mica-Serie: Parlamentarische Enquete Musik die Teilnehmer: Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft (IKM)

mica-Serie: Parlamentarische Enquete Musik die Teilnehmer: Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft (IKM)Auf Antrag aller im Parlament vertretenden Parteien findet am 3. Juni 2008 im Nationalrats-Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes eine parlamentarische Enquete mit dem Thema “ZukunftsMusik. Aktuelle Herausforderungen und musikalische Entwicklungsperspektiven in Österreich” statt. Für die Präsidentenkonferenz, eine auf Initiative von mica-music austria gegründete regelmäßige Zusammenkunft von Organisationen des österreichischen Musiklebens, ist damit ein lange vorbereiteter Wunsch in Erfüllung gegangen. Durch die im Vorfeld von mica – music austria koordinierten Vorbereitungen ist ein historisch einmaliger Themenkatalog im Konsens mit allen am österreichischen Musikleben beteiligten Organisationen von KomponistInnen, MusikerInnen und VertreterInnen der Wirtschaft entstanden. Ein Themenkatalog, der auch über die Enquete hinaus ein Arbeitsprogramm darstellt.mica – music austria präsentiert im Rahmen dieser Artikelserie die teilnehmenden Organisationen.

Geschichte
Die Gründung des IKM mit einem etwa 12jährigen Vorsprung gegenüber anderen Institutionen im deutschsprachigen Raum und etwa zeitgleich mit ersten größeren Einrichtungen für Kulturmanagement in den USA und Großbritannien zeugt von pionierhaftem Weitblick der Initiatoren. Das Engagement Ernst Haeussermans (damaliger Direktor des Theaters in der Josefstadt, Direktionsmitglied der Salzburger Festspiele und Leiter der Abteilung für Film und Fernsehen an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst), beruhte auf einem “Unbehagen darüber, dass Menschen, die an Schalthebeln künstlerischer Institutionen sitzen, entweder reine Künstler sind und von den notwendigen Managereigenschaften nichts oder wenig besitzen oder reine Manager sind, auswechselbar mit Managern industriell-kommerzieller Unternehmungen”. (Ernst Haeusserman)
Die Entwicklung eines neuen Berufsfelds an der Schnittstelle zwischen Kultur und Wirtschaft schuf den Bedarf nach einer speziellen Ausbildung. Gemeinsam mit dem damaligen Rektor der Hochschule, Georg Pirckmayr, gelang die Gründung des “Instituts für kulturelles Management, künstlerische Betriebsführung und Öffentlichkeitsarbeit” als Provisorium. 1975 bewilligte das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung den Antrag und das IKM wurde an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien mit Zustimmung aller zuständigen Gremien integriert. Der Institutsbetrieb wurde in den Räumen des eingegliederten Veranstaltungsreferates in der Lothringerstraße, im 3. Wiener Bezirk, aufgenommen; im dortigen Sitzungssaal sollten auch wenig später die zuvor vereinzelt in der Filmakademie abgehaltenen Lehrveranstaltungen stattfinden. Bereits die ersten Institutsordnungen definierten Lehre, Forschung und Dienstleistung als die drei wesentlichen Aufgabenbereiche des IKM.
Der Fokus der anfänglichen Aktivitäten lag auf der Lehre. Das vorrangige Ziel war, dem Mangel an qualifizierten Führungspersönlichkeiten in der Kulturszene abzuhelfen und den Nachwuchs für Positionen vor allem in den Bereichen Darstellende Kunst, Film und Musik, aber auch Bildende Kunst sowie Literatur und Printmedien auszubilden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde für die bisher gelegentlich angebotenen Lehrveranstaltungen ein erweiterter Rahmen entwickelt und im Juni 1976 der “Lehrgang für künstlerisches Management” eingerichtet. Aufgabe des 4semestrigen Lehrgangs war die Vermittlung praktischer Grundlagen für die Arbeit in künstlerischen Organisationen und die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Alltag. Die etwa 20 pro Jahrgang zugelassenen Studierenden sollten für eine Mittlerrolle zwischen KulturanbieterInnen, KünstlerInnenn und Publikum vorbereitet werden. Der breite, spartenübergreifende Lehrplan umfasste betriebswirtschaftliches Grundwissen unter besonderer Berücksichtigung der Spezifika künstlerischer Betriebe, rechtliche Grundlagen, Grundlagen der Unternehmensführung im kulturellen Bereich, geisteswissenschaftliche Weiterbildung und die Fachkenntnis kultureller Teilbereiche in Theorie und Praxis. Jeweils ein Semester lang stand eine Sparte (Theater, Film, Fernsehen) bzw. ein Thema des Kulturmanagements im Mittelpunkt.
Mit Ernst Haeusserman als Leiter des Lehrgangs und des Fachbereichs Theater sowie Marcel Prawy, damals Chefdramaturg der Wiener Staatsoper, als Professor für den Bereich Musiktheater wurde das IKM zum Anziehungs- und Treffpunkt für eine junge kulturelle Szene, die im Kulturmanagement Fuß fassen wollte. Einblicke in die Praxis prägten die Ausbildung; IntendantInnen, TheaterdirektorInnen, KulturjournalistInnen, SchauspielerInnen, ProduzentInnen, DrehbuchautorInnen, FestivalleiterInnen, (Kultur)-PolitikerInnen, Theater- und FilmreferentInnen waren in den Lehrveranstaltungen zu Gast und traten in Dialog mit den Studierenden. Wochenend-Blockseminare in diversen Landgasthöfen, Exkursionen in Kulturbetriebe und -organisationen (Musikverein Wien, Kulturredaktion des ORF, .) sowie die Möglichkeit zu praktischen Arbeiten (Regieassistenzen, TV-Praktika, Mitarbeit an Theaterproduktionen,.) waren Teil des noch sehr offenen didaktischen Konzeptes.

Mitte der 80er Jahre
begann für das IKM eine Zeit der personellen, räumlichen und inhaltlichen Veränderungen und Reformen: Nach dem Ableben des IKM-Gründers Ernst Haeusserman wurde 1984 Leopold Spitzer zum Leiter bestellt. Er sah sich mit einem seit der Gründung des IKM gewandelten Einsatz- und Aufgabenbereich der KulturmanagerInnen konfrontiert. Die zunehmend volkswirtschaftliche Bedeutung des Kulturbetriebs (Umsatzzuwächse, Arbeitsplätze) akzentuierte die organisatorisch-ökonomischen Qualifikationen und forderte ein verstärktes Bewusstsein über die kulturpolitische Verantwortung. Nicht nur die Mittlerrolle der KulturmanagerInnen war gefragt, sondern auch ihr innovatives kreatives Potential, neue Konzepte zu entwerfen und zu verwirklichen. In diesem Sinne wurde das Studium am IKM reformiert, um auf die veränderten beruflichen Anforderungen zu reagieren.
Unter der Lehrgangsleitung von Gastprofessor Franz Willnauer (damals Leiter der Kulturabteilung Bayer AG Leverkusen) trat ein reformierter Lehrplan, der sich durch einen höheren Anteil an wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen, Faktenwissen und einem neuen didaktischen Aufbau auszeichnete, in Kraft: Statt der bisherigen Fokussierung auf ein Generalthema pro Semester vermittelte der Lehrgang nun zu Beginn das notwendige Grundlagenwissen (meist “Hard Skills” in Form von Vorlesungen) und anschließend eine spezifische Spartenvertiefung in Methoden und Techniken des Kulturmanagements. Die Studierenden konnten vier von acht Seminaren aus den Fachbereichen Musik-, Sprechtheater, Konzert, Festspiele, Medien- Literaturbetriebe, Museen und Galerien sowie Freie Gruppen wählen. Die verschiedenen Eingangsvoraussetzungen der Studierenden wurden dadurch stärker berücksichtigt. Die Hauptlehrveranstaltungen wurden an drei Nachmittagen während der Woche und, um Berufstätigen entgegenzukommen, geblockt am Wochenende abgehalten. Der Lehrgang sollte trotz eines nun strafferen Organisationsablaufs nicht als fertiges Lehrangebot konsumiert, sondern von den Studierenden mitgestaltet werden.
Nach wie vor sicherten erfolgreiche KulturmanagerInnen als DozentInnen die Anbindung an die Praxis und den Kontakt zu großen Kulturinstitutionen des Landes. Qualifizierte Lehrbeauftragte konnten hinzu gewonnen werden.

 

Mit der Einrichtung des ersten Ordinariats für Kulturbetriebslehre im deutschsprachigen Raum im Jahr 1991 gelang dem neu berufenen Institutsleiter Werner Hasitschka (damals Prof. für Betriebswirtschaftslehre an der WU-Wien) die Zusammenführung aller Institutsaufgaben: Grundlagenforschung, angewandte Forschung, Lehre und hochschul- bzw. universitätsinterne Servicefunktion. Mit der ausdrücklichen Forcierung einer Vielfalt von Forschungsschwerpunkten schuf er die Basis für einen wissenschaftlichen Output, der das IKM – auch international – in den folgenden Jahren als Forschungsinstitut positionieren sollte.
1993 erfolgte die Umbenennung in Institut für Kulturmanagement (und des Lehrgangs in Lehrgang für Kulturmanagement). Um den interdisziplinären Ansätzen in Forschung und Lehre gerecht zu werden, wurde sechs Jahre später der Institutsname in “Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft” erweitert.
In den 90er Jahren kam es nicht zuletzt als Konsequenz der Expansion und Ökonomisierung des Kultursektors zu einer Vermehrung an Ausbildungsangeboten im deutschsprachigen Raum. 1992 existierten nur vereinzelt, zehn Jahre später über 50 graduale und postgraduale Studien. Dieses Wachstum korrelierte auch mit einer Erweiterung und Ausdifferenzierung des Berufsfeldes – von der Tätigkeit im engeren Kulturbereich hin zu Positionen in der Freizeit- und Kunstpädagogik, Erwachsenenbildung und im Tourismus – sowie mit steigenden Beschäftigungszahlen im Kultursektor. Wie in allen anderen Bereichen machte sich auch hier die Tendenz zur Professionalisierung bemerkbar. In der Personalauswahl wurde zunehmend auf professionell ausgebildete Fachkräfte Wert gelegt. Diese Entwicklung fand in der steigenden Nachfrage nach Kursen und Lehrgängen ihren Niederschlag. Gleichzeitig erhöhten sich dadurch auch die Qualitätsanforderungen an die facheinschlägigen Ausbildungsstätten. Das IKM überarbeitete den Lehrgang für Kulturmanagement inhaltlich, didaktisch und organisatorisch. Das Berufsbild des/r modernen Kulturmanagers/in als Experte/in in unterschiedlichen Lebenswelten, ausgezeichnet durch kognitive und kommunikative Kompetenz, stand nun im Zentrum der Ausbildung. Bedingt durch die Forschungsleistung der Institutsmitglieder, die Spezifika des Kulturmanagements, der Kulturbetriebslehre und der Kulturwissenschaft erarbeiteten und dieses Wissen in der Lehre umsetzten, zeigte die Ausbildung zunehmend wissenschaftliches Profil und grenzte sich deutlich von anderen, stärker praxisorientierten Programmen mit Kurscharakter ab. Der neue Unterrichtsplan wurde in Basismodulen konzipiert: Kultur, Betriebswirtschaftslehre,
Recht, Verhalten und Sparten des Kulturmanagements. Die insgesamt 48 Semesterwochenstunden wurden in Wochenblöcken und somit berufsbegleitend organisiert und in den Seminarräumen im Schloss Schönbrunn abgehalten.
Ab dem Studienjahr 1994/95 erhielten die AbsolventInnen dieses neuen Lehrgangtyps nach erfolgreichem Abschluss aller Teil- und Abschlussprüfungen und einer schriftlichen Abschlussarbeit die Berufsbezeichnung “Akademisch geprüfteR KulturmanagerIn”. Mit der Überführung des Kunsthochschulgesetzes in das Universitätsgesetz und der damit verbundenen Überleitung des Lehrgangs für Kulturmanagement in einen Universitätslehrgang wurde bereits 1998 eine weitere Veränderung eingeleitet: Ab 1999 wurde der Lehrgang als postgraduales Aufbaustudium mit der erstmals möglichen akademischen Graduierung eines “Master of Advanced Studies” (MAS) geführt. Die Lehrtätigkeit der mittlerweile fünf wissenschaftlichen MitarbeiterInnen wurde durch ein ständig sich vergrößerndes Team externer Lehrbeauftragter aus der Praxis ergänzt. Seit 2001 finden die Lehrveranstaltungen in der Diplomatischen Akademie statt.

Mit der Berufung Werner Hasitschkas zum Rektor der Universität und seiner Karenzierung als Institutsleiter im Frühjahr 2002 übernahm Franz-Otto Hofecker, der bereits seit Mitte der 80er Jahre die Aktivitäten des IKM maßgeblich mitgestaltete, die Leitung des Instituts. Die Vollrechtsfähigkeit der Universitäten ab 2004 stellte auch das IKM vor eine neue Situation und gab Anlass zu Repositionierung und Erweiterung seiner Aktivitäten in Forschung und Lehre.
Für die Organisation und Durchführung des Aufbaustudiums bedeuteten die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen eine vollständige (organisatorische, dienstrechtliche und budgetäre) Ausgliederung. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Tasos Zembylas wurde im Zuge der Universitätsreform auf aktuell gegebene Herausforderungen reagiert und neue curricularische Akzente gesetzt. Die Straffung des Lehrplans (35 Semesterwochenstunden) gewährt den Studierenden mehr Zeit und Energie zur Vertiefung ihres Wissens und führt zu höherer Lerneffektivität. Mit einem Lehrplan, der äquivalent mit anderen vergleichbaren internationalen Ausbildungen ist und allen Anforderungen der Bologna- Deklaration entspricht, konnte die Weiterführung des MAS-Titels gesichert werden.
Der aktuelle Lehrplan gliedert sich in fünf Module, die in allen vier Semestern
unterrichtet werden (Wirtschaft, Soft Skills, Kultur, Recht, Berufsfeld).
Die proaktive Haltung der Lehrgangsleitung garantiert das hohe Niveau und die Qualität der Ausbildung. Sparsamer Umgang mit den vorhandenen Ressourcen ermöglicht eine moderate Preispolitik, welche die soziale Exklusion, die durch die “Privatisierung” des postgradualen Sektors eingesetzt hat, nicht mitvollzieht.