mica-Interview mit Sofa Surfers

Als eine der etabliertesten heimischen Formationen im Dunstkreis von organischer Elektronik, spielen die Sofa Surfers bei der heurigen Austragung von Moving Patterns im New Yorker ACF. Wolfgang Schlögl, Markus Kienzl und Michael Holzgruber im Gespräch mit Johannes Luxner über Kulturbotschafterrollen, amerikanische Logistik und die Band als Creative-Industries-Unternehmen.

Ihr werdet im New Yorker ACF im Rahmen von Moving Patterns konzertieren. Fühlt man sich ein wenig in der Rolle des Kulturbotschafters?

Wolfgang Schlögl: Den offiziellen Teil der Sache nehmen wir als Band sehr wenig war. Dass die Veranstaltung eine große konkordierte Aktion ist, kriegen wir wirklich nur peripher mit. Ich persönlich freue mich, dass wir in New York noch andere österreichische Bands sehen. Aber ich denke auch nicht, dass wir eine sehr große Botschaftsrolle haben. Wir strahlen da weniger in das New Yorkische Kulturleben ab. Vielmehr erwarten wir eher Auslandsösterreicher die sich das anschauen werden. Das ist für uns eigentlich eine ganz andere Stimmung. Wohl eher eine wehmütige, so in der Art: “Hallo, schon lange nicht mehr in Österreich gewesen, wie geht’s euch? ” Man erwartet sich eher Gespräche solcher Art.

Michael Holzgruber: Wolfgang Schlögl und ich haben ja schon als I-Wolf im Rahmen von Moving Patterns in New York gespielt. Wir kennen ja das Umfeld schon und so ähnlich wie es der Wolfgang eben beschrieben hat, wars damals dort auch.

Wolfgang Schlögl: Wir haben damals in New York auch noch in der Knitting-Factory einen Auftritt gehabt. Und da war es ebenfalls so, dass sich in der Location ein gewisser Freundschaftskreis eingefunden. Wir waren damals eigentlich froh raus zu kommen aus dem AFC (lacht).

War Amerika überhaupt irgendwann mal ein Thema für die Sofa Surfers?

Markus Kienzl: Kurz mal, oh ja.

Michael Holzgruber: So in etwa zwei, drei Mal waren die USA für kurze Zeit schon mal Thema.

Markus Kienzl: Einen Release hat es damals drüben ja auch gegeben.

Michael Holzgruber: In den USA gibt es unser Encouters-Album als Platte mit dem Titel “See the light”. Mit dem Unterschied einer bisschen anderen Trackauswahl. Zwei Tracks von der Cargo sind da mit drauf. Wie wir damals das Tracklisting zum ersten Mal gesehen haben, kann ich mich noch erinnern, dass wir uns aufgeregt haben (lacht). Aber letztendlich haben wir gesagt: Okay, die wollen das so.

Markus Kienzl: Letztendlich ist eh nichts draus geworden.

Michael Holzgruber: Ich glaub der Dorfmeister-Remix ist damals auf einigen amerikanischen Compilations gelandet. Aber das ist auch schon wieder zehn Jahre her. Einen wirklich aktuellen Release gibt’s derzeit gerade nicht.

Wolfgang Schlögl: Die Sache ist auch jene: Wenn du als Band in Amerika auf Tour unterwegs bist, ist das vor allem logistisch recht schwierig. Wir sind ja sieben Leute und da musst du genau überlegen, ob du mit einem Bus herum fährst. Da ist die Situation eine ganz andere als in Europa, wo du recht einfach mit dem Nightliner herum fährst. In den USA müsstest du dir zwar auch einen Nightliner Mieten, aber da bräuchtest du permanent zwei Fahrer. Logistisch ist das eine ziemliche Herausforderung.

Michael Holzgruber: Und vor allem in Hinsicht auf die Gagen gibt es dort fast nichts. Es hat damals kurz geheißen, dass wir als Support von Air spielen sollen. Das hätte passieren können, das war ein Thema. Aber das wäre sich finanziell nicht ausgegangen. Die zahlen dort den Support-Bands überhaupt nichts. Das wäre in Chicago, San Francisco usw. gewesen. Das alles mit dem Flugzeug zu bewältigen: Wer zahlt das?

Wolfgang Schlögl: Und mit dem Status ist es drüben folgendermaßen: Wenn man vor Ort ist, kann man als Vorgruppe spielen. Aber wie kommst du hin (lacht)? Auflegetechnisch ist es in den USA aber lustig. Da ist es vom Logistischen her tatsächlich möglich ein bisschen was zu machen. Aber ich hab sogar als I-Wolf kleine Live-Acts gemacht, das geht alles. Aber dann bist du allein unterwegs und du hast dann das Feeling eines Handelsreisenden. Das bringt aber auch für die Band nichts.

Sind die Sofa Surfers im Allgemeinen eine logistische Herausforderung? Vor allem in Hinsicht auf ein Kollektiv mit sieben Personen.

Markus Kienzl: Soviel Unterschied zu anderen Bands gibt es eigentlich gar nicht. Aber mittlerweile zahlt es sich wirklich aus wenn wir groß auf Tour gehen und Vollgas spielen. Ich spreche da von einer Größenordnung von 40, 50 Gigs in zwei Monaten.

Michael Holzgruber: Es ist ja wesentlich anstrengender jedes Wochenende weg zu fahren, um Gigs zu spielen. Auf der Tour entwickeln sich ja auch die Songs im Lauf der Zeit. Es wächst, wenn du jeden Tag spielst. Aber diese Wochenendausfahrten, das taugt mir schon gar nicht mehr. Aber auf allen Festen muss man ja auch nicht tanzen.

Euer Visualist Timo Novotny gilt ebenfalls als fixes Band-Mitglied. Bei den Sofa Surfers herrschen rege Solo-Tätigkeiten und viele Verstrickungen zu Bereichen wie etwa Film. Sieht man sich ein wenig als Creative-Industries-Unternehmen im Band-Format?

Wolfgang Schlögl: Vor Jahren hätte ich mir so etwas tatsächlich gewünscht. Aber jeder von uns hat so eine starke Persönlichkeit und in Wirklichkeit kann man bei uns keinen Jahres- oder Kreativplan machen. Nachdem die Dinge doch immer anders kommen als geplant. Das ist ganz normal. Und wenn sich das von der Außenbetrachtung als Creative-Industries-Unternehmen darstellt, dann freut es mich eh, wenn man sich den Dingen innerhalb der großen Glocke widmen kann. Aber so ein richtiges Creative-Industry-Ding hab ich mir mit dem Timo vor Jahren ausgemalt. So eine Entsprechung wie es Underworld gehabt haben. Mit diesem “Tomato Graphic” Ding mit dabei. Solche Sachen. Für das sind wir aber wohl auch zu wenig die Business-Leute.

Deswegen abseits des Business: Der momentane Stand der diversen Sofa-Surfers-Projekte?

Markus Kienzl: Konkret wird’s gerade bei Wolfgang Frisch der gerade sein Album fertig hat. Das steht mal ganz konkret an.

Wie vorhin angesprochen, herrscht bei den Sofa Surfers eine große Affinität zu Film-Soundtracks. Angefangen von “Komm süßer Tod” bis zum aktuellen Megacities-Remix von Timo Novotny. Was ist für Euch das reizvolle an Filmmusik?

Markus Kienzl: Das Interessante ist dass du bereits eine konkrete Stimmung aus den Bildern hast und dann damit umgehen kannst. Du hast schon mal einen äußeren Input, der dich irgendwohin lenkt. Dadurch finde ich, erzielt man auch viel schnellere Ergebnisse.

Wolfgang Schlögl: Oft reicht auch nur sehr wenig, um dem Bild dann auch seine Entsprechung zu geben. Da geht es auch nicht darum ein Format unbedingt voll zu füllen, sondern da geht’s auch um eine Symbiose die du herstellen musst. Verknüpft mit einem anderen Medium.

Markus Kienzl: Das steht auch nicht in Konkurrenz zueinander sondern ist eher ergänzend: Weil die Bilder immer ihre ganz eigene Ebene haben.

Wolfgang Schlögl: Es darf die Musik auch gar nicht über das Bild drüber fahren. Das ist dann oft ein Zeichen dafür, dass der Film ganz schlecht ist – wenn die Musik eine zu dominante Rolle spielt. Beim Theater ist es ähnlich. Dieser Reiz das Format zu verzahnen und sich in den Dienst eines übergeordneten Themas zu stellen, das ist meine persönliche Motivation.

Mit Mani Obeya besitzen die Sofa Surfers seit ungefähr zwei Jahren einen Frontmann. Gab es seitdem einen größeren Integrationsprozess?

Wolfgang Schlögl: Wir waren nach dem Release der letzten Platte sehr viel auf Tour. Das hat sich schon geändert, das Verhältnis ist gewachsen. Aber jetzt schaut es so aus, dass der Mani nach Frankfurt ziehen will, weil er auch Familie hat. Da weiß noch niemand ganz genau wie sich das entwickeln wird.

Das heisst die nächste Platte erscheint womöglich ohne Mano Obeya als Sänger?

Wolfgang Schlögl: Bei der nächsten Platte wird der Mani ganz bestimmt dabei sein. An der Platte arbeiten wir auch schon.

Michael Holzgruber: Aber es ist so, dass das ganze auch wieder mit einer Tour verknüpft werden soll, damit man mit der Platte ein Paket hat.

Gibt es bereits Spruchreifes zur Platte?

Michael Holzgruber: Nicht wirklich. Wir stecken quasi noch in der Ursuppe. Ein paar Einzeller gibt es bereits. Prähistorische Tierchen (lacht).

Eure erste Platte Cargo erschien genau vor zehn Jahren. Sind heuer irgendwelche Jubiläumsmaßnahmen geplant?

Wolfgang Schlögl: Eine Best-Of-Platte kann ich mir nicht vorstellen. Und vom Gefühl her war für uns im letzten Jahr bereits das zehnjährige Jubiläum. Also haben wir es eigentlich schon verpasst.