mica-Interview mit Bensh Zombori (Bensh/GODS)

Dass ein Namenswechsel bei einer Band auch mal ganz sanft vorübergehen kann, beweisen Bensh oder neuerlich GODS. Das Quartett rund um Bensh Zombori ist durch Mitglieder aus Österreich (Bensh und Bruder Sevo), Deutschland (Elias Stabentheiner) und UK (Sion Trefor) nicht nur multikulturell unterwegs. Vielmehr haben die vier eine satte Vision, wie es mit ihrem Künstlerkollektiv weitergehen soll. Nach dem erfolgreichen Debütalbum „Clues“ ist es stetig bergauf gegangen mit der Karriere, doch davon lassen sich GODS nicht einengen. Bensh Zombori, Kopf der ganzen Sache, spricht mit Anne-Marie Darok über den mystischen neuen Bandnamen und das Selbstverständnis österreichischer Künstler.

Nach intensiverem Reinhören in eure Musik, sticht eure neue Single „Sisters“ wirklich heraus. Wie kam dieser starke Stilwechsel zu Stande und was ist in den letzten Jahren passiert, dass aus Bensh GODS wurde?

Bensh Zombori: Das war ein längerer Prozess. Eigentlich hat ja Bensh als Soloprojekt angefangen, da habe ich während dem Studium schon Sachen aufgenommen. In England kam auch Sion dazu, mein Hauptkollaborateur. Die ganze Sache hat mehr Substanz bekommen, aber bei uns lief es ein bisschen anders ab, als bei anderen Bands. Sonst ist es häufig so, dass man zusammen live spielt und sich daraus eine Platte ergibt. Bei uns war zuerst die Platte da und wir haben geschaut wie man das live umsetzen kann. Durch das Touren hat sich eine engere Zusammenarbeit im Sinne von gemeinsamen Songwriting ergeben.
Aus dem Soloprojekt wurde kurz gesagt ein kleines Künstlerkollektiv, wo natürlich die Palette der Einflüsse um einiges größer geworden ist. Ich und Sion produzieren ziemlich viel. Und aus diesem Austausch zwischen England und Österreich sind auch die neueren Sachen hervorgegangen.
Desweiteren sind wir in den letzten zwei Jahren viel herum gecruised und haben nicht nur on-stage viele neue Eindrücke gesammelt. Es ist so, dass wir nun ohne weiteres nahtlos an die Bensh-Geschichte hätten anknüpfen können, aber für uns war klar, dass wir nach vorne gehen wollen. Wir haben auch gemerkt, dass wir Lust haben unser ganzes Leben lang Musik zu machen, und da ist es nur logisch sich auch mal weiterzuentwickeln. Das Potenzial ist auf jeden Fall da. Wir sind vier unterschiedliche Künstler und da wir nicht nur live spielen, würde ich uns wirklich als Künstlerkollektiv bezeichnen. Wir leben unter verschiedenen Umständen: Sebi in Innsbruck, Elias in Köln, Sion in Cardiff und ich in Wien. Die ganze Rahmensituation hat dazu geführt, dass wir sehr offen gegenüber Einflüssen sind. Es geht uns aber nicht darum zu schauen welchen Stil wir nun verfolgen wollen, sondern die Richtung zu finden, hinter der wir wirklich stehen.

GODS ist nicht gerade ein zahmer Name, er könnte bei manchen Leuten unter dem Motto „Arroganz“ auch mal anecken. Auf der anderen Seite ist er auch ziemlich mystisch. Was hat es damit auf sich?

Bensh Zombori: Was ich an unserem Namen mag ist, dass wie immer man daran dreht, es schaut immer anders aus. Egal womit man den Namen in Verbindung bringt, man lädt immer die persönliche Sicht darauf. Man kann es lässig, oder nicht so lässig finden, aber man kommt schwer daran vorbei. Ich finde es auch ziemlich gut, dass es nicht ganz klar ist, ob wir uns damit meinen oder nicht. Wir sind auf jeden Fall keine Glam Rock Band, die sich gerne als larger-than-life Figuren präsentieren. Ich finde aber, dass GODS ein Jackpot ist, denn es geht ins Herz der Dinge.

Deine fast philosophische Antwort wirft die Frage auf, ob ihr euch viele Gedanken darüber gemacht habt, wie ihr euch nennen sollt, oder ob es sich einfach ergeben hat?

Bensh Zombori: Es war plötzlich da. Vorher haben wir noch überlegt, ob wir die nächste Platte als Bensh releasen. Wir haben  da aber das Gefühl gehabt, dass es nicht mehr so gut passt, weil Bensh eher für uns als Songwriter steht. Im Zuge der Arbeit mit der Band hat sich Bensh, also mein Name, losgelöst von mir, was mir sehr gut gefallen hat. Trotzdem war es klar, dass wir jetzt eine größere Überschrift brauchen.

Mit Namenswechseln kann es auch mal Probleme geben. Wie läuft es da bei euch so, zumal es Bensh ja auch noch „gibt“?

Bensh Zombori: Natürlich kommen da Fragen auf und es wird eine Zeit dauern, bis sich der neue Name durchgesetzt hat. Es ist aber kein problematischer Prozess. Für uns war dieser Schritt einfach logisch und manchmal darf man auch nicht zu viel Nachdenken über solche Entscheidungen. Einer der leitenden Gedanken war, dass es noch viel zu früh zum Festlegen in unserer Karriere ist. Ich wollte mein Leben einfach nicht nur auf Bensh ausrichten. Man muss einfach die Augen nach vorne richten und schauen was einen wirklich interessiert. Das ist wirklich wichtig wenn man im unkitschigen Sinne Kunst machen will.
Man muss auch aufpassen, dass man nicht irgendwann versucht es einfach nur allem Recht zu machen.
Das war eine wirklich schwere Auseinandersetzung für mich. Wenn man sieht, dass etwas auf eine bestimmte Art und Weise funktioniert, dann ist da ein bestimmter Weg vorgezeichnet. Bei der Arbeit an der zweiten Platte habe ich das vor allem gemerkt. Da muss man sich die Frage stellen, wie wichtig einem ist, ob etwas im Radio laufen kann. Das ist nämlich jene Schiene wo man als Musiker noch etwas verdienen kann. Ich möchte natürlich, dass so viele Leute wir möglich unsere Musik hören, aber was für mich nicht funktioniert, ist etwas in eine Form zu zwängen.

Ihr legt sehr viel Wert auf eure Videos, die fast schon wie Kurzfilme sind. In welche Richtung geht bei euch der Prozess: Ist zuerst das komplette Lied da, oder habt ihr Video Ideen, die auch mal vertont werden?

Bensh Zombori: Wir haben ziemlich viele Ideen was Videos betrifft, die wir genauso wie Song-Ideen festhalten. Manchmal passt dann eins zum anderen.

Kann es dann auch sein, dass zu einer Video-Idee ein Song geschrieben wird?

Bensh Zombori: Interessanter Zeitpunkt für diese Frage. Zwischen Elias und mir entwickelt sich gerade eine enge Zusammenarbeit auf visueller Ebene, sowie zwischen Sion und mir auf musikalischer Ebene. Vor ein paar Tagen hat er mir zwei Videos zu noch unfertigen Songs durch geschickt. Das war ein augenöffnendes Erlebnis zu sehen, dass das Videomaterial die Lieder schon in jenem Stadium komplementieren. Da wird es jetzt so weitergehen, dass die Musik gemeinsam mit den Bildern wächst.

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Du hast überall auf der Welt Musik gemacht und Eindrücke gesammelt. Wie hast du da die österreichische Musikszene erlebt, welche Vor- oder Nachteile sind dir aufgefallen?

Bensh Zombori: Ich weiß nicht, wie gut ich das beurteilen kann, aber ich finde super was passiert. Das Österreich weite Phänomen, dass man sagt: „Woanders ist es besser“, trifft nicht mehr auf Wien zu, habe ich das Gefühl. Ich habe nicht den Eindruck, das Wien weniger spannend oder hip ist, als ein anderer Teil der Welt.

2014 feiern wir 20 Jahre Mica. In diesem Sinne schauen wir in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der österreichischen Musik. Welche aufstrebenden Künstler hast du in Österreich für dich entdeckt, die du für vielversprechend hältst?

Bensh Zombori: Es gibt schon ein paar coole Figuren. Wenn ich mir aber einen aussuchen müsste, dann ist das der Nino aus Wien. Ich finde seine Arbeit echt super. Wenn du mich zu Veränderungen fragst, kann ich leider nicht viel sagen, aber ich merke, dass die Offenheit größer wird. Wien wird kosmopoliter und das nicht nur weil die Stadt wächst. Das Selbstverständnis der Leute, die Kunst machen wollen hat sich verändert. Mir fällt da immer Rejkjavik ein, weil das ist eine winzige Stadt im Nirgendwo. Nur wenn man dort ist, merkt man, dass jeder der dort kreativ arbeitet dies mit dem Bewusstsein tut, dass die eigene Arbeit wichtig ist und eine starke Ausstrahlung hat. Es strahlt aber nur auf die Welt aus, weil sie es ausstrahlen lassen. Österreich könnte in dieser Hinsicht das coolste Land Europas sein.  Man kann es nicht forcieren, aber es ist momentan im Wachsen.
Was sich auf jeden Fall ändern muss sind die alten Strukturen und Release Mechanismen. Da hat sich durch das Internet zwar schon einiges getan, aber die liberale Wirtschaft ist nicht immer nur positiv zu betrachten. Man muss sich nicht mehr nach Baukasten Prinzip in Schubladen zwängen um irgendwas zu erreichen und gehört zu werden. Die Chancen Geld mit Musik zu verdienen, wenn man nicht in der großen Maschinerie drin ist, sind aber auch gesunken.

Was sind nun die nächsten Schritte von GODS?

Bensh Zombori: Wir sind jetzt intensiv am Produzieren. Es wird natürlich ein Album geben, aber die Frage ist, wie viel wir vorher schon releasen. Anfang Februar kommt der nächste Track mit Video. Getourt wird nächstes Jahr auf jeden Fall auch, vor allem durch unsere Homebases Österreich und UK.
Wir sind jetzt auch in einem Prozess, wo wir einen Pool an Ideen haben und schauen können welchen Strang wir als nächstes weiterverfolgen. Es ist ein schönes Gefühl in ein neues Jahr zu blicken und zu wissen, dass man zwar eine blanke Leinwand vor sich hat, aber die Farben schon alle bereit stehen.

Foto: Daniel Gebhard de Koekkoek

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