mica-Interview Herbert Weixelbaum

Früher war Herbert Weixelbaum Gitarrist, dann hat er sich für Drumcomputer, Synthesizer und Sequenzer zu interessieren begonnen. Wenn er jetzt gemeinsam mit Bernhard Fleischmann Groovebox spielt, nennen sich die beiden Duo505 – Weixelbaum tritt aber auch solo und mit der Formation dot.matrix (with stereosound) auf.

Wie hat dein Musikmachen begonnen?
Ich habe während der Schulzeit begonnen, mit ein paar Schulkollegen Musik zu machen, dann hat mich die klassische Gitarre interessiert, ich habe klassische Gitarre studiert und habe den Abschluss als Gitarrelehrer gemacht. Zuerst habe ich Musikmachen sehr stark mit Bandmusik – mit Gesang und Gitarre – verbunden, aber dann hat mich auch die elektronische Musik zu interessieren begonnen. Ich war längere Zeit in Finnland, dort habe ich keine Musik gemacht, aber als ich wieder zurück war, habe ich mir elektronische Musikgeräte gekauft: Sequenzer, Soundmodule, Drummachines usw.

Wie war dein Schlüsselerlebnis, das dich endgültig zu elektronischer Musik gebracht hat?
Das Schlüsselerlebnis war in dem Geschäft, in dem ich immer meine Gitarrensaiten gekauft habe. Im Geschäft hat man mich auf die Groovebox Roland MC303 und auf einen so genannten Groovebox-Contest der Firma Roland aufmerksam gemacht. Man hat mich gefragt, ob ich nicht daran teilnehmen möchte. Ich habe gesagt: Warum nicht, das wäre sicher lustig, aber ich habe keine Groovebox. Die hat man mir daraufhin geliehen, damit ich meinen Beitrag zum Wettbewerb machen kann und ich wurde tatsächlich ausgewählt, beim Finale des Wettbewerbs mitzumachen. Ich bin inoffiziell Vierter geworden und das hat mich angespornt weiter zu machen und ich habe mir eine Roland MC505-Groovebox gekauft.

Die Roland MC505 ist auch im Einsatz, wenn du gemeinsam mit Bernhard Fleischmann das Duo 505 bildest. Wie ist denn der Unterschied zwischen Soloarbeiten und dem Arbeiten in einem Bandkontext für dich?
So viel Unterschied ist da eigentlich gar nicht. Wir nehmen uns ein Stück vor, das meistens von einem alleine komponiert wurde und jeder bringt dann eigene Ideen ein. Die ursprüngliche Idee wird dann von Ideen des anderen überlagert, das kann dann vom Klang her relativ massiv werden, wenn beide Grooveboxes voll spielen.

Du warst mit Duo 505 auch auf U.S.A.-Tournee. Wie war das?
Das war eigentlich ganz toll und ich wäre lieber noch länger geblieben als wieder zurück zu kommen und in die Arbeit zu gehen. Wir waren in verschiedenen Städten wie San Francisco oder Portland und es gab auch einen Abstecher nach Vancouver, Kanada. Es war sehr viel Publikum bei den Veranstaltungen, die Leute waren ziemlich begeistert und ich hatte auch den Eindruck, die Leute kennen einen. Mich hat jemand vor dem Konzert in San Francisco mit meinem Namen angesprochen, also der kannte mich vermutlich über das Internet.

Mit welchen Bands wart ihr unterwegs?
Ja, es waren drei Bands: Duo 505, Alias und Lali Puna. Also lauter Acts, die bei Morr Music waren.

Würdest du dich als einer der Vorreiter der Elektronik-Szene in Österreich sehen?
Naja, man muss ja nicht übertreiben. Aber es stimmt schon, dass ich schon ziemlich lange elektronische Musik mache. Vorreiter ist insofern vielleicht nicht ganz richtig, weil ich durch das, was ich schon vor langer Zeit gemacht habe, ja keine Beispielwirkung hatte. Da kann man vielleicht nicht von Vorreiter sprechen.

Du bist aber Mitbegründer des Gameboy Music Club, den es ja noch immer gibt. Wie ist der international einzustufen, in der Lo-Fi-Elektronik-Szene?
Aus dem Gameboy Music Club bin ich vor einiger Zeit ausgetreten. Es stimmt allerdings, den gibt es noch immer. Wenn jemand mit einer Suchmaschine im Internet den Begriff “Gameboy Music” sucht, wird als erste Seite der Gameboy Musicclub gefunden. Also das hat eine gewisse Beispielwirkung. Ob das etwas bringt, ob die Leute vom Gameboy Music Club international besser dastehen, kann ich nicht beurteilen.

Was ist für dich die Faszination an elektronischer Musik?
Was kann man mit einer Gitarre machen? Entweder spiele ich in einer Band, dazu bin ich zu sehr Einzelgänger. Und wenn man dann auch schon ein bisschen älter ist, dann haben immer alle Bandmitglieder eigene Verpflichtungen, man kennt das ja: Beziehungen, Beruf, Kinder vielleicht. Und dann bleibt oft die Band auf der Strecke und ich bin da eigentlich mehr einzelgängerisch und deswegen möchte ich nicht in einer wirklichen Band mit mehreren Bandmitgliedern spielen. Duo 505 ist da eine Ausnahme, das sind ja nur zwei Leute, also nicht eine Band im üblichen Sinn. Was kann ich sonst mit einer Gitarre machen? Ich kann Liedermacher sein, da kann ich solo spielen und dazu singen, aber das interessiert mich wirklich nicht. Wenn ich in der Musik den Klang eines vollen Ensembles haben möchte, wenn ich den Rhythmus haben möchte, Drums, Bass, Begleitung, Melodie dabei, eventuell auch Gesang, dann bleibt mir eigentlich nur die elektronische Musik, bei der man etwas vorprogrammieren kann, das dann automatisch mit dem Sequenzer abläuft. Da kann man etwas dazu machen, ich kann die Klänge verändern, ich kann mit dem Keyboard etwas dazu spielen, ich kann auch mit einer Gitarre etwas dazu spielen oder dazu singen. Das fasziniert mich: Ich kann den vollen Klang eines Ensembles haben, einer Band, aber trotzdem nur alleine spielen.

Du spielst aber auch bei dem Projekt dot.matrix. Worum geht es dabei?
dot.matrix (with stereosound) ist eine Formation bestehend aus Michael Tucek, Markus Schrodt, Stefan Schauer (aka Schaua) und mir. Wir haben ursprünglich beim Gameboy Musicclub gespielt, haben uns dann aber zusammengetan, um nicht mehr mit dem Programm Nanoloop, das der Gameboy exklusiv verwendet, sondern mit dem Programm Little-Sound-DJ etwas zu machen. Wir machen keine Improvisationen, sondern auskomponierte Stücke. Der Name dot.matrix (with stereosound) steht auf dem alten Gameboy.

 

 

Ist eine Veröffentlichung mit dot.matrix geplant?
Eigentlich nicht. Wir stellen unsere Stücke auch als freie Downloads ins Internet.

Du hast dich heuer explizit mich Kraftwerk beschäftigt, weil ein Sampler mit Coverversionen von Kraftwerk erschienen ist, auf dem du vertreten bist. Wie war diese Auseinandersetzung für dich mit diesen Elektronik-Pionieren?
Ich bin total respektlos an das heran gegangen. Kraftwerk haben mir schon immer gefallen und sie haben natürlich eine Pionier-Rolle. Aber ich habe das Stück gecovert, genauso wie ich irgendein anderes Stück covern würde – von unbekannteren Musikern oder genauso wie ich ein eigenes Stück schrieben würde.

Du hast dich auch mit Mozart auseinandergesetzt. Da gab es dann auch einen Auftritt in einer Kirche. Worum geht es bei diesem Projekt?
Mozart ist wahrscheinlich noch ein wenig größer wie Kraftwerk. Dieser Auftritt ist im Rahmen des Cellensis-Festivals im Mozartjahr passiert. Beim Cellensis-Festival habe ich geistliche Werke von Mozart für den Gameboy bearbeitet und in einer Barock-Kirche aufgeführt. Das ist sehr interessant, weil man daran auch ganz anders heran gehen kann, weil es nicht darum geht, ein Pop-Stück oder ein tanzbares Stück mit Rhythmus zu basteln, sondern man kann das Stück relativ original belassen, mit den Gameboy-Sounds unterlegen. Ich habe das ein bisschen so wie Michael Nyman gemacht. Ich habe kurze Teile aus dem Stück herausgenommen – das entspricht auch einfach der Arbeit mit elektronischen Geräten, mit einem Sequenzer eher -, habe diese Sequenz laufen lassen und darüber Variationen gemacht.

Welche Pläne hast du für die Zukunft? Wie geht es weiter?
Vielleicht schaffe ich es einmal, Material für meine erste Solo-CD aufzunehmen (lacht).

Was erwartet den zukünftigen Hörer deiner Solo-CD?
Ich mache ja viele verschiedene Sachen, ich mache etwas mit der Groovebox, dann mache ich die Gameboy-Musik. Das wird aber nicht auf einer CD miteinander vermischt. Also es wird sicher irgendwann einmal mehrere CDs geben, auf denen diese verschiedenen Genres einzeln präsentiert werden. Ich glaube zunächst werde ich eine CD mit der Groovebox machen, mit der Roland MC505.

Das Interview führte Jürgen Plank.