Man tut Ernst Molden, Willi Resetarits, Walther Soyka und Hannes Wirth vielleicht ein wenig Unrecht, erwartet man von ihnen musikalisch gesehen mehr, als man es vielleicht bei anderen Bands tun würde. Aber es ist nun mal so. Zu oft haben sie in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, das sie zu etwas Besonderem befähigt sind, was sich nun auch ihrem neuen gemeinsamen Album „Ho Rugg“ (Monkey Music), dem zweiten nach „Ohne di“, einmal mehr zeigt. Was der Vierer unter der Federführung des Liedermachers und Dichters auf den Weg bringt, ist schlicht eine sehr stimmungsvolle, unter die Haut gehende und in den Blues übersetzte Liebeserklärung an den wienerischen Dialektsong mit Tiefgang und Seele. Erhältlich ist das in Thomas Pronais (Bo Candy & His Broken Hearts) Studio in der Cselleymühle in Oslip unter der Leitung von Kalle Laar in rein analoger Form – das heißt ohne jeglichen computertechnischen Schnickschnack und ohne aufwändige Nachbearbeitung – entstandene Album ab 7. Februar. Präsentieren werden Ernst Molden und seine Mitstreiter es am 30. Jänner im Wiener Stadtsaal.
Wieder räudiger, erdiger, ungehobelter
Nach dem sehr persönlichen und ruhigen 2012er-Album „A so a schena dog“ geht es Ernst Molden auf „Ho Rugg“ nun wieder deutlich spritziger zur Sache. Musikalisch irgendwo zwischen dem amerikanischen Blues, dem originalen Wienerlied und dem von allen Klischees befreiten Austropop wandelnd, hat er sich dieses Mal einen Sound geformt, der dann doch etwas kantiger und dynamischer aus den Boxen schallt als noch zuletzt. Dass man nicht unbedingt von einem reinen Solo-Album im eigentlichen Sinne sprechen kann, ist auf das Zutun seiner kongenialen Partner Willi Resetarits (Stimme, Mundharmonika, Ukulelen), Walther Soyka (Harmonika, Stimme) und Hannes Wirth (Gitarren, Stimme) zurückzuführen, die die Ideen und Vorstellungen des Liedermachers aufnehmend und weiterverarbeitend, einen nicht unerheblichen Anteil daran haben, dass die Songs, mal in sanfter, ruhiger und zurückhaltender Form, dann wieder so richtig schön räudig, erdig, ungehobelt und auch ein wenig schräg, in Schwingung versetzt und mit Leben und Abwechslung erfüllt werden.
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Wie man es von Ernst Molden gewohnt ist, verzichtet er auch dieses Mal auf jegliches Schauspiel, seine Musik, seine Texte und Geschichten vermitteln wie schon in der Vergangenheit etwas Authentisches, etwas Natürliches und Glaubhaftes. Nichts wirkt irgendwie bemüht oder gekünstelt, seine rauchige Stimme klingt so, wie sie eben klingt, sein Humor und Witz, sein Augenzwinkern, seine Melancholie und Nachdenklichkeit sind Ausdruck eines echten Gefühls, seine Poesie ist eine, die nichts beschönigt und in blumigen Worten beschreibt, eben typisch wienerisch.
Molden verlässt die Stadt
Neu ist vielleicht die leichte Änderung der thematischen Ausrichtung. Waren Ernst Moldens Songs in der Vergangenheit nämlich inhaltlich noch stark mit Wien und dessen Menschen und Charakteren verbunden, so begibt sich der Liedermacher und Schriftsteller mit seinen drei Kollegen nun auf Reisen. Es ist nicht nur mehr alleine die große Stadt, die als Schauplatz seiner Alltagsgeschichten und Anekdoten dient, sondern auch das Land, ein wenig das Burgenland mit seinem schönen „neusiedla see“, ein wenig die Vorstadt, ein wenig das Industrieviertel usw.
Mit „Ho Rugg“ liefern Ernst Molden und seine Mitstreiter auf jeden Fall einmal mehr ein wirklich sehr schönes Beispiel für die ganz hohe Kunst des modernen Liedermachertums ab, eines, dem aufgrund der hohen Qualität und Klasse unbedingt Gehör geschenkt werden sollte. Eigentlich ein Muss für jeden Liebhaber anspruchsvoller Musik mit Tiefgang. (Michael Ternai)
Termine:
30.01.2014 – Stadtsaal, Wien
31.01.2014 – Stadtsaal, Wien
06.03.2014 – Posthof, Linz
07.03.2014 – Forum Kloster, Gleisdorf
12.03.2014 – Neue Burg, Perchtoldsdorf
13.03.2014 – Oval, Salzburg
21.03.2014 – Mozart, Amstetten
22.03.2014 – Hirschbach im Waldviertel
10.04.2014 – Cinema Paradiso, Baden
11.04.2014 – Wein und Literatur, Göttweig
21.04.2014 – Stadtsaal, Wien
26.04.2014 – Schlachthof, Wels
06.06.2014 – Die Bühne, Purkersdorf
Foto: Wolfgang Zac