Chris Janka ist vieles: Der gelernte Maschinenbautechniker ist Gitarrist und Komponist – und betreibt ein eigenes Tonstudio in Wien Neubau. Vor kurzem hat er sein neues Popmusik-Projekt Tankris live präsentiert. Das folgende Interview führte Jürgen Plank.
Wie ist dein Zugang zur Musik, hast du Musik studiert?
Chris Janka: Gelernt habe ich Musik nie, das ist mir nie beigebracht worden. Ich bin gelernter Maschinenbautechniker, mit 17 Jahren habe ich begonnen die Gitarre meiner Mutter zu bearbeiten und 3 Monate später habe ich schon meine erste Band gegründet und seitdem hat die Musik immer mehr Überhand genommen und inzwischen macht sie hundert Prozent meines Arbeitspensums aus. Das hat angefangen mit Bands wie Beiwagen, Roh und Blendwerk. Später habe ich mit Daniel Pabst zusammen das Gitarrenquartett Trafo gegründet.
Was ist Trafo, was macht ihr?
Chris Janka: Begonnen hat Trafo damit, dass ich eine Solo-CD herausgebracht habe, die heißt „No Sid but Git“, auf der covere ich nur Songs von Commodore C64-Spielen, die wurden mit einem dreistimmigen Synthesizer erzeugt – das war sehr geniale Musik – und ich wollte das unbedingt mit der E-Gitarre nachspielen. Das ist meiner Meinung nach gut gelungen und ich habe mir gedacht, es wäre sehr schön solche merkwürdigen Kompositionen für E-Gitarren zu schreiben. Ich habe Daniel Pabst gefragt und kurz danach sind Emanuel Preuschl und Claudius Jelinek dazu gekommen und seitdem gibt es Trafo. Da gibt es schräge Kompositionen, das Problem bei meinen Kompositionen ist, dass sie zu schwierig sind, da sind wir zum Teil daran gescheitert, aber jetzt wird es schon besser. Bei der letzten CD sind wir kommerzieller geworden, da haben wir nur Filmmusik gecovert, eigentlich Musik zu TV-Serien aus unserer Kindheit.
‚Knightrider’ war da auch dabei.
Chris Janka: Genau, ‚Knigthrider’ war dabei, das kommt eh aus meiner Kindheit. Aus den 1960er-Jahren ‚The Prisoner’ und aus den 1980er-Jahren ‚Magnum’.
Mit Blendwerk seid ihr doch einige Jahre lang unterwegs gewesen. Wie war diese Band und warum habt ihr eigentlich aufgehört?
Chris Janka: Blendwerk war die erste Band, die ich gegründet habe, nachdem ich nach Wien gekommen bin. Die eher zufällige Konstellation hat sich glücklicherweise so ergeben: Rudi Fischerlehner am Schlagzeug, Katrin Plavcak (Stimme) und Roman Harrer (Bass). Es war eine demokratische Band, die meistens Songs waren zwar von mir, aber die Ausarbeitung der Arrangements, der Stimmen usw. haben wir miteinander gemacht. Blendwerk ist dann auseinander gefallen, weil Rudi und Katrin nach Berlin gezogen sind. Wir haben Blendwerk noch 2, 3 Jahre lang weitergemacht, aber Fernbeziehungen sind schwierig und so war es dann aus.
Du bist gerade am Umsetzen eines neuen Pop-Projektes, was ist denn das?
Chris Janka: Es ist die Essenz der letzten 10 Jahre, im Kopf habe ich das Projekt schon sehr lange. Ich bin bisher ein bisschen an meinen musikalischen Möglichkeiten gescheitert, nachdem die etwas gereift sind, kann ich die Kompositionen jetzt auch an andere MusikerInnen vermitteln. Die Idee war mit musikalisch möglichst komplexen Mitteln möglichst eingängige Pop-Musik zu machen. Einfach deshalb, weil mich die ‚normale’ Pop-Musik, die ich im Radio höre, zu Tode langweilt. Es gibt alles schon in allen Facetten, man hört eigentlich sehr oft schlechte Kopien von Sachen, die es schon hundert Mal besser gibt. Ich versuche etwas zu machen, was ich noch nie gehört habe. Das ist natürlich ein größenwahnsinniges Unterfangen, schwierig ist dabei, die richtigen MusikerInnen zu finden, weil die Sachen sehr schwer zu spielen sind – das sollen die ZuhörerIn aber nicht bemerken, sondern eventuell nur bemerken, dass es etwas Besonderes ist. Das Konzept geht auf, die Band heißt Tankris.
Ihr habt vor kurzem bei der Eröffnung deines neu eingerichteten Studios gespielt. Wie ist es gekommen, dass du auch Studio-Betreiber bist?
Chris Janka: Das ist eigentlich passiert, das war nie ein Plan. Ich habe mal ein Jahr lang am Institut für Elektroakustik (ELAK) studiert und dort bin ich infiziert worden und ich habe begonnen, mir ein kleines Tonstudio einzurichten, vor allem um meine eigenen Sachen aufnehmen zu können. Das ist dann immer weiter ausgeartet, weil man immer die Ausrede gehabt hat: Es klingt noch nicht gut. Inzwischen habe ich Top-Equipment und ich weiß: Wenn es noch immer nicht gut klingt, dann liegt es an mir oder an der Musik. Inzwischen lebe ich auch von dem Tonstudio, denn nur von der Musik zu leben, das wünsche ich eigentlich niemandem, ich bin froh, dass ich das nicht muss. Im Studio setze ich hauptsächlich Produktionen der Wiener Pop- und Rockszene um – in einem eher günstigen Preisrahmen, weil ich hauptsächlich gebrauchtes Equipment vom ORF verwende und selbst warte und repariere und dadurch kann ich einen günstigen Preis machen.
Was ist jetzt neu in deinem Studio?
Chris Janka: Neu ist der Aufnahmeraum, bisher musste ich für Aufnahmen immer in andere Räume ausweichen. Die Mixregie gibt es schon seit ungefähr sechs Jahren. Wichtig ist, dass der Raum einen eigenen Raumklang hat und nicht ‚tot’ ist – und dass die LKWs, die auf der Straße vorbeirumpeln auch nicht zu hören sind.
Kann da nun eine komplette Rockband miteinander live einspielen?
Chris Janka: Ja, genau, das war die Intention, dass man wirklich live Songs einspielen kann. Denn zu programmierten Tracks etwas einzuspielen, Das ist jetzt in den letzten 15 bis 20 Jahren genug exerziert worden und es hat zu immer perfekteren und langweiligeren Produktionen geführt. Ich glaube, dass der Trend dahin zurückgeht, wirklich live einzuspielen, mit Live-Feeling, von MusikerInnen, die wirklich spielen können. Das ist heute eher das Problem, denn heutzutage hat kaum jemand die Zeit zum Trainieren am Instrument.
Wer war denn schon bei dir im Studio?
Chris Janka: Die Liste ist endlos, hier waren u.a. First Fatal Kiss, Mopedrock, Raketa, Glutamat oder Noël Akchoté, Hotel Prestige und Ernesty International.
Du machst auch Mastering, das ist ja doch eine eigene Wissenschaft. Warum machst du das auch?
Chris Janka: Ich wurde bei einer Hotel Prestige-Produktion gefragt, ob ich nicht auch gleich das Mastering machen möchte – damals habe ich das zum ersten Mal gemacht. Mastering zu erlernen hat einige Jahre gedauert, man braucht einiges Wissen dazu und es hat einige Jahre gedauert, bis das so gut funktioniert hat. Ein normales Masteringstudio kostet ja 1000 Euro in der Stunde, aber mir geht es auch um die Möglichmachung einer guten Produktion für MusikerInnen. Ich sehe meine Arbeit beim Matering auch ein wenig als Kulturförderung.