Am 18. Juli erschien bei monkey music eine Compilation veröffentlicht, die sich in jedem Besitz eines musikinteressierten Wieners und jeder musikinteressierten Wienerin befinden sollte, denn „Wien Musik 2014“ verspricht nicht nur ein musikalisches Stadtbild, sondern auch einen kleinen Überblick der jüngsten heimischen Musikszene.
Wien. Eine Stadt ohnegleichen mit einer ganz eigenen schwerlich süßen Mentalität, gesundem Selbstbewusstsein (natürlich nicht zu verwechseln mit Arroganz!) und ironischem Unterton. Wie jedes Jahr versucht monkey music diesen Wiener Flair in eine CD zu packen, mit verschiedensten Tracks verschiedenster Musikstile, die gemeinsam mit all ihren Schrulligkeiten ein überzeugendes Gesamtbild von Wien ergeben. Gleichzeitig sind die „Wien Musik“-Alben ein kleines Abbild der aktuellen Musikszene und somit ein muss-gehört-sein für jeden Liebhaber der Wiener Musik mit dem Wunsch, up to date zu sein.
Eine Melange, bitte
Vom Küchenradio bis Weltuntergang bis nasse Schuhe bis zum Leben in Favoriten ist thematisch wohl alles dabei. Und doch passen die Lieder zusammen, denn sie haben allesamt ihre Wiener Herkunft gemein und den typischen wienerischen Tonfall, trocken ehrlich aber humorvoll, etwas jammervoll aber doch mit Stolz und leichter Ironie.
Mit „Wien Musik 2014“ stellte monkey music eine CD zusammen, aus der sowohl die innovative jugendliche Energie wie auch die altwiener Dialekt-Weisheiten herauszuhören sind. Einmal sind die sonst Chancenlosen und zu wenig erhörten – also Mundart, Politpop, motivierte Frischlinge und aktuelle Themen – auf einem Tonträger vereint. Darunter auch bekannte Melodien, die uns bereits das letzte Jahr über begleitet haben, wie „Maschin“ von Bilderbuch, Johann Sebastian Bass‘ „Voodoo“ oder „Curiosity doesn‘t suit you well“ von We Walk Walls.
Wien für eine(n), Wien für alle
Eingestimmt werden wir von Wiens HipHop-Kindern Gerard und OK Kid mit der Aufforderung „Atme die Stadt“. Zu dramatischen Melodien rappen sie uns durch Wien und seine Leute, die als Einzelgänger eigentlich nur Autonomität anstreben, aber alle dieselbe Stadtluft atmen, jede/r für sich allein. Mit Rap geht es auch noch weiter, MAdoppelT geht die eben noch geatmete Luft fast aus, „Drück auf Play“ appelliert an alle, die nicht realisieren wollen, wie die Welt um sie herum aussieht und keine Verantwortung übernehmen wollen.
Ebenfalls laut bezüglich inakzeptablen Entwicklungen wird Birgit Denk. Sie beschreibt in „Mei Radio“ sehr klar die zum beschämten Kopfschütteln einladende derzeitige Situation der österreichischen Funkhäuser „mei Radio spüt oiwei ´s söwe Liad, ich hurch schon nimma hin.“ Einige der dort vernachlässigten und ignorierten MusikerInnen landeten zum Glück auf der vorliegenden CD.
Die morbide Metropole
Das morbide Wien, das reicht mindestens von Schlachthausgasse bis Zentralfriedhof, beim Zuhören von Sigi Maron feat. Erdal Abaci muss Favoriten auch noch hinzu gezählt werden.
„Da Vota is vom Baugrüst ovi gflogn, die muada, die hot grert. Nach ona wochn homman dann eingrobn, wias a sich so ghert. S‘Lebm is hoat in Favoriten.
Wies oid war hommas nach Leinz aussigfiert, die muada, die hot grert, noch on paar monat‘ is dort krepiert, wias a sich so ghert. S‘Lebm is hoat in Favoriten.“
Mit einer mehr oder weniger morbiden Einstellung gehen auch Müßig Gang feat. Der Nino aus Wien, Harry Ahamer und das Trio Lepschi an die Sache ran.
Der „Wöduntagaung“ kann kommen
Wie sich ein Weltuntergang in Wien abspielen würde, erzählen uns Martin Spengler & die foischn Wiener – aber kein Stress im gmiatlichen Wien, der große Braune kann weiterhin langsam genossen werden, weil „in Wien passiert eh ollas zwanzg Joahr späta.“ Es sind auch weitere Weltuntergangstipps in den Tiefen dieser vielseitigen CD zu finden.
„Und gangad die Wöd unta, bin i ma sicha, dass mia da darin nix zuastoßn dad.“
Gemeint ist natürlich das Lieblingscafé, wo immerzu dasselbe bestellt wird und die Zeit nicht zu existieren scheint. Die Sicherheit und nie schwindende Gewohnheit, sowie die Wiener Spezialität, das halbe Leben in irgendwelchen Stamm-Kaffeehäusern zu verbringen, drücken Molden / Resetarits / Soyka / Wirth in „Malipop“ vortrefflich aus. Gut zu wissen, dass wir im Falle eines baldigen Weltuntergangs auch einen Soundtrack parat haben.
Vielleicht könnte man anmerken, dass eigentlich noch einige andere in Wien eingefleischte MusikerInnen noch vertreten sein sollten (Bernhard Schnur, die Superschnauzer, Trivialz, Propella, …), doch ist eine CD leider nicht endlos lang. Und nicht vergessen sollten wir bei jeder Kritik, dass die Verantwortlichen auch nur Wiener sind und für die gilt bekanntlich, wie die Gebrüder Marx singen, „Hättma, kenntma (mochma oba net)“.
Dora de Goederen
Foto: Daniel Gebhart de Koekkoek
http://www.monkeymusic.at