„Mir ist das Medium Song wichtig“ – GEORG BAUERNFEIND im mica-Interview

GEORG BAUERNFEIND macht seit rund 20 Jahren Musikkabarett. Im Herbst 2015 wird er mit einem Best-of-Programm unterwegs sein und die aktuelle CD „Vorsorgelieder & Zukunftsmusik“ präsentieren. Tourstart ist am 19. September in Linz. Im mica-Interview mit Jürgen Plank erzählt BAUERNFEIND, warum es in seinen Liedern um die Finanzkrise und um die burmesische Stadt Mandalay geht.

Sie machen Musikkabarett, wie ist es dazu gekommen?

Georg Bauernfeind: Bei mir war zuerst die Musik da und dann ist das Kabarett dazugekommen. Ich habe mir mit 15 Jahren selbst beigebracht, Gitarre zu spielen, und dann auch gleich die ersten Lieder geschrieben. Im Internat haben wir eine Band gegründet, die sich nach der Matura aufgelöst hat. Mit 18 Jahren habe ich begonnen, auf Deutsch zu schreiben, das waren zum Teil sehr ernste, nachdenkliche Lieder.

Wie kam dann das Kabarett dazu?

Georg Bauernfeind: Ich habe bei einem Schreibworkshop mitgemacht und eine Sparte war Kabarett. Da habe ich gesehen, dass es auch möglich wäre, Kabarett zu machen. In meinen ersten Programmen waren zum Teil kurze Lieder drinnen, erst in den letzten Jahren ist mir die Verbindung aus Kabarett und Musik wichtig geworden. Ich habe lange daran gearbeitet, meine eigene Form zu finden.

„Ich möchte, dass ein Lied auch funktioniert, wenn es nicht auf einer Kabarett-Bühne stattfindet.“

Auch andere Kabarettisten binden Lieder in ihre Programme ein, etwa Lukas Resetarits, Josef Hader und Georg Ringsgwandl. Worin sehen Sie den Unterschied zu Ihrer Art, Musik und Kabarett verknüpfen?

Georg Bauernfeind: Es gibt das klassische Kabarettchanson oder das Kabarettcouplet und davon wollte ich mich immer abgrenzen. Auch wenn ich manchmal trotzdem in diese Richtung hineingeraten bin. [Lacht] Mir ist das Medium Song wichtig. Ich möchte, dass ein Lied auch funktioniert, wenn es nicht auf einer Kabarettbühne stattfindet.

Wie fanden Sie die Themen für die Lieder auf der aktuellen CD „Vorsorgelieder & Zukunftsmusik“?

Georg Bauernfeind: Im Prinzip ist das eine Sammlung von Liedern, die ich in den letzten Jahren geschrieben habe. Ein Teil stammt aus einem Kabarettprogramm, das ich mit einem Finanzexperten gemacht habe, das heißt „Grünes Geld und frische Blüten – ein Crashkurs“ und ist unmittelbar nach der Finanzkrise entstanden. Ich habe diese Lieder auch bei kurzen Auftritten verwendet, weil ich gemerkt habe, dass sie live als Songs gut funktionieren. Das Thema Geld war so stark präsent, dass es mich interessiert hat, etwas dazu zu machen. Zum Teil geht es um Themen aus meinem früheren Berufsleben, ich war lange in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Manche Themen stammen aus dieser – wenn man so will – Weltverbesserungsecke.

Oft geht es um globale Themen, etwa um die Finanzkrise oder um fairen Handel. Ist das der Versuch, die Welt auf humoristische Weise zu erklären?

Georg Bauernfeind: Mir ist ein ironischer Blick auf die Welt schon wichtig, weil die Ironie ein bisschen Abstand hält. Wenn man alles tierisch ernst nimmt, erschlägt es einen. Gleichzeitig will ich nicht mit Holzhammermethoden auf irgendwelche Botschaften aufmerksam machen. Ich finde, das soll mit Schmäh daherkommen, das soll Charme haben, und das funktioniert auch gut.

Weil auf diese Weise Themen besser transportiert werden können?

Georg Bauernfeind: Es kommt gut an, wenn man sich selbst und die Welt, in der wir leben, auf die Schaufel nimmt.

Auf Ihrer ersten CD „Hurra!“ finden sich zwei Stücke, die nach Asien verweisen. Wie ist denn das Lied „Mandalay“ entstanden, waren Sie wirklich vor Ort?

Georg Bauernfeind: Ich habe ein paar Reisen unternommen und eine ging nach Burma. Die Erlebnisse auf Reisen arbeiten unbewusst in mir weiter. Von Oley Speaks gibt es das Lied „On The Road To Mandalay“, ich habe das umgedreht und versucht, die Bilder und Impressionen zu verarbeiten, die es am Weg hinaus aus Mandalay gegeben hat.

Es gab also riesige Buddha-Statuen und Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer zu sehen.

Georg Bauernfeind: Ja, das war schon alles so. Diese Bilder haben mich nicht losgelassen und ich wollte sie in einem Lied verarbeiten.

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Apropos Radfahrerinnen und Radfahrer: Nicht nur in Burma, sondern auch in Wien gibt es Radfahrerinnen und Radfahrer. Sie thematisieren das im Lied „Radfahrer in Wien“, fahren Sie selbst mit dem Rad?

Georg Bauernfeind: Das Lied stammt aus einer Zeit, in der ich sehr viel mit dem Fahrrad gefahren bin, jetzt fahre ich weniger. Mir war es wichtig, zu zeigen, dass es praktisch unmöglich ist, sich als Radfahrerin beziehungsweise Radfahrer an die Gesetze zu halten. Sobald man sich aufs Fahrrad setzt und in Wien fährt, ist man mit einem Fuß im Häfn, weil man sicher irgendetwas übersieht. Weil es eigentlich gar nicht möglich ist, alles genau zu beachten. Manchmal fährst du zwei oder drei Meter auf dem Gehsteig, das machen die meisten so, weil es ein anderes Unterwegssein ist, als wenn man in einem Auto sitzt.

Ist die Begegnungszone in der Mariahilfer Straße dann das nächste Thema?

Georg Bauernfeind: „Begegnungszone“ wäre vielleicht auch ein netter Song, ja. [Lacht]

„Es interessiert mich, thematisch in die Tiefe zu gehen, zu Themen wie Reisen, Geld oder Naturschutz.“

Arbeiten Sie ständig neue Ideen aus, an neuen Liedern? Wie sieht der Arbeitsalltag eines Musikkabarettisten aus?

Georg Bauernfeind: Es springen mich Themen oder Geschichten an. Manchmal sind es auch konkrete Anregungen oder Anfragen von außen, jemand fragt: „Hast du zu diesem Thema ein Kabarett?“ Dann setze ich mich hin und überlege, wie und ob man das angehen könnte. Da ich aus der Bildungsarbeit komme, ist es mir schon ein Anliegen, mich mit einem Thema intensiver zu beschäftigen. Ich hatte ein Programm zum Thema Reisen und da war das Lied „Mandalay“ wieder drinnen. Es interessiert mich, thematisch in die Tiefe zu gehen, zu Themen wie Reisen, Geld oder Naturschutz. Ich versuche dann, interessante Aspekte und unterschiedliche Sichtweisen zu finden.

Wer ist denn Ihr Publikum? Hat das auch oft einen entwicklungspolitischen Hintergrund?

Georg Bauernfeind: Das ist gemischt. Aber gebucht werde ich schon oft von Weltläden und so, weil meine Musik gut in diese Art von Szene hineinpasst. Gleichzeitig kommt zu meinen Auftritten auch Publikum, das mit diesen Themen nicht so eng vertraut ist, normales Kabarettpublikum sozusagen.

Wann funktioniert ein Lied für Sie? Merkt man das schon beim Schreiben?

Georg Bauernfeind:
Mir ist das Feedback von Künstlerkolleginnen und -kollegen wichtig. Denen spiele ich ein Lied vor und dann diskutiert man darüber. Sonst ist für mich wichtig, dass eine Emotion im Lied steckt. Und der Umgang mit der Sprache ist mir auch wichtig, ich verwende viel Zeit für das Schreiben der Texte, daran arbeite ich schon ziemlich lange. Es gibt Ideen, die ich auch mal ein paar Wochen oder Monate liegen lasse.

Wer hat denn an der aktuellen CD mitgearbeitet?

Georg Bauernfeind: Ich habe Bernhard Krinner kennengelernt und einige Auftritte mit ihm gespielt. Er ist ein hervorragender Gitarrist, hat einige CDs gemacht und er hat ein gutes Gespür für Gitarren, da ist er wirklich ein Tüftler. Er bringt für die einzelnen Lieder die richtigen Stimmungen rüber, zum Beispiel hat er das Lied „Mit’n letzten Göd“ toll instrumentiert, das taugt mir. Das hätte ich alleine nie so hingekriegt.

Wer war noch dabei?

Georg Bauernfeind: Über Bernhard Krinner ist dann Thomas Mora dazugekommen, der hat früher auch bei Georg Danzer bei einigen Produktionen mitgespielt. Marc Bruckner hat die Harps eingespielt, das ist ein großartiger Musiker und es war toll, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Danke für das Gespräch.

Jürgen Plank

Tourdaten:
Samstag 19.9.15: Linz, WELTENBUMMELN, Kabarett und CD-Präsentation im Rahmen der Wear Fair, 17.45h, Tabakfabrik Linz, Peter-Behrens-Platz 15,
4020 Linz
Mittwoch 23.9.15: Wien, MIT‘N LETZTEN GELD, Kabarett-Premiere und CD-Präsentation, 20h, Spektakel, Hamburgerstraße 15, 1040 Wien
Freitag 02.10.15: Vorchdorf, WELTENBUMMELN, Kabarett und CD-Präsentation für Weltladen Vorchdorf, 19:00 Uhr, Pfarrsaal, Schloßplatz 2, 4655 Vorchdorf
Donnerstag 08.10.15: Baden, MIT‘N LETZTEN GELD, Kabarett und CD-Präsentation für Weltladen Baden, 19:00 Volksbank Baden, Hauptplatz 9 – 13, 2500 Baden

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