mica-Interview mit Jörg Parnreiter

Jörg Parnreiter arbeitet nun schon bereits seit 1995, also seit den Anfängen, beim Ottensheim Open Air Festival mit. Seit 2004 ist er dann auch Mitglied des Organisationsteams und ein Jahr darauf auch Obmann des KV Open Air Ottensheim. Hauptberuflich studiert er an der FH für Sozialarbeit in Linz. Im mica-Interview erzählt er von den Freuden und Leiden, die die Veranstaltung eines Festivals mit sich bringt.

Seit wann gibt es das Ottensheim Open Air jetzt schon? Was waren die Beweggründe, das Festival ins Leben zu rufen?

Jörg Parnreiter: Das Open Air Ottensheim findet heuer zum zwölften Mal statt. Gegründet wurde es damals, weil es in der Region nur eine sehr kleine Festivalkultur gab (Ebensee, Passau, Ottensheim) und Bedarf bestand, eine Alternative zu den üblichen Zeltfesten zu schaffen. Und nicht zuletzt waren die Beweggründe damals, nicht anders als heute, zu zeigen, dass man gemeinsam ein tolles Fest mit großartigen Bands auf die Beine stellen kann, ohne dabei auch nur im Geringsten turbo-kapitalistische Methoden und Ziele  zu verfolgen.

Hat sich die Herangehensweise an die Planung/Gestaltung des Festivals im Laufe der Zeit geändert?

Jörg Parnreiter: Ja, mit Sicherheit. Einfach schon wegen der Tatsache, dass sich die Akteure geändert haben. Ich habe versucht, etwas Struktur in den Organismus “Open Air” zu bringen. Teilweise ist mir das gut gelungen und hat sich bewährt und teilweise bin ich damit auch gescheitert. Es ist der Spagat zwischen strukturiertem professionellem Arbeiten und freiem kreativem “wahnsinnig sein”, den es zu beschreiten gilt.

Rückblickend, welche Ereignisse im Zusammenhang mit dem Ottensheim Open Air, sowohl positive als auch negative, sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Jörg Parnreiter: Das sind unzählige, aber spontan zwei aus dem Vorjahr:

Ganz großartig war für mich am Freitag 1500 Besucher vor der Bühne zu sehen, die bei der Mediengruppe und bei den Attwengern total abgegangen sind.

Jörg Parnreiter: Eher nicht so cool war, wie am Mittwoch beim Aufbauen ein Blitz unmittelbar neben der Bühne in einen Baum eingeschlagen ist. Zum Glück wurde niemand verletzt, aber ein sehr heftiges Erlebnis war es trotzdem.

Wenn man sich die Liste eurer Sponsoren so ansieht, dürfte wohl nahezu ganz Ottensheim/die Umgebung Ottensheim hinter dem Festival stehen. War das schon immer so, oder musste im Laufe der Jahre auch Überzeugungsarbeit im Umfeld geleistet werden?

Jörg Parnreiter: Der erste Eindruck kann leicht trügen. Wir haben zwar viele Unterstützer in der Region, doch die meisten Sponsoren bewegen sich im 50-100 Euro Bereich. Nichts desto trotz ist es aber schon so, dass wir auch aufgrund des Kulturpreises von der Gemeinde Ottensheim, den wir heuer verliehen bekommen haben, zumindest eine große ideelle Unterstützung in der Region haben.

Auf eurer Homepage wird der Konkurrenzdruck unter den österreichischen Festivals angesprochen, ein “rauer Wind”, der auch dem Ottensheim Open Air entgegen weht. Inwiefern wirken sich, Großfestivals wie beispielsweise das Nuke oder Nova Rock unmittelbar auf das Ottensheim Open Air aus?

Jörg Parnreiter: Unmittelbar? In den Besucherzahlen! Im Jahr 2000, dem letzten Jahr vor der Pause, waren knapp 4000 Besucher in Ottensheim. Heute müssen wir trotz doppelt so hoher Kosten für die Bands mit 2500 Besuchern zufrieden sein.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die Bands aus, die bei euch auftreten? Nehmt ihr auch schon mal Bands ins Line-Up auf, weil ihr wisst, dass die Leute anziehen, euch ansonsten aber nicht so besonders zusagen?

Jörg Parnreiter: Ganz klares “Nein”. Die Booking-Gruppe besteht aus fünf Personen und alle Bands werden über Mehrheitsbeschluss in dieser Runde ausgewählt. Manchmal gibt’s da schon heftige Diskussionen, aber am Ende steht immer wieder ein außergewöhnliches Line-Up, quer durch viele Stilrichtungen, mit dem wir alle sehr zufrieden sind. Dadurch ergeben sich auch immer sehr spannende Kombinationen, im Vorjahr z.B. Kinderzimmer Productions auf Mono, und heuer treffen z.B. No Means No auf das Bosnische Brass Orchester.

Was macht für dich ein “erfolgreiches Festival” aus?

Jörg Parnreiter: Für mich als Veranstalter sind es viele Besucher, und eine grosse friedliche Party ohne unangenehme Intermezzos.  Als Besucher ist es für mich die Musik, die Location, die Preise und natürlich die netten Freaks die ich treffe, also alles Faktoren, die in Ottensheim zu 100 Prozent passen.

Da ihr euch auf der Homepage ja selbst jede ökonomische Vernunft im Zusammenhang mit dem Festival absprecht, liegt die Frage nahe, wie lange es das Ottensheim Open Air noch geben wird bzw. noch geben kann. Wird das Festival auch in den nächsten Jahren bestehen können? Unter welchen Voraussetzungen?

Jörg Parnreiter: Die Frage der Fragen, stell’ sie mir am 31. Juni wieder, dann kann ich mehr dazu sagen. Ein wirklich verregnetes Wochenende und der Verein steht mit etlichen 10000 Euro Schulden da. Aber dafür ist die Musik bei uns exklusiv die Preise so unglaublich günstig, dass die Konkurrenz schon nicht mehr schlafen kann und die Location sowieso die beste.

Michael Masen

Openair Ottensheim

 

 

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