mica-Interview mit Wolfgang Möstl

Wolfgang Möstl ist ein vielbeschäftigter Mann. Seine Band Killed By 9Volt Batteries nimmt kein Blatt vor die Instrumente und kracht, dröhnt und lärmt wie es ihnen gefällt. Kein Wunder, dass auch ihr Publikum seit vielen Jahren nicht genug davon bekommen kann. Seine weitere Band Sex Jams konnte heuer nicht nur die österreichische Musiklandschaft mit ihrem neuen Album „Trouble, Honey“ begeistern. Und auch mit seinem nicht ganz Solo-Projekt Mile Me Deaf veröffentlichte er eine von Retro-Sound triefende EP „Brando“. Im Gespräch mit Anne-Marie Darok erzählt er vom Auftritt der Sex Jams am Primavera in Spanien, von der Freude am Aufnehmen und von dem „Créateur de musique“: Seinem Unterbewusstsein.

<--break- />
Mit deinen Bandkollegen von Sex Jams konntest du vor kurzem auf dem renommierten Primavera Festival in Barcelona spielen. War das deine erste große Festivalerfahrung als Musiker?
Mit meiner Band Killed By 9Volt Batteries haben wir öfter auf Festivals gespielt, aber eher in Österreich. 2008 waren wir auf dem Obst Wiesen Festival in Deutschland, was aber auch nicht so groß war. Das Donauinselfest kommt noch eher an die Größe heran, aber das ist ja wieder etwas anderes.

Was ist das für ein Gefühl auf so einem großen Festival zu spielen? Als Besucher kann das ganz schön anstrengend sein. Empfindest du das als Musiker auch so?
An sich war es sehr angenehm, denn obwohl wir nur auf einer kleinen Bühne aufgetreten sind, waren wir normale Arists, die überall Zugang hatten. Der Tag an dem wir dran waren, war sehr lustig. Zuerst haben wir in der Hotellobby gespielt, und dann erst wieder um drei in der Nacht, gleichzeitig mit Blur. Deswegen waren anfangs auch nicht so viele Leute da.

Wie hat das Publikum auf eure Show und Musik reagiert?

Zuerst war wirklich wenig los, denn Blur hat auch gerade dann angefangen und die ersten zwei Nummern gespielt. Dann wurden es bis zum Schluss kontinuierlich mehr Leute, bis es ziemlich voll wurde. Ich glaube, unsere Musik ist gut angekommen, denn es gab sogar ein paar Leute, die meinten wir seien cooler als Blur.

Hattest du Zeit dir andere Bands anzuschauen?
Ja, ich konnte mir genau die Bands anschauen, die ich mir vorgenommen hatte, außer natürlich Blur. Im Endeffekt waren das Metz, Wu-Tang Clan, My Bloody Valentine, Deerhunter und natürlich Mac DeMarco. Ich habe mir diesmal keine Bands angehört, die ich nicht kannte, weil das dann doch zu viel gewesen wäre. Es war zwar ein super Line-Up, aber echt mächtig und da war ich dann nicht mehr so motiviert, mir zusätzlich zu den fünf Acts täglich noch andere anzuschauen.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Bist du privat eher ein „Festival-Mensch“ oder magst du lieber Konzerte im kleineren Kreis?
Es ist interessant, weil ich schau mir auf Youtube unglaublich gerne Videos von Live Auftritten an, aber persönlich gehe ich lieber in Clubs. Andererseits hat es auch was, wenn man einen Platz auf der Wiese findet während man sich Livemusik anhört. Beides hat auf jeden Fall seine Vorteile.
Ich bin aber draufgekommen, dass ich langsam zu alt werde für das ganze Drumherum um Festivals. Vor allem seit wir letztes Jahr mit den Batteries am Frequency waren.

Hattet ihr da einen eigenen Zeltplatz für Künstler oder habt ihr mit den anderen gezeltet?
In Österreich wird man nicht eher nicht so nett behandelt von den großen Festivalbetreibern, deswegen haben wir normal zwischen lauter 16-jährigen gezeltet, die die ganze Nacht herumschrien und sich mit Bier duschen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht früher auch auf Festivals Party gemacht hätte, aber mittlerweile werde ich einfach zu alt dafür.

Steigert es den Marktwert einer jungen österreichischen Band, wenn sie auf einem so großen Festival wie dem Primavera spielen kann?
Wenn es sich wirklich um ein so renommiertes Festival wie das Primavera handelt, dann glaube ich schon, dass das Auswirkungen für die Band haben könnte. Im Allgemeinen glaube ich, dass man mit größeren Events Leute erreicht, die eher nicht auf Konzerte gehen, weil sie vielleicht in ländlicher Gegend wohnen und nicht so die Möglichkeit haben. Die gehen dann nur auf Festivals. Man muss aber auch als Musiker absolut dahinter sein und den Trubel mögen. Ich bin auch gespannt wie wir jetzt damit arbeiten können, denn bei Francis International Airport zum Beispiel hat sich vor zwei Jahren schon einiges ergeben.

Sex Jams war ja diesmal die einzige österreichische Band am Primavera. Ist man dann besonders stolz auf sich, oder fängt man dann an über das heimische Musikbusiness zu grübeln, warum es vielleicht andere Bands nicht geschafft haben?
Nein, ich glaube nicht, dass es an der Infrastruktur oder so liegt. Es ist vielleicht so, dass es einfach mit viel Aufwand verbunden ist. Wir haben auch keine dicke Gage bekommen, aber wir sind Fans von dem Festival und haben ganz gut zum Line-Up gepasst. Andere Bands sehen vielleicht keinen Sinn darin, so ein großes Festival anzustreben, sondern versuchen die Leute eher auf heimischen Konzerten zu erreichen.

Jetzt würde ich gerne auf dein Soloprojekt Mile Me Deaf zu sprechen kommen. Hast du das Gefühl, dass du dich dort musikalisch mehr ausleben kannst, als bei deinen anderen Projekten?

Ich habe nicht das Gefühl, als könnte ich mich bei irgendeinem der Projekte nicht genug ausleben. Ich sehe Mile Me Deaf ja auch nicht als absolutes Soloprojekt, denn da sind ja noch drei Leute in der Band, die sehr viel dafür tun, dass das Konzept so funktioniert. Auch beim Songwriting arbeiten wir alle zusammen. Ich bereite die Songs skizzenhaft vor, aber die Ausarbeitung passiert gemeinsam. Es ist zwar schon oft so, dass ich das letze Wort habe, aber niemals irgendwie dominant.

Man liest ja öfters, dass du einen gefühlten Keller voller unveröffentlichtem Material hast. Was bedeutet es für dich Songs zu schreiben, ist es eine Art Selbsttherapie?
Also Selbsttherapie würde ich das nicht nennen, es ist eher ein Hobby, das ich schon immer habe. Es hat für mich viel mit dem Aufnehmen selbst zu tun, denn es macht mir irrsinnig viel Spaß einen neu aufgenommenen Track anzuhören. Ich experimentiere auch viel mit verschiedenen Aufnahmegeräten herum. Es geht dabei natürlich auch darum, Songs zu schreiben, aber die Fülle an Songs, die so entstanden ist, hat eher was mit den verschieden Aufnahmemöglichkeiten zu tun.

Waren die Songs auf deiner EP „Brando“ schon da, oder hast du sie zu diesem Zweck geschrieben?
Die sind letztes Jahr entstanden, als ich mir einen Vierspur-Kassettenrecorder ausgeborgt habe. Mich hat das Vierspur-Prinzip besonders fasziniert, weil ich noch nicht oft etwas analog aufgenommen habe. Ich war also bei meinen Eltern im alten Proberaum der Batteries und habe das einem alten, trashigen Schlagzeug, einer Akustikgitarre und einer E-Gitarre aufgenommen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, und obwohl ich nicht vorhatte es genauso als EP rauszubringen, habe ich mir gedacht das wird vielleicht ein Teil einer neuen LP oder eine Single. Hätte aber auch sein können, dass es dann im Keller verrottet wir manch anderes Zeug.
Ein paar Monate später, habe ich dann doch noch daran rumgebastelt, aber es hat insgesamt sehr wenig Zeit in Anspruch genommen.
Ich mag es wenn man beim Musik Produzieren schnell zu einem klaren Ergebnis kommt, denn ich bin nicht der Typ, der ewig an den einzelnen Zeilen und Details rumbastelt. Das Ganze soll aus dem Unterbewusstsein kommen. Aus diesem Grund hat mir das Vierspur-Prinzip auch so gefallen, weil da gibt es wirklich nur vier Spuren, die zu füllen sind, und da kannst du dann wirklich nicht ewig daran herumbasteln.

Stimmt es, dass deine EP ein Vorgeschmack auf neues Album ist, oder hast du das gar nicht so geplant?
Das wird sich zeigen. Wir haben noch nichts aufgenommen, aber die Songs habe ich schon skizziert. Vielleicht kommt sogar die Single „Brando“ noch einmal auf das Album, aber dann nehmen wir es mit der Band auf. Vom Sound her wird es schon anders werden, doch möchte ich trotzdem an diesem 60’s-Retro-Drive festhalten.

Fotos: Mile Me Deaf

 

http://www.siluh.com/artists/milemedeaf/
http://www.killedby9vbatteries.com/
http://www.sexjams.net/