seit 2016 arbeitet er als Teamleitung Instrumentenwelt in der Educationabteilung der Elbphilharmonie Hamburg.
Marie-Therese Rudolph: Hörminute
Mit der Hörminute stellt mica – music austria gemeinsam mit der Plattform Musikvermittlung Österreich (PMÖ) die große Vielfalt an Musik in Österreich kostenlos für Volksschulklassen zur Verfügung: quer durch alle Stilrichtungen und Regionen, durch Epochen und Besetzungen macht die österreichische Musikszene den Kindern ihre Musik zum Geschenk.
Die Hörminute ist eine einfache Methode, die Musik aus dem Hier und Heute in die Klassenzimmer zu bringen. Zu jeder Hörminute wird ein Bild, ein weiterführender Text, die Angaben zu den UrheberInnen und InterpretInnen sowie Lehrmaterialien über die Mediathek digital und kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Anwendung gestaltet sich einfach und wird – im besten Falle – täglich durchgeführt. Nach der Aufforderung an die Kinder, sich gemütlich hinzusetzen, zur Ruhe zu kommen und die Augen zu schließen, wird die Audiominute abgespielt. Im Anschluss daran können die SchülerInnen ihre Eindrücke artikulieren. Wesentlich dabei ist, dass von den Kategorien „richtig“ und „falsch“ abgesehen wird.
Das Ziel, junge Menschen mit Musik vertraut zu machen, ihr Gehör und Einfühlungsvermögen zu schulen und sie nachhaltig für Musik zu begeistern, rückt damit näher.
Marie-Therese Rudolph, Studium der Musikwissenschaften in Wien, Brüssel und Paris, Beraterin für Musik und Tanz sowie Kulturelle Schulentwicklung bei KulturKontakt Austria, Autorin, Journalistin, Projektmanagerin, Künstlerische Leiterin des Festival 4020 in Linz.
MATTHIAS KREBS: Demokratisierung durch Digitalisierung
Die neuen digitalen Musiktechnologien liefern potenziell nicht nur ein Medium und eine Werkstatt für Musik. Vielmehr zielen sie auf die Erzeugung ästhetischer, immersiver Erfahrungswelten, die Nutzern Möglichkeiten bieten, aktiv Teilnehmende dieser erfahrenen Welt zu werden und nicht nur externe Beobachter. Im Unterschied zur Kulturkritik der frühen Digitalisierungsphase, die eine Standardisierung und Reproduktion des immer Gleichen befürchtete, stellen sie eine Umgebung dar, in der Musikmachen in spezifischer Weise ermöglicht wird, als ein eigenständiges Instrumentarium. Digitale Musiktechnologien eröffnen den Raum für neue Wahrnehmungs-, Darstellungs-, Präsentations-, Kommunikations- und Gestaltungsformen, die auf verschiedenste Weise ästhetisch-künstlerisch genutzt und als Experimentierangebote verwendet werden können. Diese Potenziale der Digitalisierung entfalten sich aber erst im sozialen und kulturellen Umgang mit den Technologien und nicht aus sich selbst heraus. Durchaus in kritischer Distanz zu diesen Erwartungen widmet sich dieser Beitrag der Frage: Wie können Vermittlungsangebote gestaltet werden, um Möglichkeiten und Bedingungen der Teilhabe an Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen in der digitalisierten Musikkultur für alle zu verbessern?
Matthias Krebs ist Diplom‐Gesangs‐ und Medienpädagoge, Physiker und Opernsänger. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste (UdK) Berlin und leitet die Forschungsstelle Appmusik. Aktuell forscht Krebs im Verbundprojekt MuBiTec (BMBF) zu Fragestellungen ästhetischer Erfahrungsmöglichkeiten und der Kompetenzentwicklung in appmusikalischen (Bildungs-)Kontexten. Zudem ist er Gründer des Kulturangebots app2music und entwickelt Konzepte für Institutionen der Kulturellen Bildung.
Workshops
Tagtool – The Digial Orchestra
Tagtool ist ein Instrument für spontanen visuellen Ausdruck, erhältlich als iPad-App. Mittels Multi-Touch-Tablet werden im Team Zeichnungen erstellt, animiert und live über einen Projektor vorgeführt. Tagtool wird in über sechzig Ländern für Performances im öffentlichen Raum, Bühnen-Shows und pädagogische Projekte eingesetzt und wurde 2014 von Apple in der Auswahl „Apps We Can‘t Live Without“ sowie 2016 im Apple-Video „New Beginnings“ gefeatured.
Über OMAi
Das Wiener Office for Media and Arts International (OMAi) wurde 2007 gegründet. Seither verbindet es künstlerische Services mit der Entwicklung von innovativer Software und steht für einen spontanen und kollaborativen Zugang zu digitaler Kreativität. Zentral ist dabei die Kombination von analoger Sensibilität und digitaler Technik, mit deren Hilfe neue Formen visueller Kommunikation als Projektionsmalerei auf die Straße, die Bühne und ins Wohnzimmer gebracht werden. OMAi ist durch zahlreiche Auftritte und Installationen für seine fantastischen animierten Welten international bekannt.
Marco Palewicz: Digitale Medien in der Musikvermittlung und darüber hinaus
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und bietet immer mehr ungeahnte Möglichkeiten in fast allen Bereichen unseres Lebens. Auch in der Musikvermittlung trägt sie dazu bei, das pädagogische Schaffen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Andererseits fühlen sich manche dadurch überfordert.
Marco Palewicz gibt einen umfassenden Überblick über seine Herangehensweise der letzten zehn Jahre, spannt einen Bogen zwischen analogen und digitalen Tools und gibt Einblicke in Erfolge und Misserfolge seiner pädagogischen Aktivitäten in Verbindung mit digitalen Werkzeugen. Mittels Aktivitäten aus diversen Genres zieht er ein persönliches Resümee, das dabei helfen kann, einen eigenen Weg durch den Dschungel der digitalen Welt zu finden und die persönliche Handhabung digitaler Medien individuell auf ein neues Level zu hieven.
Marco Palewicz studierte IGP für Jazz- und Popularmusik/Hauptfach Klavier an der Anton Bruckner Universität in Linz und bewegt sich stilistisch von Jazz, Pop bis hin zu avantgardistischen Formationen und in Kombination all derer. An der Musikschule Linz bietet er mit der SOUNDFACTORY EXTD Computerkurse für generelle digitale Generierung und Handhabung von Musik am Computer in Zusammenarbeit mit dem Ars Electronica Center an. Im Unterricht widmet er sich individuell den Möglichkeiten und Motivationen der SchülerInnen, was vom Instrumentalunterricht bis hin zu speziellen Themen wie Klangsynthese oder Liveumsetzungen in allen gängigen Genres reicht.
Miguel Kertsman: Music: Technology, Society, Music Presenting, Education
As we experience fast technological developments affecting our lives, important questions emerge as one speaks about the Arts, Music, Education and Society. Does one see technology for what it should be – a potentially fantastic tool? Concerning Art, the question becomes even more philosophical: What is Art? What place should technology have with the Arts? What constitutes a genuine artistic endeavor, or a contrived one?
Technology can have a major impact in the creation and production of music, on music education, and on how music can be programmed, presented and consumed. This workshop aims to trigger a healthy debate on those contemporary and relevant questions.
Miguel Kertsman’s music transcends genres embracing Classical Music, Jazz, Rock, World, Electronica Film, Games. His works have been performed or recorded by world class artists as guitarist John Williams, the London Philharmonic Orchestra, Dennis Russell Davies, Angelika Kirchschlager, Bruckner Orchester Linz, The Vienna Symphony Chamber Orchestra, etc. His works have been released or published by Sony Classical, RCA Victor Group (BMG), Universal Edition, Naxos etc.
As recording artist, keyboardist, producer, audio engineer, Kertsman’s discography exceeds 200 international releases including a Grammy Award nomination. He holds university lectures directing two MA programs at Danube University Krems. Lectures, seminars, colloquia and workshops have included several international universities.
Moderation
Hans Georg Nicklaus, Kulturwissenschaftler, Radioredakteur, Musikvermittler, Univ.-Dozent für Musik-, Kulturgeschichte und Musikvermittlung an der Anton Bruckner-Privatuniversität in Linz, seit über 20 Jahren Gestalter, Moderator und Redakteur von Musiksendungen im Radioprogramm von Ö1 (ORF).
Unlängst erschienen ist: Weltsprache Musik. Rousseau und der Triumph der Melodie über die Harmonie. Fink Verlag 2015.
Zwei Mal ausgezeichnet mit dem österreichischen „Radiopreis der Erwachsenenbildung“ (2014 Sparte ‚interaktive und experimentelle Produktion’, 2016 Sparte ‚Kultur’).
Künstlerische Intervention
LOS KRACHOS (LMS FREISTADT/OÖ)
LENA HAAS
DANIEL HACKL
UCHENNA KATZMAYR
MORITZ LINDNER
LEITUNG: MARKUS LINDNER
In eine farbenprächtige Welt der Percussionmusik entführen die jungen SchlagwerkerInnen der Gruppe „Los Krachos“. Zum musikalischen Schwerpunkt gehören Marimbaklänge, gewürzt mit Percussion aus aller Welt. Bekanntes und Überraschendes – meditativ bis explosiv – Rhythmus pur!
Zu den bisherigen Highlights zählen neben mehreren 1. Preisen bei „prima la musica“ und „Musik in kleinen Gruppen“ auch zahlreiche Konzertauftritte der jungen MusikerInnen (Night of Percussion in Tirol und Schweiz, Percussionfestival Freistadt, Familienkonzert mit dem Brucknerorchester Linz, Kulturzentrum Hof, Rhythm is Music Ried i.I., …) Das Ensemble zeichnet sich aber nicht nur durch musikalische Erfolge aus – auch zwischenmenschlich spürt man die Freude und Begeisterung an der Musik.
INFORMATIONEN ZUR Anmeldung
Tagungsbeitrag
Normalpreis (für die gesamte Tagung): € 49,50 inkl. 10 % UST
Studierende zahlen einen Unkostenbeitrag: € 24,– inkl. 10 % UST – bitte bei der Anmeldung angeben.
Studierende der ABPU müssen keinen Beitrag zahlen und erhalten für die Teilnahme ECTS-Punkte.
Unterkunft
In folgenden Hotels sind bis Montag, 3. Dezember 2018 Zimmer für unsere Tagungsteilnehmenden reserviert, bei Interesse buchen Sie dort bitte unter dem Hinweis auf „Tagung Musikvermittlung“:
Hotel Goldener Adler
Hauptstraße 56, 4040 Linz
Preis pro Nacht für ein Einzelzimmer: € 72,– inkl. Frühstück
Spitz Hotel
Fiedlerstraße 6, 4040 Linz
Preis pro Nacht für ein Einzelzimmer: € 104,– inkl. Frühstück
Anmeldung
Melden Sie sich bis Freitag, 22. Februar 2019 unter office@musicaustria.at an und teilen Sie uns bitte folgendes mit:
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- Welche zwei der drei Workshops am Freitag, 1.3.2019 möchten Sie besuchen?
- Möchten Sie Konzerte des Rahmenprogramms besuchen?
- Studieren Sie (an der ABPU)?
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Links:
Anton Bruckner Privatuniversität (ABPU)
Ars Electronica Center (AEC)