Nach einem längeren Aufenthalt im Ausland, ist der Gitarrist und Komponist Peter Mayer nun in seine Heimat zurückgekehrt. Diese liegt im ländlichen Oberösterreich, genauer auf dem elterlichen Hof in Andorf. Dort hat er die notwendige Ruhe und Zeit gefunden, sich intensiv seinem Solo-Projekt zu widmen. Peter Mayer im Gespräch mit Michael Ternai.
Kann man dein neues Album als eine Art Rückkehr an die musikalischen Wurzeln deuten?
In diese Richtung kann man das neue Album auf alle Fälle interpretieren. Ich habe mir immer mehr die Frage gestellt, wo ich musikalisch und kulturell zu Hause bin. Musikalisch habe ich durch meinen Aufenthalt in LA eine Zeit lang Abstand bekommen von dem, was hier in den österreichischen Musikszenen passiert. Durch meine Studien in Deutschland und in den USA habe ich begonnen viel über meine Wurzeln und die eigene Nationalität nachzudenken.
Aus diesem Grund habe ich mir die Frage gestellt, was ich denn eigentlich für einen Background habe. Ich habe für mich entdeckt, dass man auch in der Volksmusik fündig werden kann. So etwa greife ich in manchen Stücken jetzt auch auf Jodler zurück.
In die Komposition „Hoamatland“ etwa habe ich Einspielungen von spanischen Kindern mit der Melodie der oberösterreichischen Landeshymne und mit Klängen aus dem Balkan verwoben. Mit dieser Herangehensweise versuche ich einen Raum aufzumachen, in dem sich dieser festgefahrene Nationalitäts-und Heimatbegriff in einen sehr dehnbaren verwandelt.
Ein anderes Beispiel ist das Verwenden von typischen Volksmusik-Terzen, das ich sehr lange Zeit innerlich abgelehnt habe. Auch hier bin ich nun als experimenteller Musiker gegen meinen inneren Widerstand angegangen, mit dem Ergebnis, dass die gesamte erste Nummer auf dem Album eine “Terzenorgie“ geworden ist.
Peter Mayer – Balkon Rondo by mica
Wie entstehen deine Stücke? Hast du schon im Vorhinein diese bestimmte eine Idee, oder passiert eher mehr aus dem Bauch heraus?
Mir war es auch bei dieser CD sehr wichtig, dass sich die Stücke von vorne bis hinten gut anfühlen und im Flow sind. Die melodischen Themen kamen leicht und intuitiv daher. Herausfordernd war das Herumbasteln an der Form der Stücke, bis zu diesem Punkt, an dem man sich wirklich wohlfühlt. Beim Anhören genauso wie beim Spielen.
Die „Home Symphony“ ist in einem ungewöhnlichen, lustigen Prozess entstanden. Vergangenen Winter, es war im Jänner und ziemlich kalt. Auf unserem Bauernhof in Andorf hatte ich einen riesigen Misthaufen, der von oben bis unten gefroren war, aus dem Stall zu befördern. Ich habe es zwei Stunden versucht und mich dabei vollkommen verausgabt. Als ich dann fertig war, bin ich direkt in mein Studio gegangen, habe das Mikrophon aufgedreht, die Gitarre in die Hand genommen und einfach nur so drauf losgespielt. Ich habe diese rohe Energie, die ich in mir gehabt habe, einfach raus gelassen. In diesem Sommer habe ich mir die Arbeit gemacht, das alles auf Noten zu transkripieren und noch einmal neu aufzunehmen.
Woher beziehst du eigentlich deine Inspiration? Oder anders gefragt, wann hast du das Gefühl, dass du dich hinsetzen musst, um ein Stück zu schreiben?
Bei der „Home-Symphony“ war es, wie schon erwähnt, eine eher körperliche Inspiration. Balladen hingegen entstehen meistens dann, wenn man von etwas emotional berührt wird.
Müsstest du deinen Werdegang skizzieren, wo würdest du sagen, kommst du musikalisch her. Hast du schon von zu Hause deine große Liebe zum Musikmachen mitbekommen?
Ja, meine Eltern haben meine Brüder und mich musikalisch sehr gefördert, zuhause wurde viel gemeinsam musiziert. Mit sieben Jahren habe ich begonnen an der Musikerschule Gitarre und Klavier zu lernen, später studierte ich an der Bruckner Universität Linz und an der Musikhochschule Dresden Gitarre. Darauf folgte am California Institute of the Arts Gitarre und Komposition.
Peter Mayer – A Word by mica
Und deine ersten Lieblingsbands?
Rage Against the Machine, System of a Down, Nirvana. In meiner Teenagerzeit hatte ich mit meinen Brüdern sogar eine Rock –und Metalband.
Du hast in deinen jungen Jahren ja schon drei verschiedene musikalischen Welten kennengerlernt. Wie fühlt man sich oder was benötigt man, wenn man sich von Österreich aus aufmacht, irgendwo anders neue Erfahrungen zu sammeln?
Auf jeden Fall einmal Selbstvertrauen. Das hilft, die Kraft aufbringen, sich bewusst eine große stilistische Offenheit zu gönnen. Das Studium in LA war so angelegt, dass man die Zeit und den Luxus hatte, Dinge auszuprobieren. Du musstest am Ende kein fertiges Produkt sein. Es geht vielmehr darum, die Dinge, die du gesehen, gelernt und erlebt hast, irgendwann einmal zu dem zusammenzufügen, was du selber bist.
Man kann also durchaus sagen, dass du dich in einem permanenten Prozess befindest.
Ich hoffe schon, dass ich noch nicht an einem Endpunkt angelangt bin. (lacht)
Danke für das Interview.
Termine:
23.11. Freie Galerie, Graz
24.11. Evangelische Kirche, Peggau
Foto Peter Mayer: Franz Standhartinger
http://www.peter-m.net/Peter_Mayer/home.html