musik aktuell – Neue Musik in Niederösterreich 2007/08

Die Solistin, der Solist stehen im Jahr 2007 im Zentrum von musik aktuell – neue musik in Nö. Es werden Projekte präsentiert, die das Individuelle, das Persönliche und auch das mitunter Einsame des darbietenden Musikers in den Mittelpunkt stellen sollen. Der Komponist und Trompeter Franz Hautzinger hat als “artist in residence” aus über 200 eingereichten Projekten 100 ausgewählt von denen nun rund ein Drittel von niederösterreichischen Veranstaltern realisiert wird. Hannes Raffaseder wird das Programm 2008 kuratieren.

2007: solo…allein…privatmusik aktuell ist in Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung des Landes NÖ, strukturell für neue Musik tätig – auf verschiedenen Ebenen: Workshops und Seminare, Hilfe beim Vertrieb von Tonträgern, “Lobbying” und Unterstützung von Veranstaltern bei Konzerten mit zeitgenössischer Musik.

 

Das Programm von musik aktuell 2007 ist das umfangreichste seit der Gründung: 85 Veranstaltungen an 35 Orten, 9 Seminare und Vermittlungsprojekte. Bei der Programmpräsentation am 7. März in Wiener Neustadt im Beisein der Kulturlandesrätin Dr. Petra Bohuslav konnte Gottfried Zawichowski (Geschäftsführer Musikfabrik Niederösterreich) stolz vermelden, dass mit Franz Hautzingers Themenausschreibung  solo…allein…privat ein Thema gewählt wurde, das den Musikerinnen und Musikern sehr aus der Seele spricht: Wie sonst wäre es erklärbar, dass nahezu doppelt so viele Einreichungen wie in den Jahren davor, nämlich über 200, im Büro der Musikfabrik NÖ eingegangen sind. Die Ausschreibung stieß auch international auf großes Interesse.

 

Mit diesen Zeilen hatte Franz Hautzinger vor einem Jahr Künstler aufgefordert, sich bei musik aktuell 2007 einzubringen: “der solist, der einsame, der alleinige, der selbstverantwortete, der eigene, selbständige, muss immer den eigenen weg gehen, muss alles in privatkosmischer durchdenkung wiedergeben, wird geliebt, verehrt, gefeiert, geachtet, geächtet, kritisiert, verdächtigt, ermahnt, ..verrissen… das solo: ich persönlich sehe es eine art (er)lösung, ein himmel für das eigene, reflektierte denken und empfinden. ich möchte alle ermutigen, den eigenen weg zu gehen, die mühen und lasten auf sich zu nehmen und sich zu- zu-trauen ein eigener kosmos zu sein und daran zu arbeiten und künstlerisch kreative entfaltung zu (er)leben. ich möchte alle betroffenen einladen, aus den reihen zu treten und ihre musikalischen gedanken und experimente an die öffentlichkeit zu bringen. würde gerne all die stimmen hören.”

 

Das vollständige Jahresprogramm liegt nun vor, hat schon begonnen und ist auf der Homepage der Musikfabrik (siehe Link) abrufbar. Selbstverständlich finden Sie die Veranstaltungen jeweils auch im mica-Konzertkalender (Konzerte und Veranstaltungen) angekündigt.

 

2008: musik:macht:medien

Das von Hannes Raffaseder formulierte Thema für 2008 lautet musik:macht::medien. Zwischen Musik, Macht und Medien, zwischen aktivem Musikmachen und passivem Medienkonsumieren, zwischen Verbreitung und Vermittlung von Musik, zwischen neuen Spieltechniken und den klingenden Ergebnissen, zwischen funktionaler Gebrauchs- und autonomer Kunstmusik etc. spannt sich ein breites Geflecht von Wechselbeziehungen und Querverweisen, Gegensätzen aber auch Parallelitäten. Dieses Netzwerk soll im Rahmen von musik aktuell 2008 auf möglichst vielfältige Weise hinterfragt werden:

 

Wer macht Musik? Wer produziert Musik? – Wie wird Musik produziert?
Wer hört Musik? – Wo und Wann hören wir Musik? – Mit welcher Intensität?
Wer konsumiert Musik? – Warum wird Musik konsumiert? Wem gehört Musik? Wer vermarktet Musik? – Wie wird Musik vermarktet? Macht Musik hörig? Wie wirkt Musik? Was bewirkt Musik?

 

Seit rund 10 Jahren machen neue Formate die digitale Verteilung von Musik quasi zum Kinderspiel und Musik kommt sprichwörtlich “wie Wasser aus der Leitung”. Während Musik früher “jetzt oder nie” gehört werden musste, ist sie heute allgegenwärtig und jederzeit verfügbar. Riesige Schallarchive lassen sich in der Westentasche transportieren. Musste man noch vor wenigen Jahrzehnten entweder selber musizieren oder mitunter weite Wege in Kauf nehmen, um überhaupt Musik hören zu können, so muss man sich heute aus der Gesellschaft zurückziehen und mitunter weite Wege in Kauf nehmen, um ihr zu entkommen. Wo gibt es noch Stille? Während Musik oder – ganz allgemein – Klänge und Geräusche die Zeit strukturierten, definieren sie heute vielfach den Raum, schaffen Atmosphäre, sind Klangtapete. Es besteht kaum Zweifel, dass sich die menschlichen Hörgewohnheiten innerhalb weniger Jahrzehnte grundlegend verändert haben.

 

Mit dem Thema musik:macht:medien möchte musik aktuell in der Saison 2008 eine Plattform bieten, um sich mit diesen Änderungen auseinander zu setzen und durch künstlerische Statements darauf zu reagieren.

 

Ausschreibungstext 2008

Gesucht sind Ideen, Konzepte, Projekte…

 

Macht Musik!
…die zum aktiven Musizieren und zum aktiven Hören einladen,
…die das häufige Rollenbild beim Musikmachen (KomponistInnen, MusikerInnen, HörerInnen) hinterfragen,

 

Medien, macht Musik!
…die die Möglichkeiten der Schallaufzeichnung nicht (nur) zur Reproduktion nutzen, sondern als kreatives Tool, als Hyperinstrument begreifen
…die aus diversen Versatzstücken der Medienlandschaft neue Musik entstehen lassen: Remixes, Collagen, Transformationen, Audioprojekte im Web, interaktive Klang- bzw. Medieninstallationen

 

Macht Musikmedien!
…die aktuelle Medien und/oder aktuelle Formen der Kommunikation nutzen, um neue Plattformen und Netzwerke für
…die Vermittlung und Verbreitung von Musik entstehen zu lassen: Downloads, Podcasts, Blogs,.

 

Medienmacht Musik
…die sich mit der Rolle der Musik in den Medien kreativ auseinander setzen: Filmmusik, Jingles, Musik in Computerspielen etc.

 

Medien – Machtmusik
…die sich mit Ge- und Missbrauch von Musik in der medialen Gesellschaft auseinander setzen.

 

Musikmedienmacht
…die sich mit dem Einfluss der Musikindustrie und der Massenmedien auf die menschlichen Hörgewohnheiten auseinander setzen
…die die Bedeutung von Urheberrecht und Digital Rights Management kritisch hinterfragen.

 

Medienmusikmacht
…die sich mit der den aktuellen Formen, den Klischees der Medienmusik in Film, Fernsehen und Werbung kritisch und kreativ auseinander setzen.

 

Macht Medienmusik!
…die neue Formen der Medienmusik entwickeln: Musik zu Filmen, Filme zur Musik, audio-visuelle bzw. intermediale Projekte.

 

Einreichungen bis spätestens 20. Juni 2007 an die
Musikfabrik NÖ
Wilhelmstraße 29
3430 Tulln
(pressemappe musik aktuell/hr).

 

Foto Raffaseder: Kurt Hörbst