MOTSA im mica-Porträt

Der österreichische Produzent und Elektro-Musiker MOTSA ist mit seinen modernen Beats zwischen wiederverwerteten analogen Sound-Schnipseln, elektro-perkussivem Touch und akribisch ausgewählten Synthesizer-Sounds genau am Puls der Zeit. Statt als „nur ein DJ“ abgestempelt zu werden, tragt die organischere Herangehensweise ans Musikmachen dazu bei, dass auch anderes Klientel hörig wird als die typische Club-Besucherschaft. Und das von Südafrika bis Mexiko.   

Um als Solokünstler so vielschichtige Kompositionen ans Licht der Welt zu bringen wie MOTSA bedarf es eines gewissen Gespürs für Sounds, Klänge, Geräusche etc. und zwar aus mehreren musikalischen Perspektiven trotz nur einem auditiven Zentrum im Gehirn. Der Drang seine Ideen nicht nur für sich selbst zu horten, sondern sie in Clubs, Konzertsälen und den Tiefen des Internets pulsieren zu lassen, sollte auch vorhanden sein. Der in Schottland aufgewachsene Valerio Dittrich hat bisher anscheinend einen Lebenslauf absolviert, der zu diesem nicht gerade alltäglichen Persönlichkeitsprofil führt, welches sich tendenziell introvertiert anhört aber extrovertiert nach außen getanzt wird. Natürlich kann man anhand vordergründig instrumentaler und elektronischer Musik dann doch nur bedingt Teesud-Leserei betreiben. Klanglich befindet sich MOTSA jedenfalls genau am Puls der Zeit: analog angehauchter Elektronik-Sound, der liebevoll genug gestaltet und umgesetzt wird, aber gleichzeitig genug beat-basiert ist, dass sowohl audiophile als auch partybegeisterte das Tanzbein schwingen.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Mit Guest-Vocals in die breite Masse

Nach drei EP’s auf dem hauseigenen Label von Fatboy Slim, Southern Fried Records, was in Szenekreisen bereits einer fetten Portion Anerkennung gleichkommt, veröffentlichte MOTSA seit dem Jahr 2016 eine weitere EP namens „Petricolour“ und eine Single namens „Falling“ über ein selbst gegründetes Label (Petricolour Records) und verortet sich selbst damit neu beziehungsweise wieder in den Gefilden des D.I.Y.a, aus denen die meisten Soundbastler hervorgehen. Lediglich das Wohnzimmer wird irgendwann durch den nächstbesten Club ausgewechselt. Das Gespür für den Sound zur aktuellen Zeit beweist der normalerweise als Solokünstler agierende MOTSA auch in dem er sich für die letzten Releases die beliebtesten Sänger und Sängerinnen aus der Reihe up-and-coming im Bereich Indie-Pop ins Boot holte: Sophie Lindinger (Leyya), David Österle (Hearts Hearts) und Amy Spencer (Leeik) geben sich das Mikrofon in die Hand und verwenden metaphorisch ihre Füße um das Tor zur breiteren Masse noch weiter aufzustoßen. Damit einher geht ein noch stärker in sich gekehrter und melancholischer Touch im Klangbild. Die musikalische (und sehr gut in das 21. Jahrhundert passende) Vision von MOTSA hat dem Künstler jedenfalls bereits mehr als fünf Millionen Streams auf Spotify beschert. Das dürfte selbst bei der nicht gerade großzügigen finanziellen Ausschüttung dieses Mediums in Richtung Künstler dazu führen, dass für die nächste EP weiterhin das beste Audio-Equipment zur Verfügung steht. Durch das stete Veröffentlichen von EP’s und Singles anstelle von altbackenen LP’s, stellt MOTSA auch sicher, dass die kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen der Mittzwanziger genau getroffen werden und dies mit derselben Präzision wie besagte musikalische Vision. Hier ein bass-lastiger Synthesizer, dort ein Up-Tempo Beat und dazwischen ein perkussiver Break zum Durchschnaufen.

Bild MOTSA
MOTSA (c) Christina Linher

Beats von Südafrika bis Mexiko

Dass dieses gekonnte und auf den alternativen Dancefloor zugeschnittene Songwriting auch global sehr gut funktioniert und also den allgegenwärtigen Zeitgeist trifft zeigen Auftritte von Südafrika über Portugal bis hin zu Mexiko. Davon zu sprechen, dass auch die Szene auf den Ausnahme-Beat-Bastler aufmerksam geworden ist wäre eine regelrechte Untertreibung, haben doch schon so illustre DJ’s und Elektro-Afficionados wie Submotion Orchestra, SG Lewis, Flamingods, Denai Moore oder The 2 Bears ihre Remix-Territorien bis nach Österreich und auf MOTSA’s Festplatte ausgeweitet.

In seinem Genre – dem von Details lebenden elektronischem Beat-Sound – ist MOTSA mittlerweile zweifelsohne zum Meister seines Fachs geworden und gibt mit neuen Nuancen mitunter auch den Ton an. Die Zuhörerschaft wird mit Sicherheit sukzessive Wachsen und es bleibt mit Spannung zu erwarten, in welche Richtungen sich der Sound von MOTSA noch weiterentwickelt.

Sebastian J. Götzendorfer

MOTSA – live:
24.04. – Cuernavace (MEX), Cinema Planeta
28.04. – Mexico City (MEX), Departamento
29.04. – Mexico City (MEX), Feria de las Culturas Amigas
08.06. – Poznan (POL)
29.06. – Salzburg (AT), DAWN Festival, Rockhouse  

Links:
MOTSA
MOTSA (Facebook)