MUSIK BRAUCHT RAUM

Musik braucht Raum. Eine Feststellung, die, akustisch gedacht, durchaus einleuchtet. Musik braucht Raum, um sich auszubreiten, ihren Schallwellen Platz zu verschaffen und – wenn man von geschlossenen Räumen ausgeht – um an den Grenzen reflektiert zu werden. Soll Musik vom Menschen gehört werden, so braucht Musik auch Luft. Es ist schön, wenn sich der Kreis schließt. In diesem Fall tut er es. Denn die Luft ist ja auch eine Analogie des Raums, der “freie Raum über dem Erdboden” (Duden).

Musik braucht Raum. Gesellschafts- und kulturgeschichtlich selbstverständlich. Wird Musik als frühgeschichtliches Kommunikationsmittel zunächst an Höfen und religiösen Gebetsstätten – mehrheitlich zweckorientiert – komponiert und vorgetragen, erhält sie im 17. Jhdt. einen Freiheitsraum, das Opernhaus. Es öffnet die Türen für das breite, wenn auch finanziell potente Volk, macht Musik zur Unterhaltung, zum Grund des Ereignisses. Mittlerweile hat sich Musik in alle Ecken unseres Lebensraums ausgebreitet, Musikinstrumente haben – auch als Prestigeobjekt – Einzug in die Haushalte aller Gesellschaftsschichten genommen. Die Menschen gehen immer selbstbewusster mit der Aneignung von Raum für ihre Musik um. Musik in all ihren Formen, ob unterhaltend im Cafe, aufwühlend im Horrorfilm, begleitend im Auto, ist in unserem mitteleuropäischen Lebensraum präsenter als je zuvor. Die erst 150 Jahre alte Reproduzierbarkeit von Klang, dank Thomas Alva Edison, hat eine derartige Ausbreitung möglich gemacht. Djing etwa wäre nicht existent. Dass wir heute in unserem Wohnzimmer, in Bars, Clubs usw. Musik hören, die alles andere als zeitgleich produziert wird, ist Erbe dieser Erfindung.

mica – music austria
macht es sich im Jubiläumsjahr seines 20-jährigen Bestehens unter anderem zur Aufgabe, dem Korrelat Musik und Raum mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die Notwendigkeit der unmittelbaren Präsentation von Musik aufzuzeigen. Musik braucht Raum. Der Überzeugung sind viele, die sich in Österreich für Orte einsetzen, die ohne Subventionierung erhalten werden müssen, deren Existenzberechtigung (die der Räume versteht sich) vielleicht sogar in Frage gestellt wird und für deren Inhalte kulturpolitisches Interesse fehlt. Wir wollen uns mit Menschen unterhalten, die sich mit dieser Frage des Raums ständig auseinandersetzen, mit ihnen gemeinsam neue Gedanken anstoßen und als Musikinformationszentrum und Musikzeitschrift sprachlich abbilden, zum Diskurs beitragen und zur Beteiligung aufrufen.

Der Output musikalischer Formationen in diesem Land ist immens und wachsend. Über die Finanzierbarkeit des eigenen MusikerInnenlebens macht sich so mancher Protagonist, so manche Protagonistin der Szene Gedanken. Mehr Raum, schafft mehr Möglichkeiten für Auftritt, Darstellung, Vielfalt und pathetisch gesprochen, für das Überleben der Musikschaffenden. Musik braucht Raum, um die Zukunft einer facettenreichen österreichischen Musiklandschaft zu gewährleisten.

Lucia Laggner

 

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung (Mitteilung) trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.