Schon auf der im vergangenen Jahr erschienenen ersten CD seines ambitionierten Projekts „Akrostichon“ zeigte der in Graz werkende Pianist und Komponist Michael Lagger auf höchst eindrucksvolle Art und Weise, in welche Richtung sich der moderne Jazz zukünftig bewegen könnte. Nicht anders verhält es sich auf „Akrostichon & Chor“ (Session Work Rec.), dem nunmehr zweiten Streich des gebürtigen Kärntners. Was hier von den Beteiligten in Perfektion zelebriert wird, ist die Loslösung von Konventionen, die stärkere Öffnung des Jazz hin zu einer klassischen Interpretation des Musikstils. Michael Lagger entwirft in seinen Stücken gemeinsam mit seinem hochkarätig besetzten Ensemble, sowie mit der Unterstützung des steirischen Landesjugendchores eine ungemein vielschichtige und atmosphärisch dichte Klangsprache, in der ganz wunderbar traditionelle Begrifflichkeiten überwunden werden.
Nein, Michael Lagger (Träger des Christoph Klauser Kunstpreises, sowie des Würdigungspreises des BMWF und Mitglied der Ö1 Talentebörse) zählt nicht wirklich zu jener Gruppe von MusikerInnen, die ihr Ziel alleine im Wiederholen alter Standards sehen. Vielmehr sind es der ausgeprägte Wille, sich immer wieder auf zu neuen Ufern zu machen, sowie die große Lust am Experiment, welche sein künstlerisches Schaffen bestimmen. Schon auf dem Erstlingswerk „Akrostichon“ schlüpfte der in Villach geborene Musiker in die Rolle des Brückenbauers zwischen den unterschiedlichen Spielformen und führte Dinge zusammen, die stilistisch wie klanglich auf den ersten Blick nicht wirklich kompatibel zu sein schienen. Ein Ansatz, den er auch auf seiner zweiten Veröffentlichung vortrefflich weiterzutragen weiß.
Akrostichon & Chor – Dream Shadows by mica
Der ursprünglich aus der Klassik stammende Pianist zeigte sich von der Chormusik immer schon begeistert. Und genau die große Zuneigung zu dieser Musikform ist es auch, die in seinen neuen Stücken ihren Ausdruck findet. Um seiner eigenen musikalischen Vision einen Schritt näher zu kommen und das klangliche Spektrum seiner Kompositionen noch facettenreicher und vielschichtiger zu gestalten, erweiterte Michael Lagger sein hochkarätig besetztes Ensemble um einen Chor bestehend aus Mitgliedern des steirischen Landesjugendchors.
Ein Experiment, das nach dem Durchhören der neuen Stücke als geglückt bezeichnet werden kann. Es ist vor allem die Leichtigkeit, mit welcher der Mastermind die von den InstrumentalistInnen virtuos dargebrachten und zum Teil sehr komplexen Kompositionen mit den fast schon schwebenden und atmosphärischen Gesangspassagen in Einklang zu bringen weiß. „Akrostichon & Chor“ kommt einer von wunderbaren Melodien getragenen Klangreise gleich, deren stimmungsvoller Spannungsbogen vom ersten bis zum letzten Ton anhält. Einfach faszinierend. (mt)
Michael Lagger