mica-Interview mit Norbert Schneider

Gerade erst konnte sich Norbert Schneider mit seiner Interpretation des Reggae-Klassikers „Take It Easy“ beim diesjährigen Ö3 Soundcheck gegen über 800 Konkurrenten durchsetzen. Im Interview mit Michael Masen spricht er über sein musikalisches Vorleben, seine Zukunftspläne und die Veränderungen, die mit seinem Erfolg einher gehen.

Kannst du ein wenig über deine musikalische Sozialisation erzählen? Wann und wie hast du begonnen, Musik zu machen?

Ich mache generell seit frühester Kindheit Musik und bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen, in der eigentlich jeder ein Instrument gelernt hat. Ich habe bis zu meinem 13. Lebensjahr, sieben Jahre lang, klassische Geige gespielt. Später war diese für mich aber nicht mehr so interessant, weil ich auch zu Komponieren begonnen habe und ich ein Instrument gesucht habe, mit dem ich mich gut begleiten konnte. Meine jüngere Schwester hat mir dann die ersten Griffe auf der Gitarre beigebracht, die ganzen Basics eben. Mittlerweile spiele ich seit 15 Jahren Gitarre, was ich mir hauptsächlich autodidaktisch beigebracht habe. Und seit zwölf Jahren bin ich zudem hauptberuflich Musiker. Ich habe in verschiedensten Bands gespielt, in der Vienna City Blues Band, bei den Voodoo Surfers und auch in Schweizer Formationen, da ich auch dort relativ oft zugegen bin. Als Teenager habe ich außerdem sehr viele amerikanische R&B- und Blues-Größen, die mittlerweile alle so um die 80 Jahre alt sind, auf ihren Europatourneen begleitet.

Wie hat sich deine Leidenschaft zum Blues entwickelt? Gibt es da irgendein besonderes einschneidendes Erlebnis?

So einen Punkt hat es tatsächlich gegeben. Und zwar war das damals ein Konzert von Hannes Kasehs und Peter Kern, zwei Wiener Bluesmusikern. Als ich die gesehen habe, habe ich selbst schon Gitarre gespielt und deutsche Texte geschrieben, habe auch schon eine Band gehabt, aber bei diesem Konzert hat es wirklich „klick“ gemacht. Da ist mir bewusst geworden, dass ich eigentlich noch gar nichts konnte und ich habe geglaubt, dass ich niemals in einer solchen Qualität Musik machen können würde. Das war so mein erster großer Flash, was die Bluesmusik betrifft.

War der Ö3-Soundcheck jetzt der erste Bandcontest, an dem du teilgenommen hast?

Ich habe zwar bereits letztes Jahr den Vienna Blues Award gewonnen, aber das war kein Bandcontest im eigentlichen Sinn. Somit war der Soundcheck jetzt wirklich mein erster Bandcontest.

Was war dein Antrieb, gerade dabei mitzumachen?

Ich habe mir nie ausgemalt, ins Finale zu kommen, geschweige denn, diesen Wettbewerb gewinnen zu können. Meine Intention daran teilzunehmen war primär, meinen Namen dem einen oder anderen Jurymitglied vielleicht wieder ins Gedächtnis rufen zu können und so habe ich mich in einer Nacht- und Nebelaktion dafür angemeldet. Das ist ganz schnell gegangen, ich habe drei Songs hochgeladen und fertig. Nicht mal das Foto hat bei mir gleich funktioniert, das habe ich dann einfach weggelassen.

Gewonnen hast du mit dem Cover-Stück „Take It Easy“. Warum hast du das einem eigenen Song vorgezogen?

Ich habe insgesamt drei Songs eingeschickt. „Take it easy“ und zwei eigene Nummern. Das Stück selbst habe ich ja schon längere Zeit im Programm meiner Band und ich habe eigentlich noch auf keinem Konzert jemanden getroffen, der die Nummer gekannt hat. Natürlich wird es schon ein paar Reggaefreaks geben, die den Song kennen, aber so jemandem bin ich bisher noch nicht begegnet. Der Song ist einfach ins Repertoire gekommen, weil ich irrsinnig drauf stehe, so einfach ist das. Das Stück taugt mir einfach und deshalb habe ich es ins Programm aufgenommen und schließlich auch für den Contest eingeschickt. Ich habe mir vorher nicht mal die Teilnahmebedingungen durchgelesen, ob das überhaupt erlaubt ist. Ich habe es einfach hingeschickt.

Mit dem Sieg hast du jetzt auch einen Plattenvertrag mit Sony Music an Land gezogen. Hast du schon genug Material für das kommende Album oder musst du noch einige Stücke schreiben?

Der Prozess des Schreibens ist bei mir ohnehin allgegenwärtig. Ich schreibe ständig neue Songs. Aber in den letzten Jahren hat sich so viel angesammelt, dass ich für die kommende CD wahrscheinlich hauptsächlich aus diesem Fundus schöpfen werde.

Dann wird es vielleicht sogar schwieriger, aus den vorhandenen Sachen Stücke für das Album auszuwählen?

Das kann schon sein. Vor allem ist es wichtig, jetzt eine Linie zu finden. Die Songs, die ich geschrieben habe, sind quer durch alle Musikstile bunt gemischt. Bei einem Album ist es aber sehr wichtig, eine stimmige Sache zu machen. Es muss nicht immer der gleiche Groove sein oder das gleiche Tempo, aber insgesamt muss es schon eine Einheit darstellen und wie aus einem Guss daher kommen. So etwas gilt es jetzt eben zusammen zu stellen, damit das Album kompakt wirkt.

Hast du dir für das Album einen Zeitrahmen gesetzt, innerhalb dem du fertig sein willst?

Nein, aber grundsätzlich möchte ich so schnell wie möglich fertig werden. Das ist sowohl in meinem eigenen Interesse als auch demjenigen von Sony. Man muss jetzt einfach auch den Schwung an Popularität und Publicity mitnehmen. Das Album wird sicher noch einige Monate dauern, aber ich bin jedenfalls mit vollem Einsatz dahinter.

Bis zur Veröffentlichung wird dir aber wahrscheinlich ohnehin nicht langweilig werden, da sicher jetzt noch einige Konzerttermine hinzu gekommen sind. Kannst du da schon einen kleinen Überblick geben, was demnächst ansteht?

Bei den Konzerten, die jetzt hinzu gekommen sind, sind auf jeden Fall ein paar wirklich große Sachen dabei, wie beispielsweise die beiden Auftritte als Support von Pink. Dann spiele ich noch beim Donauinselfest auf der Ö3-Bühne und bei der Ö3 Radio Night am 14. Mai in der Steiermark am Schwarzlsee. Das ist ein großes Festival, das auch vom ORF ausgestrahlt wird. Ansonsten hat es in den letzten Tagen schon so viele Gig-Anfragen gegeben, dass wir jetzt auf jeden Fall auch einmal an einer Herbsttour arbeiten werden, wo wir dann sicher mal ein- bis eineinhalb Wochen unterwegs sind. Und vorher sind natürlich auch noch einige Sachen am laufen, aber konkret kann ich dazu jetzt noch nichts sagen. Das Management arbeitet jedenfalls ständig daran und es kommen täglich neue Anfragen rein.

Finden die Gigs, die schon vor dem Contest vereinbart waren, auch noch alle statt, oder mussten einige davon verworfen werden?

Das ist noch nicht ganz durch. Es sind einige Gigs, die ich leider absagen muss, weil natürlich so große Sachen wie etwa das Pink-Konzert vorgehen. So eine Chance muss und will ich auch nutzen. Es ist aber wirklich schwer, weil ich natürlich meine alten Bekanntschaften nicht vor den Kopf stoßen möchte. Ich weiß nicht, ob mir das immer gelingen wird, aber ich versuche es auf jeden Fall. Bis 2011 waren glaube ich noch ungefähr 50 oder 60 Konzerte ausgemacht und ich werde mich bemühen, das so gut wie möglich hinzubekommen.

Welche Reaktionen kommen generell aus deinem näheren Musikerumfeld?

Die Musiker aus meinem Umfeld freuen sich alle irrsinnig für mich. Die wissen eben, dass ich während der letzten zwölf Jahre viel einstecken habe müssen, ich viele Entbehrungen hingenommen habe und ich wirklich für die Musik lebe. Sie freuen sich auch darüber, dass so ein Erfolg mit dieser Art von Musik in Österreich überhaupt noch möglich ist.

Bist du derzeit noch in anderen Bands aktiv?

Für diese ganze Ö3-Geschichte habe ich jetzt eine neue Band zusammengestellt, die Norbert Schneider Band und davor war ich eben mit Norbert Schneiders R&B-Caravan unterwegs und auch mit Lego Steiner. Erstere ist eine Blues und R&B-Band während letztere mehr in die experimentelle und funkige Richtung geht. Und in der Schweiz spiele ich noch in einer Swing-Band, den Blue Flagships, für die ich künftig aber wohl leider keine Zeit mehr haben werde. Mit denen habe ich ja auch so an die 30 bis 40 Gigs im Jahr gespielt.

Bestreitest du das Songwriting alleine oder entstehen die Stücke im Kollektiv?

Nein, das mache ich alleine. Ich bin auch so ein Typ, der nicht wirklich an die Demokratie in einer Band glaubt. Und so hat das bisher immer sehr gut funktioniert. Natürlich haben die Musiker ein Mitsprachrecht und ich lasse mich auch gerne beeinflussen, aber das Grundkonzept steht auf jeden Fall schon, bevor ich die Band mit dem neuen Material konfrontiere. Generell ist es so, dass ich viele Ideen auch schon mal archiviere und irgendwann später wieder aufgreife, um daran weiter zu arbeiten. Ich füge dann einfach zu alten Texten neue Musik hinzu und so entstehen auch viele Songs, oder eben umgekehrt. Bei den Musikern ist es dann genauso. Manchmal habe ich schon am Anfang einen genauen Plan, was jeder zu tun hat und manchmal ergibt sich das im Laufe der arbeiten, das ist ganz verschieden.

Vielen Dank fürs Interview.

http://www.norbertschneider.at
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