“Keine großen Kalkulationen” – mica-Interview mit Martin Klein

Martin Klein zählt ohne Zweifel zu den hoffnungsvollsten Vertretern der heimischen Singer/Songwriter-Szene. Im Interview mit Markus Deisenberger erzählt der Musiker über sein Debut-Album, komponierte Musik und die Sensibilität dem eigenen Schaffen gegenüber.

Das mit den Interview-Einstiegen ist immer so eine Sache. Hast Du vielleicht einen?

Martin Klein: Ich habe neulich für eine Sendung in Radio Orange ein Interview mit Harri Stojka gemacht.

Danke. Und wie war es?

Martin Klein: Stressig. Alles Gesagte zu transkribieren war eine Heidenarbeit. Aber auch lohnend: Er hat sehr Interessantes über die Musikszene der Siebziger Jahre erzählt. Da war schon einiges anders.

Zum Beispiel?

Martin Klein: Man hat viel mehr gemeinsam gejammt. Es gab eine offene Jam-Kultur. Man ist von Proberaum zu Proberaum gezogen und hat dort, wo es passte, ohne viel Aufhebens einfach mitgespielt. Heute ist das…

Abgeschotteter?

Martin Klein: Ja. Ich meine man kennt einige Bands wie etwa wemakemusic, mit denen ich auf Tour war. Aber sonst…

Seid ihr sonst denn nicht vernetzt?

Martin Klein: Doch, weil Manuel, der Bassist, in einigen anderen Bands spielt. Drummer Alex und ich ebenso. Insofern liegt es schon in der Natur der Sache, dass wir mit anderen Bands verbunden sind. Aber es ist trotzdem etwas Anderes.

Gehen wir zum Album: Als wir uns das letzte Mal sahen, hast Du gemeint, Du seiest nicht so ganz zufrieden damit. Kannst Du das genauer erklären?

Martin Klein: Nun ja, das stimmt so nicht ganz. Ich habe gemeint, dass es immer bestimmte Phasen gibt, wie man sich mit solch einer Momentaufnahme fühlt. Es gibt ja mehrere Möglichkeiten, ein Album aufzunehmen. Wir haben das damals sehr old-school-mäßig gemacht und das Ganze mehr oder weniger live eingespielt und dann auch gar nicht mehr so viel daran herumgebastelt, geschnitten etc. Dadurch hat es, finde ich, einen sehr angenehmen Charakter bekommen, aber ebenso gibt es dann nachträglich auch Dinge, die man doch gern anders gemacht hätte, nicht mehr so gut findet. Im Großen und Ganzen bin ich aber schon zufrieden mit dem Ergebnis.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das Album live entstanden ist. Für diese Form der Aufnahme finde ich das Klangbild doch erstaunlich satt… Wie viel ist tatsächlich live?

Martin Klein: Um die 80%. Kaum Overdubs.

Wie kam es überhaupt dazu, dass ihr euch im Studio wieder fandet?

Martin Klein: Nun, ich habe mich zuerst sehr lange vor einer Veröffentlichung gedrückt.

Wieso?

Martin Klein: Weil ich der Meinung bin, dass man, nur weil man Musik macht, diese nicht immer zwanghaft nach außen tragen muss. Das Wichtigste ist doch zuallererst, dass man selbst gern Musik macht, dass es Spaß macht und man seine Kreativität voll ausleben hat. Zum ersten Mal gab es schon, als ich neunzehn Jahre alt war, die Idee, ein Album aufzunehmen. Dann wieder, als ich zwanzig war und so weiter. So hat sich das fortgeschrieben. Als ich fünfundzwanzig war, war die Zeit schließlich reif dafür. Davor habe ich eigentlich nur ab und zu Live-Gigs gespielt

Meistens alleine ohne Band.

Martin Klein: Genau. Allein am Klavier für ein kleines Publikum. Eigene Lieder spielen, ein, zwei Bier trinken und wieder gehen – das war ja auch OK.

Und wieso dann doch ein Album?

Martin Klein: Irgendwann kommt einfach der Moment. Wir hatten schon einige Lieder auf Compilations veröffentlicht (auf der fm4 Soundselection und dem Schubert-Sampler von Pumpkin Records, Anm.) und gemerkt, dass es schön sein kann, Leute auch auf anderem Wege als über das Live-Konzert zu erreichen. Wenn dich jemand in Vorarlberg im Radio hört und dir dann eine E-Mail schreibt, was er sich so zu deiner Musik denkt, ist das unglaublich inspirierend. Außerdem hat mich der Gedanke gereizt, einmal etwas festzuhalten. Als Status Quo sozusagen. Wir haben in dieser Phase damals einige Live-Gigs gespielt und dann einfach die Platte aufgenommen, dh quasi die damalige Form auf CD gebannt. Mittlerweile spielen wir die meisten Songs ganz anders.

Zum Beispiel?

Martin Klein: “Dreamworld” etwa: Den Song haben wir damals einfach reingeknallt. Jetzt spielen wir ihn viel gefühlvoller.

Gibt es schon Pläne für ein nächstes Album?

Martin Klein: Ja, auf jeden Fall. Aber ohne Stress. In eineinhalb, zwei Jahren, frühestens in einem.

Hat sich durch das Album etwas verändert in Richtung vermehrtem Live-Einsatz? Hat die Aufnahme bewirkt, dass Leute an euch herangetreten sind, die das sonst nicht getan hätten?

Martin Klein: Eigentlich schon. Zumindest haben ein paar Journalisten etwas über das Album geschrieben und dadurch gab es plötzlich etwas Angreifbares. Der größte Unterschied war, dass es plötzlich möglich war, auch in den Bundesländern Gigs zu bekommen. In Wien hab ich ohne Album ja auch schon sehr viel gespielt. Mit dem Album aber wurde das Booking darüber hinaus bedeutend leichter.

Wie würdest Du die Musik auf dem Album beschreiben? Ist das Pop?

Martin Klein: Schwer zu sagen. Pop. Rock vielleicht.

Mit den Vorbildern ist es im Falle Martin Klein eine seltsame Sache, finde ich. Normalerweise kommen einem immer gleich hundert Querverweise. Bei Deiner Musik fiel es mir, obwohl sie dem Songformat verpflichtet ist und souliger Pop auch nicht so weit draußen ist, dass es keine Querverbindungen gäbe, enorm schwer, aktuelle Musik aus der Rubrik “klingt wie…” zu finden. Was mir in den Sinn kam, stammte alles aus den Sechzigern.

Martin Klein: Vielleicht liegt das daran, dass die Idee einfach war, alle Ideen ohne Gitarre und ohne viel Spuren, einem Jazz-Trio vergleichbar, zu verarbeiten…

… und Pop-Songs zu spielen

Martin Klein: Genau. Um letztlich Pop-Songs zu spielen.

Woher kommt die Idee, eine Band nach dem Vorbild eines Jazz-Trios zu formieren?

Martin Klein: Es gab da mal eine Phase, in der ich mich sehr für Jazz interessiert habe und außerdem improvisiere ich sehr gerne. Eigentlich gibt es doch zwei wesentliche Reize, wenn man Musik macht: Entweder man überlegt sich etwas und schreibt etwas Konkretes auf, komponiert also ein Stück. Daraus kann sich durchaus das Problem ergeben, dass einem dieses Stück irgendwann, wenn man es auf der Bühne zum siebzigsten Mal spielt, langweilig geworden ist. Oder aber man improvisiert und macht so Musik für den Moment. Das Negative daran wiederum ist, dass dieser Moment auch sehr schnell wieder weg ist, im Universum verpufft. Ich arbeite schon sehr lange mit einem Gitarristen zusammen, der in Meran und Basel lebt. Einmal im Jahr treffen wir uns und spielen ein improvisiertes Konzert miteinander. Vor wenigen Wochen erst sind wir in Meran im Kunsthaus aufgetreten.

Wie kann man sich das vorstellen?

Martin Klein: Ganz anders als meine Sachen. Ich spiele Klavier und er spielt E-Gitarre und macht Loops dazu.

Warst Du zufrieden mit dem Ergebnis?

Martin Klein: Es gab Momente, die waren sehr spannend. Aber danach ist es halt auch weg.

Improvisiert ihr als Band auch, wenn du als Martin Klein spielst?

Martin Klein: Immer wieder. Als wir neulich beim Eröffnungsfest der Salzburger Festspiele auftraten, haben wir extra für diesen Abend eine Nummer improvisiert.

Wie kam das Konzert in Salzburg zustande?

Martin Klein: Das hat unsere Booking-Agentur organisiert. Da ist einiges passiert den ganzen Tag über. Lesungen, Konzerte… Nach uns hat ein DJ aus Wien aufgelegt. Insgesamt war das sehr nett. Weil es bei freiem Eintritt stattfand, waren die unterschiedlichsten Leute da. Toll.

Die Bandbreite eurer Auftritte ist doch sehr groß. Einen Tag spielt ihr bei den Salzburger Festspielen, kurz danach in einem Beisl in Mürzzuschlag.

Martin Klein: (lacht) So ist das halt in Österreich.

Und dann – vielleicht auch untypisch für eine Pop-Band – gibt es einen Ö1-Mitschnitt von einem eurer Konzerte.

Martin Klein: Von einem Konzert, als wir gemeinsam mit Coshiva im Radiokulturhaus aufgetreten sind. Ein witziger bunter Abend war das. Aber jetzt, wo Du es aufzählst: Es passiert schon einiges. Wir hatten sogar einen Song, der auf Ö3 lief.

Und zwar?

Martin Klein: Ein Stück, das noch nicht veröffentlicht ist. “Everything”. Eberhard Forcher hat die Nummer öfter mal gespielt.

Aber das meiste Airplay bekommst Du auf fm4.

Martin Klein: Durch die Soundselection, ja. Die haben sich einen Song gekrallt und ihn dann relativ häufig gespielt. Was umso erstaunlicher ist, als wir das Demo als selbst gebrannte CD ohne Cover hingeschickt haben. Es hat uns verblüfft, dass sich das überhaupt jemand angehört hat. Fm4 hat uns überhaupt sehr nett unterstützt, das muss man schon einmal sagen. Als das Album dann raus kam, ist “On my way to You” gespielt worden. Aber auch ohne Jürgen Plank, der uns auf seinem Label veröffentlicht hat und uns Förderungen aufgestellt hat, wären wir nie so weit gekommen.

Du trittst relativ oft auf. Aber leben kann man nicht davon, oder?

Martin Klein: Überhaupt nicht. Ich bin jetzt gerade mit meinem Musikpädagogik-Studium fertig geworden. Das heißt, ich stehe an der Schwelle zur Arbeitswelt.

Und hast Du einen Plan?

Martin Klein: (lacht) Noch keinen konkreten jedenfalls. Da kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht viel dazu sagen. Es wird sich weisen, wie genau das jetzt weiter geht. Unterrichten und spielen vielleicht. Wichtig ist mir nur, dass das Projekt nicht auf Druck und krampfhafte Action funktioniert, sondern gemütlich weiter läuft und Spaß macht.

Womit wir bei der Frage wären, wie weit Du Dich für kommerziellen Erfolg überhaupt aus dem Fenster lehnen würdest.

Martin Klein: Genau das ist die große Frage, die sich gerade stellt und die zu überlegen ist.

Wieso? Weil konkrete Angebote kommen?

Martin Klein: Es gab immer wieder Anfragen und Eckpunkte, an denen noch nicht klar kommuniziert war, in welche Richtung das Ganze überhaupt gehen soll. Vor vielen Jahren hab ich einmal mit einem Produzenten etwas für Universal Deutschland aufgenommen. Sehr kommerziell produziert. Im Nachhinein bin ich enorm froh, dass daraus nichts wurde, weil es viel zu früh war. Meine Musik hat einfach noch Zeit gebraucht, um zu reifen und wirklich gut zu werden. Es war also wichtig, zu warten und es letztendlich selbst zu machen. Und genau diese Sensibilität für das eigene Schaffen möchte ich mir auch weiterhin bewahren. Wichtig ist mir, dass mir die Aufnahmen zu 100% gefallen. Ich habe schon in so vielen Bands gespielt, dass ich ziemlich genau weiß, wie es ist, nur zu 50% hinter der Musik zu stehen, die man macht. Soll heißen: Das Projekt “Martin Klein” ist keine Kohle-Maschine, sondern ich bin froh, wenn es so bleibt wie es ist. Da gibt es keine großen Kalkulationen. Einzig, dass ich Songs auch auf Deutsch schreibe, wird vielleicht noch eine Rolle spielen. Vielleicht kommt auch mal eine CD nur mit deutschen Texten. Vielleicht eine nur mit Gesang und Klavier, wer weiß.

Wie schreibst du Musik?

Martin Klein: Zuerst gibt es eine kleine Idee, einen Lick. Dann mache ich die Musik und überlege mir einen Text dazu.

Schreibst Du allein?

Martin Klein: Immer, ja. Ich schreibe allein und spiele ja auch oft allein. Das heißt, wenn wir zu dritt spielen, dann wird die Musik, die ich geschrieben habe, für die Band umarrangiert. Gemeinsam Musik zu schreiben ist sicher ungemein bereichernd. Davor habe ich allergrößten Respekt. Ich kann es mir nur schwer vorstellen, wie eine Band wie Radiohead gemeinsam ihre Musik entwickelt. Die müssen einen unfassbar guten Draht zu einander haben.Ich schreibe aber auch sehr gerne Musik nur für Klavier – eine Arbeitsweise, die viel länger besteht als das Pop-Songwriting. Ich komme ursprünglich ja eher aus der klassischen Ecke vom Klavierspielen, habe Cello gelernt. Meine vier Schwestern spielen alle Geige. Gemeinsam mit ihnen habe ich Streichquartette gespielt. Ich finde das Notenschreiben toll, weil es so lange dauert und gar nicht mehr unserem Zeitgeist entspricht. Es ist unfassbar anstrengend. Umso mehr Sinn macht es, drei Monate vor einem Blatt Papier zu sitzen, denn irgendwann liegt dann ein Text, ein Gedicht, vor dir, etwas völlig Abgeschlossenes. Am Computer mit Cubase zu arbeiten und zu mischen kann ich ja überhaupt nicht. Wenn ich das könnte würde ich das sofort machen. Ich stelle es mir großartig vor, deinen Trieb auf diese Weise zu befriedigen: Du notierst zuerst deinen Drum & Bass-Groove, dann deine Melodie… Ich bin wohl eher der altmodische Typ. Bei mir Zuhause liegt ein ganzer Batzen Noten. Eine Idee wäre, das irgendwann als Buch, als Anti-CD sozusagen zu veröffentlichen. Mit den CDs verdienen wir ja sowieso nichts mehr.

Einstweilen schreibst Du diese Stücke aber für die Truhe?

Martin Klein: Ja, aber vielleicht ist es ja irgendwann anders. Vielleicht kann man es irgendwann einmal verwerten. Derzeit dient es vorrangig dazu, mich wegzubeamen. Aber wenn ich es mir recht überlege, sehe ich keine Möglichkeit, damit Geld zu verdienen, außer ich wäre Avantgarde-Komponist und hätte einen Vertrag mit der Universaledition.
 
Musik zur Systemerhaltung?

Martin Klein: Ich weiß was du meinst, aber neben dieser etablierten neuen Musik-Szene gibt es schon auch Ausnahmen wie den Vibraphonisten Werner Pirchner. Der hat Jazz gespielt und nebenbei geschrieben. Ich bin zufällig auf eine CD von ihm gestoßen: Dur. Klassische Einspielungen seiner ausnotierten Musik. Unglaublich gut. Und in der etablierten Szene gibt es ja auch Leute, die gut sind: Johannes Maria Staud, Olga Neuwirth. Toll finde ich an denen auch, dass sie völlig hinter ihrem Ding stehen. Das fasziniert dich. Oder auch einer wie Franz Hautzinger.

Auf der B72-Homepage war in einem Ankündigungstext über Dich zu lesen, dass ein Konzert in der Arena, nämlich als Vorgruppe der Band Eskobar, eine Art Initialzündung für den musikalischen Erfolg war. Stimmt das?

Martin Klein: Eigentlich schon. Das war einer der ersten größeren Gigs und dann auch noch vor einer englischsprachigen europäischen Band. Und es hat gut funktioniert und Spaß gemacht. Danach waren wir guter Dinge und haben zu uns gesagt: OK, jetzt machen wir was!
Auch wenn ich ein sehr eigenwilliges Verhältnis zu Österreich habe: Wien ist schon ein toller Ort zum Leben

Inwiefern?

Martin Klein: Es gibt sehr viele kleine, unterschiedliche Szenen. Gerade in letzter Zeit tut sich hier sehr viel. Ich bin mittlerweile sieben Jahre in Wien und anfangs war das gar nicht so. Es gibt Soap & Skin, Clara Lucia, Wemakemusic… Sich regelmäßig Künstler wie Kreisky oder Sir Tralala im Chelsea oder im rhiz anhören zu können, ist unglaublich bereichernd

Wieso eigenwillig?

Martin Klein: Insgeheim denkst du schon immer daran, weg zu gehen, um es mit deiner Musik woanders zu versuchen. Ich war auch ein halbes Jahr in Holland. Gewisse Dinge schätzt man nach seiner Rückkehr aber umso mehr.

Zum Beispiel?

Martin Klein: Auf die Gefahr hin, dass das jetzt abgedroschen klingt: Ich habe es mir in meiner Studentenwelt schon sehr behaglich eingerichtet: Die Möglichkeit, kreativ zu sein, in leistbaren WGs zu leben, Musik zu machen und daneben ein bisschen zu arbeiten. Flieg nach London! Da hackeln sich die Musiker das ganze Monat nieder, damit sie in einem Loch leben können. Arbeiten die ganze Woche, damit sie ein zwei Stunden haben, in denen sie Musik machen können. Hier ist es dafür ungleich langsamer. Um kreativ zu sein, ist das aber toll.

Aber irgendwann will man von seiner Musik vielleicht leben. Dann gilt es andere Märkte erschließen und das ist von Österreich aus bekanntlich schwer.

Martin Klein: Da hast Du Recht. Deshalb ist es ja vielleicht auch besser, sich gar nicht die Bürde aufzubinden, davon leben zu müssen. Ich kann mir durchaus vorstellen, damit glücklich zu sein, drei Tage lang zu arbeiten und drei Tage Musik zu machen. Warum nicht? Das Wichtigste ist, seinem Sound treu zu bleiben. Extrem auf seinem Ding zu bleiben und die Zeit, die man hat, auch zu nützen, ist wichtiger als zusätzliche Märkte zu erschließen. Ich möchte ja auch gar nicht das ganze Jahr auf Tour sein, sondern früh aufstehen und auf den Berg gehen, um dort ein Klavierstück zu schreiben. Sehen, wie sich die Vegetation verändert, die Sonne aufgeht, einfach Zeit für Beobachtung haben.

Klingt sehr selbstzufrieden.

Martin Klein: Vielleicht, ja. Wir sollten nicht so angefressen davon sein, dass wie keine Kohle haben und nicht von der Musik leben können. Ein gewisser Optimismus und ein Gefühl dafür, was wirklich cool ist, sind wichtiger. Natürlich: Gewisse Dinge kann man besser machen: Sich besser vernetzen etwa, ein wenig dieses eingangs erwähnte 70er-jahre-Proben-Feeling beschwören. Oliver Welter, für den ich auf seiner Solo-Tournee mal den Support-Act abgegeben habe und der für mich der wahrscheinlich beste österreichische Songwriter überhaupt ist, lebt mit Familie in Klagenfurt und macht dort Musik auf unglaublich hohem Niveau. Während der Mini-Tournee hatten wir einige tolle Gespräche. Und da hat er, dieses Urgestein der österreichischen Alternative-Rock-Geschichte, der sich im Laufe seiner Karriere eine wirklich dicke Haut angeeignet hat, einen der besten Sätze überhaupt gesagt. “Schau, Martin”, hat er in seinem breiten Kärntner Dialekt gesagt, “manche sind Fischer, andere eben Musiker.”

Ein schönes Schlusswort. Trotzdem zum Abschluss noch eine Frage, die ich eigentlich eingangs im Zuge eines popkulturellen Experiments stellen wollte, die mir aber dann doch zu albern war. Ich hatte ursprünglich vor, Dir die gleichen Fragen zu stellen, die die Bildzeitung Lady Gaga in ihrem Feature-Interview stellte. Doch schon die Einstiegsfrage wäre zu albern gewesen.

Martin Klein: Jetzt bin ich aber gespannt. Stell sie doch einfach.

Na gut: Wärst Du gern Mitglied bei den Pussycat Dolls?

Martin Klein: (überlegt) Warum nicht. Vielleicht als Roadie?

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Martin Klein