mica-Interview mit Nataša Mirkovic-De Ro

Nataša Mirkovic-De Ro hat sich in Österreich als vielseitige, charismatische Sängerin und Schauspielerin bereits einen Namen gemacht. Sie ist in fast jedem Genre stilsicher unterwegs und vermag es vor allem in Konzerten, den Stücken durch ihre ganz persönliche Note, Eigenleben zu verleihen. Die vielseitige Künstlerin im mica-Interview mit Michael Masen.

Du bist in Sarajevo aufgewachsen. Kannst du etwas über deine musikalische Sozialisation erzählen? Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?
Ganz simpel und einfach: durch meinen Vater, der viel Zuhause gesungen hat und am Wochenende immer wieder bei uns mit den Freunden viel musiziert hat – das floss man eben so hinein. Außerdem ist es so, wenn man am Balkan lebt, wird man quasi mit Musik durchflutet. sie ist von in der früh bis spät da. Leise sind die Balkanesen nicht: so wie auf der Bühne, so wie im richtigen Leben. Man tanzt, singt etc.

Wie ich beruflich dazu gekommen bin, das ist eher die Frage. Sobald man spielen und singen kann, heißt das noch lange nicht, dass man beruflicher Musiker ist. Was man ja in anderen Ländern ja bald mal so sein kann. Es hat sich einfach ergeben. Ich selber habe immer Musik gemacht, egal ob nun in der Schule, zu Hause oder anderswo. Ich wusste einfach nicht, was ich sonst machen sollte. Mit etwas anderem habe ich mich damals nicht großartig beschäftigt. Für mich war eigentlich früh klar, dass es die Musik sein wird.

Durch meinen Vater hörte ich ganz viel Volksmusik, durch die Schule eher so klassische Musik, durch meinen Bruder, der 6 Jahre älter ist als ich, kam ich eher zu rockigen Sachen. Selber hörte ich am liebsten Hardrock und Punk. Ich habe aber auch gerne Jazz gehört und das eine Zeit lang selber gesungen. Also, die Einflüsse waren ganz verschieden. Und daraus hat sich jetzt irgendwie ergeben, dass ich das mache, was mir wichtig ist.

Du hast ja auch Musikwissenschaft studiert. Das ist ja ein ziemlich theoretisches Studium. War zu dem Zeitpunkt noch nicht der Entschluss gefasst, dass du selbst Musik machen willst, oder eher in Richtung Forschung gehen willst?

Ich glaube was mich interessiert hätte, wäre ja Musikethnologie gewesen. So etwas hätte ich gerne gemacht. Aber reine Musikwissenschaft ist eher nichts für mich. Was soll ich sagen, über die Abhandlung von Sonaten von Beethoven wissen wir ja schon seit so vielen Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten Bescheid. Was soll ich denn dort noch entdecken? Außer, dass ich es mag, wenn das jemand schön spielt und so.

Jetzt bin ich ja älter und würde vermutlich doch noch was anderes entdecken, aber Musikethnologie gab es leider nur als Unterrichtsfach, so einmal die Woche. Bei uns zu Hause in Sarajevo war das insofern interessanter, da man da Feldforschungen gemacht hat. Man hat sich ein bisschen mehr damit beschäftigt. Auch wenn es immer noch sehr wenig war. Ich bin dann später zwecks Studiums nach Graz gezogen, wobei dieses Thema dort nur sehr wenig behandelt wurde. Die einzige Kommunikation mit Musik war das Klavier im Unterrichtszimmer. Ich hab mich im ersten Jahr schon so gelangweilt, dass ich das Studium abgebrochen habe. Daraufhin habe ich mich dann halt gefragt, was ich tun soll. Was mache ich in einem fremden Land mit einem Studium das ich eigentlich gar nicht mag?

Zum Jazz hat es mich dann auch nicht mehr so hingezogen, aber zur Klassik. Vor allem weil ich mich bis dahin noch nicht so gut damit auskannte. Ich konnte damals noch überhaupt keine klassischen Sachen singen, gar nichts. Aber sie haben mich dann aufgenommen und ich habe angefangen Klassik zu studieren. Zu meinem großen Glück, weil ich da wirklich viel gelernt habe. Und so hat sich das dann eben weiterentwickelt. Aber die musikwissenschaftliche Komponente, die ist mir irgendwie geblieben. Wenn ich jetzt meine Projekte mache, weiß ich wie ich das anzugehen habe.

Aber man muss ja keine Forschung studiert haben, um zu wissen, wie man forschen soll. Aber wenn man ein wenig Forschergeist hat, dann führt die Nase eh dorthin: man findet Quellen, weiß nach welchem Institut man suchen soll etc. und so kommt man dann zur Informationen. Genau das macht die Sache auch so spannend. Bevor man auf die Bühne geht, muss man sich mit Informationen zudecken. Man setzt sich etwa mit dem Innersten eines Textes auseinander und ich glaube das spürt auch das Publikum.

Ich sitze oft im Zuschauerraum und denke mir: Aha, so viel steckt dahinter, wenn ein Künstler etwas vorträgt. Wenn ich selbst oft Kollegen sehe, denke ich mir: Wow, der hat sich ja etwas angetan. Man muss ja ehrlich sein. Es gibt ja so wenige Forschungsplätze, wo man in einem Stuhl sitzen kann, etwas forschen kann. Da arbeiten ein paar Leute daran, und wenn die gestorben sind, dann kommen vielleicht Neue. Und dann muss man wahrscheinlich auch noch von reichem Hause sein, dass man selber so was machen kann. Das kann ich ja auch nicht. So mach ich das Ganze eben in Verbindung mit Musik und eben ein bisschen mit Forschung. Aber die ist schon ziemlich eingeschränkt, muss ich sagen. Ich gehe ja nicht in die Forschung, sondern rede mit dem Forscher selbst. (lacht) Und so komm ich meistens zu meinen Materialien. Aber das ist schön so.

Wie du dich für das klassische Gesangsstudium beworben hast. Musstest du da eine Aufnahmeprüfung machen?

Die alleinige Schuld trägt Sandy Lopičić, der mich dazu verführt. Ich
habe eine Aufnahmeprüfung gemacht, bei der er mich am Klavier begleitete. Ich habe das Ave Maria von Gounod gesungen, naja fast eher gemuht, so wie das die Kühe machen. Es war einfach furchtbar! Ich hab mich nur privat einer Lehrerin der Hochschule vorgestellt und die hat gesagt: Naja, man könnte theoretisch (lacht)…“ Tja, und dann hat sie angefangen mit mir zu arbeiten. Die erste Aufnahmeprüfung habe ich sowieso geschmissen, ich habe es zwar probiert, aber es hat nicht gereicht. Da kommen ja die Leute mit fertigem Studium daher, und ich alleine mit meinem 08/15 – Wissen, ja nicht einmal das. Motivierend war das nicht gerade… Dass sie mich dann doch genommen haben, war eher Glück. Zwar bescheinigen mir alle ein großes Talent für die Klassik, doch alleine dieser Bereich wäre mir zu wenig. Ich habe bereits einfach zu viel in andere Welten reingeschnuppert.

Aber schön ist die Klassik! Es gibt so wunderbare Sachen. Mich fasziniert ja die 12-Ton Musik, die interessiert mich sehr. Zwar nicht alles, aber ganz viele Dinge. Ich mag auch Rock, Renaissance und mittelalterliche Sachen. Auch einige Opern gibt es, die ich sehr mag. Aber müsste ich mein Leben alleine mit ihr verbringen… Uiui- da wüsste ich nicht, ob ich schon nach der 30. Vorstellung abhauen würde. Da bin ich leider zu unstet.

In welchem Bereich hast du dann deine ersten gesanglichen bzw. musikalischen Engagements gehabt? Im Klassik-Bereich oder eher im Jazz?

Wie soll ich sagen, so ein richtiges Engagement…

Ich meine Eines wovon du leben konntest?

Uiui- eines, wovon ich leben kann… Die größten Engagements habe ich als Studio-Sängerin im Pop/Rock-Bereich, im Studio. Das habe ich ganz gut drauf. So tatsächlich konzertant ist es erst an der Grazer Oper losgegangen. Ich habe einfach einmal aus Spaß und Laune im Studio vorgesungen, und die haben mich dann wirklich tatsächlich genommen. Dort habe ich dann 5 Jahre lang gesungen, Klassik, auch Musical und so. Eben ziemlich vieles, wovon ich wenig verstanden habe. Dann habe ich eben angefangen zu studieren. Wenn ich mich damals entschieden hätte, das so weiter zu machen, ich wäre jetzt vielleicht ganz strikt in der Klassik geblieben. Aber ich habe währenddessen ein Kind bekommen und so weiter, es hat sich einiges verändert. Wobei es heutzutage ebenfalls schwierig ist, im Engagement zu bleiben. Wenn man eine Saison nicht da ist, dann ist man schon Schnee von gestern.

Irgendwann habe ich alles wieder intensiver betrieben. Ich habe im Rahmen eines Engagements 2 Jahre an der Volksoper gesungen. Es hätte auch sein können, das ich dort weitermache, aber da hatte ich ja schon 2 Kinder (lacht). Eine etwas schwierige Situation, bedenkt man welche Verantwortung Kinder mit sich bringen. Und das schränkt deine Wahlfreiheit bezüglich Projekten und Engagements natürlich ein. Somit war der Weg für mich irgendwann klar. Ich mache mein „own thing“ und das ist angenehm. Ich kann mir die Zeit einteilen und ich kann arbeiten, wann ich will. Das ist spannend.

Es gibt so viele Künstler und Musiker, die ich schätze. Die lade ich dann ein oder frage sie, ob wir was gemeinsam machen könnten. So gestalten wir Gemeinsames. Das ist etwas, was ich zum Beispiel in einem Opernhaus vermissen würde. Außerdem hat man mir während meiner Studiozeit auch gesagt: „Du bist eine, die alle Mozart-Arien verjazzt. Du klingst einfach nicht nach Klassik.“ Ich singe schon klassische Musik, aber das ist einfach etwas Anderes.

Und deine Sachen, die du durchziehst. Ist das eher projektartig aufgebaut oder hast du auch fixe Bands mit denen du kontinuierlich arbeitest?
Ich hab mich vor einer Band immer gefürchtet. Da hast du über eine lange Zeit Verantwortung. Deswegen habe ich eher projektorientiert gearbeitet. In einer Band ist es ähnlich wie in einer Ehe. Wenn ich schon mit 5 oder 6 Leute verheiratet bin, dann muss ich die auch mögen. Da bin ich heikel. Projekte dagegen sind toll, sind eine Art Kurzbeziehung und zugleich auch ein bisschen Fernbeziehung. Man darf ein bisschen Fremdgehen und man kann auch wieder zusammen kommen.

Aber dennoch gibt es im Moment eine Band. Die heißt Novi Sačin, was so viel heißt wie „Neues Gewürz“. Es geht um bosnische Musik. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt von mir mit Matthias Loibner, Rina Kaçinari, Marko Živadinović, Sascha Lackner und Jörg Mikula. Tolle Leute, die mag ich sehr. Das ist für mich das erste Banderlebnis. Ich bin da eh schon sehr aufgeregt. Ich bin nicht skeptisch, sonder ich bin wie ein verschrecktes Huhn. Es ist ganz neu auf so einem Gebiet eine Band zu haben. Schauen wir mal…(lacht)
Deine Sachen komponierst du selber nehme ich an.

Naja, bis jetzt ging es eher um Arrangements. Besonders angetan haben es mir Stücke und Lieder aus der Weltmusik, die ich gerne überarbeite und zur Aufführung bringe. Diese Bearbeitungen stammen dann von mir oder von der gesamten Gruppe, mit der ich im jeweiligen Moment zusammenarbeite. Das aktuelle Programm mit Novi Sačin heißt „Bosnien Flavours“, es geht um Geschmäcker, Gewürze usw. und geht in eine andere Richtung. Für die Musik zeigt sich alleine Matthias Loibner verantwortlich. Er hat ganz interessante Einsichten und sieht die Dinge musikalisch anders.

Auf der anderen Seite gibt es Projekte, für die ich selbst komponiere. Ich mache eben, was ich will. Manchmal sind es nur Arrangements, manchmal ganze Kompositionen. Keine Ahnung, wo es mich noch hinführen wird. Vielleicht werde ich auch mal nur komponieren. Im Moment widme ich mich Projekten.

Und wenn du dir jetzt Stücke vornimmst, die du bearbeiten, umarbeiten möchtest, weißt du dann schon immer mit welchen Leuten du dann zusammenarbeiten willst?
Teilweise. Manchmal habe ich genau Vorstellungen davon, mit welchen Leuten ich zusammen arbeiten will, dann wieder ist es eine längere Suche, wobei, und das ist witzig, mir oftmals gar nicht wichtig ist, welches Instrumente sie spielen. So etwa, wenn zu einem Lied besser eine Klarinette passen würde, ich aber einen Gitarristen kenne, der super toll ist und den ich auch als Menschen schätze, dann mache ich das Ganze eben mit Gitarre. Wie schon gesagt, es ist wie eine Hochzeit, zusammen mit jemandem zu arbeiten ist wie eine halbe Ehegeschichte. Es ist einfach wie eine Beziehung und die muss passen. Sonst kommen keine außergewöhnlichen Sachen raus.

Wie viele Projekte hast du aktuell gerade parallel laufen?
Viele. Also ein Jazz Trio mit Agnes Heginger und Ingrid Oberkanins, zwei ganz tolle und liebe Kolleginnen von mir. Auf eines, auf das ich mich sehr freue, ist das mit Matthias Loibner und Rina Kaçinari. Das dritte ist eben Novi Sačin, diese bosnische Band mit bosnischer Musik. Darüber hinaus, gibt es eines alleine mit Matthias Loibner, ein Kinderprojekt mit dem Tubaspieler Jon Sass sowie ein Solo-Projekt. Wahrscheinlich gibt es dann noch klassisches Projekt mit Liedern von Peter Lackner sowie eines mit Johannes Berauer, das mehr in Richtung Alte Musik geht.

Und die Kapazitäten sind erschöpft, oder willst du noch was machen. Ideen hast du ja sicher so einige.
Die Ideen habe ich. Aber ich habe eingesehen, dass ich nun mal nur zwei Hände und zwei Füße habe. Im Moment brauche ich eher eine Auszeit. Nach meinem letzten Projekt, eines mit der Jazzwerkstatt Graz, war ich nahe am Burn-Out. Ich habe beschlossen, mir die Zeit besser einzuteilen. Das ermüdet nicht so, es verlangt bloß an einem bestimmten Punkt die volle Konzentration.

Beschränkt sich das jetzt hauptsächlich aufs Studio und Probearbeit oder spielst du viel Live auch noch?
Von Live-Auftritten lebe ich. Ich unterrichte auch sehr gerne, ich halte Workshops, ich schreibe dieses Jahr ein Buch, das den Titel „Universelle Stimmführung“. Es geht um eine Methodik, die ich für Sänger entworfen habe, wie sie am optimalsten und leichtesten mit ihrem Instrument, ihrer Stimme umgehen. Mit Dingen die mir Spaß machen, verdiene ich das Geld und das funktioniert gut so. Es gibt aber auch viele Proben und Studio- sowie Live-Auftritte, es wird vermutlich auch Kurse geben… Das ist alles sehr bunt bei mir. Das ist ein ganz buntes Jahr.

Du bist viel international unterwegs.
Ja, ich bin auch international unterwegs. Interessant dabei ist zu sehen wie die Musik, die ich mache anderswo ankommt.

Wie bekommst du mit, dass das unterschiedlich bei den Leuten ankommt?
Man merkt nur, dass ein Volk zum Beispiel bestimmte Vorlieben hat. Ich habe das Glück, dass die Leute, die mir zuhören, auch wirklich kommen, um zuzuhören. Man kann ihnen etwas erzählen, man kann ihnen schöne, langsame Lieder vortragen. Und die Leute hören echt zu und das ist toll. Für den Künstler ist es toll, wenn man Feedback bekommt. Oft wenn ich mich konzertiere, fühle ich mich so, als säße ich im Wohnzimmer. Die Leute sind wie Freunde: wir sitzen zusammen, reden miteinander und trinken Wein. Das ist wirklich schön.

Wie ist es, wenn du im Ausland irgendwo spielst. Stimmst du das Programm auf die Ansprüche des Publikums ab? Oder konfrontierst du das Publikum auch mit fremdartigen Sachen?
Eher das zweite. Spannender ist es, den Leuten etwas Neues zu bieten. Wenn ich im Publikumsbereich sitze bin ich ja auch froh, wenn jemand meine Erwartungen sprengt oder wenn ich etwas Unerwartetes präsentiert bekomme. Wir leben heute in einer Welt des schnellen Konsums, teilweise auch Beliebigkeit. Was den Balkan angeht, da hört man immer wieder die gleichen Sounds und auf Dauer ist das einfach nicht mehr knackig. Da möchte ich einfach mal einen anderen Weg gehen. Das Ganze soll auch musikalisch für mich spannend bleiben. Natürlich muss ich mich bemühen, dass ich dem Publikum auch Stand halte. Ich mache ja Musik nicht für mich selbst. Wenn keiner zuhören kommt, wozu mache ich das dann eigentlich? Dann könnte ich genauso Schusterin werden. Es geht mir schon darum, das Vertrauen des Publikums zu gewinnen. Sie sind für jede Veränderung offen. Für diejenigen, bei denen ich die Erwartungen nicht erfülle, kann ich eh davon ausgehen, dass sie nach der zweiten Nummer gehen. Ich mache zwar traditionelle Musik, versuche diese aber immer modern zu präsentieren. Ich überarbeite die Stücke nicht soweit, dass ich deren Inhalte zerstöre. Ich unterstütze eher das, was im Text steht. Ich glaube, wenn man seine Sache sehr ordentlich macht, dann weiß es das Publikum auch zu schätzen.

Gibt es von deiner Seite noch etwas, das du los werden möchtest.
Ich lebe in einem Land das ich sehr gerne mag. Österreich ist ein tolles Land, nicht nur musikalisch, sondern es ist auch geographisch wunderschön. Musikalisch würde es mich sehr freuen, wenn der Rundfunk und Fernsehen endlich auch für die eigenen Künstler die Tore öffnen würden. Egal, ob nun für Hip Hop, Rock, Heavy Metal, Funk oder Pop-Acts. Die sind so talentiert und gut, aber oftmals leider keine Chance irgendwo, irgendwas zu erreichen. Es gibt ganz junge Volksmusiker die ich kenne, von denen kann ich nirgendwo etwas hören.

Ich habe das Gefühl, ich lebe in einem Land, wo man sich mehr für meine Musik interessiert, als für seine eigene. Es würde mich freuen, wenn die Medien mehr die Türe aufmachen würden, dann würden die Leute sehen, was hier nicht alles los ist. Wer sich im Underground auskennt, der weiß, was hier abgeht. Ich will niemanden beleidigen, aber „Underground“ findet man nicht nur im Duden als Wortbeschreibung, sondern ihn gibt es auch hierzulande. Ich bin total davon überzeugt, dass dieser Markt hier von sich selbst leben kann. Österreich ist kein großes Land, aber selbst Bosnien kann das. Dort herrscht eine andere Begeisterung für die eigenen Künstler wie hier.

Ich habe mir überlegt, wenn ich jetzt keine Kinder hätte, dann würde ich auf der Stelle einen Worldmusic Rundfunk starten. Es gibt von Emil Lubej auf dem Musikwissenschaftlichen Institut eine Online-Plattform zu diesem Thema. So etwas hat viel Potenzial. Ich bin eh im Gespräch mit so einigen Kollegen, ob wir uns nicht doch an so etwas heranwagen sollten. Man muss dann aber wirklich sitzen und Sendung machen. Aber alleine geht das natürlich nicht. Das gleiche gilt für Rock, Hip Pop etc. Zum Beispiel hat Wien eine spitzen Beatbox-Szene. Weiß man davon? Hier in Österreich wäre so viel zu holen! Und die Leute würden auch dafür zahlen, zu Konzerten gehen und Platten kaufen. Ich wundere mich, dass man aus dem Pessimismus einfach nicht herauskommt.

Foto Michael Reiter

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