MELT DOWNER – „Alter The Stunt“

Tausendsassa WOLFGANG MÖSTL (KILLED BY 9V BATTERIES, MILE ME DEAF, SEX JAMS) schart ein Trio um sich, um mit MELT DOWNER ein weiteres musikalisches Projekt zu etablieren. Mit „Alter The Stunt“ (Numavi Records/Rock Is Hell) wird innerhalb von nur 14 Monaten bereits das zweite Studio-Album vorgelegt. Irgendwo zwischen Noise, psychedelischen Anleihen und allen möglichen Sub-Genres des Rock widerspricht man ganz bewusst dem Zeitgeist.

Der bewusste Lo-Fi-Sound des Albums passt wie die Faust aufs Auge zum generellen Anspruch von „Alter The Stunt“: sich keinen Deut um viele aktuelle musikalische Strömungen scheren, die möglichst glatt, eingängig und hochglanzpoliert sind. Stattdessen wird eine sehr ursprüngliche Ideologie bezüglich subkultureller, gitarrenorientierter Musik an den Tag gelegt. Mithilfe der Instrumente gilt es, laut und kreativ zu sein und eine Energie zu erzeugen, die einen beim Zuhören wahrlich mitreißt, anstatt klebrige Ohrwürmer zu hinterlassen.

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Für ein Trio liefert Melt Downer auch einen sehr dichten Sound ab, bisweilen kommt man sich so vor, als stünde man direkt neben der Band in der dazugehörigen Garage. Die Bassläufe von Mario Zangl sind im besten Sinne dauerhaft pulsierend und steuern den Zusammenhalt bei, den das experimentelle Werk mitunter benötigt. Denn Wolfgang Möstl lebt sich ohnehin in alle Richtungen aus und Schlagzeuger Florian Giessauf geht neben dem Schlagzeug auch mit allerhand anderen Perkussionsinstrumenten ans Werk, was sich auf den Gesamtsound sehr erfrischend auswirkt. Trotz eklektischen Stils ist eines der allgegenwärtigen Leitmotive von „Alter The Stunt“ aber das Zelebrieren der E-Gitarre: Laut, treibend und tonangebend soll sie sein. Wohlgemerkt passiert das aber, ohne in übliche Rock-Klischees zu verfallen, stattdessen bleiben die Ideen immer frisch und ein wenig exzentrisch und hören sich dadurch umso authentischer an.

Laut gegen den Zeitgeist

 Die unterschiedlichen Tracks machen Anleihen bei den verschiedensten Ecken der Rockmusik: von Punk bis zu Doom Metal und Stoner Rock.

Die Orgel im Hintergrund von „Riddles“ versprüht 70er-Flair und Progressive-Rock-Vibes, bevor sich ein wahnwitziges Gast-Saxofon und auch die restlichen Instrumente in einem Crescendo ergießen, das seinesgleichen sucht. „ASMR Crash“ gibt sich als Up-Tempo-Noise-Nummer, der dann auf interessante Art und Weise die Luft ausgeht – was die Komposition nur umso interessanter macht. Die Single „Clown“ hingegen ist zu Beginn so eingängig, wie Melt Downer sein können, ohne von ihrer Mission abzukommen, nicht zu eingängig zu sein. Wolfgang Möstl befindet sich hier textlich in der wahrscheinlich nicht ersten Identitätskrise seines Lebens – welche hier musikalisch wertvoll aufgearbeitet wird.  Aufgrund einiger unvorhergesehener Wendungen gegen Ende ist „Clown“ definitiv einer der spannendsten Tracks des Albums. Interessanterweise wird die Stimme des Protagonisten auf dem gesamten Album immer wieder effektverfremdet im Hintergrund angesiedelt und dadurch mitunter eher wie ein weiteres Instrument gehandhabt.

Melt Downer präsentieren sich rundum als die laute Spielwiese von drei kreativen Köpfen, denen man gerne beim Erkunden eruptiver Ideen zuhört. Insbesondere für Leute, denen das Gros der Rockmusik der letzten Jahre zu glatt gestriegelt und mit zu wenig Wahnsinn versetzt ist, könnten sich Melt Downer als eine absolute Perle der österreichischen Musiklandschaft entpuppen.

Sebastian J. Götzendorfer

Termine:
8. November 2018: Fluc + Fluc_Wanne, Wien