Das melancholische Element hat in der Musik von RIAN wenig Platz. Auch der Bad Guy liegt ihm fern. Umgeben von aufmerksamkeitssuchenden Provokateuren und zwischen den Fronten des Kulturkampfes schlägt RIAN mit einer Mischung aus Pop, Indie und der Rave-Kultur der 90er Jahre einen erfrischend sorglosen Ton an. Der gebürtige Althofener Musiker und Sänger Florian Gruber, so wie er mit bürgerlichem Namen heißt, sieht sich als Entertainer und hat mit seiner Mischung aus Musikvideos und seichter Comedyreals eine riesige Gefolgschaft in den sozialen Medien aufgebaut. Im mica-Interview spricht er mit Dominik Beyer über seinen Werdegang, die Pläne für die Herbsttour und seinen Umgang mit sozialen Medien wie TikTok.
Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, RIAN. Oder sagt man RYAN?
RIAN: Die meisten sagen RIAN. Es geht natürlich beides. Ich selbst sage auch RIAN. Eine deutsche Aussprache ergibt bei deutschsprachiger Musik schon am meisten Sinn.
Wie bist du zur Musik gekommen? Bist du Autodidakt?
RIAN: Über das Schlagzeug zunächst. Irgendwann habe ich bei meiner Mutter im Keller eine Gitarre gefunden. Das Spielen habe ich mir dann selbst beigebracht. Da gibt es im Internet ja genug Anleitungen. Die anderen Instrumente sind genauso Stück für Stück dazugekommen. Also schon Autodidakt, wobei das heutzutage in Zeiten von YouTube nicht mehr so schwer ist, glaube ich.
Also auch kein Musikstudium.
RIAN: Nein, ich habe verschiedene Fächer ausprobiert. Derzeit bin ich dabei, Medienwissenschaften zu studieren, einfach um einen Abschluss zu machen, den ich hoffentlich bald auch fertig mache. Es ist gerade nicht leicht, Zeit für die letzten Prüfungen zu finden.
Das glaube ich. Mit RIAN passiert ja gerade sehr viel. Spielst du auch alles selber im Studio ein?
RIAN: So gut ich es kann, ja. Gabriel Geber und ich machen das meistens zu zweit. Wir streiten uns schon fast ums Einspielen. Nur in Ausnahmefällen laden wir dann Studiomusiker für Solos ein.
Wie ist die Besetzung auf der Bühne?
RIAN: Auf der Bühne sind wir zu dritt. Es gibt einen Keyboarder und einen Schlagzeuger. Vom Backingtrack kommen natürlich auch hier und da Sachen. Bei schnellen Elektrotracks kann der Schlagzeuger so auch gerne auf das Set verzichten und dafür Percussions machen.
Du beschreibst dich mehr als Entertainer. Was wären denn deine musikalischen Vorbilder?
RIAN: Ich höre so viel quer durch die Bank. Ich könnte gar keinen bestimmten Act nennen. Darüber bin ich aber eh froh. Meine Einflüsse sind sehr gemischt.
Gibt es jemanden aus Österreich, der dich interessiert?
RIAN: Auf jeden Fall Bilderbuch. Für mich ist es auf jeden Fall die coolste Band in Österreich.
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Ich möchte dir ein Kompliment machen. Dein Auftreten ist sehr einzigartig. Deine Musik ist poppig, aber nie zu abgehoben. Immer mit einem Augenzwinkern, nur selten Klamauk. Das gibt es nicht sehr oft. Man merkt sofort, dass du niemanden nachahmen möchtest. In erster Linie möchtest du unterhalten.
RIAN: Danke, ja, das ist auch wichtig als Künstler. Man muss etwas finden, das einem Spaß macht und was es nicht schon gibt.
Welche Kabarettisten interessieren dich?
RIAN: Am coolsten finde ich Alfred Dorfer. Und auch Josef Hader natürlich. Das sind die beiden Legenden.
Ich habe gelesen, ihr bereitet euch gerade auf die Herbsttour vor, auf der viel Entertainment und Musik zu erwarten ist. Ist das Entertainment geskriptet, wie bei einem Kabarett, oder spontan?
RIAN: Es ist eine Mischung aus beidem. Es macht mir viel Spaß, spontan auf Dinge zu reagieren und mit dem Publikum zu interagieren. Aber ich bereite auch bestimmte Elemente vor. Der wichtigste Tipp ist, sein Ding konsequent durchzuziehen – sobald man es gefunden hat. Gerade das ist jedoch glaube ich das Schwierige daran.
„Der klassische Nr. 1 Tipp ist, sein Ding durch zu ziehen – insofern man es gefunden hat. Gerade das ist aber glaub ich das Schwierige dabei.”
Du hast mehr Follower auf TikTok als die ZIB. Welchen Tipp würdest du ihnen geben bzw. welchen Tipp würdest du generell den Betreibern von sozialen Medien geben?
RIAN: Der klassische Nr. 1 Tipp ist, sein Ding durchzuziehen – insofern man es gefunden hat. Gerade das ist aber glaube ich das Schwierige dabei. Wie Social Media funktioniert, habe ich überhaupt keine Ahnung. Da geht es vermutlich den meisten so. Ich glaube, das hat schon viel mit Zufällen zu tun. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Deswegen glaube ich, braucht man sich darauf auch nichts einzubilden. Mein Gefühl sagt, dass die Algorithmen von TikTok schon erschöpft sind. Es ist mittlerweile nicht mehr so leicht, in kurzer Zeit viele Follower aufzubauen. Ich finde aber im Übrigen, dass die ZIB das sehr gut macht. Die haben sich sehr schnell eine riesige Followerschaft aufgebaut und tragen seriöse Medien an Jugendliche heran.
Also kann TikTok schon auch ein Ort für seriöse Nachrichten sein?
RIAN: Voll. Es ist dort leider nicht immer leicht zu differenzieren, was wie viel Wahrheitsgehalt besitzt. Es gibt so unglaublich viel Content. Aber ein Medium wie die ZIB verifiziert das. Dahinter steht eine große Redaktion mit Bildungsauftrag. Das ist wichtig!
Ich sehe immer wieder – ich weiß nicht, wie sie in meinen Feed kommen – furchtbar kitschig gestellte Videos, die versuchen ganz authentische und emotionale Momente eines Menschen darzustellen. Die haben auch unfassbar viele Likes. Dann fragt man sich schon, ob das die eigentliche Social Media Welt ist oder vielleicht nur eine dunkle Seite. Rätst du authentisch zu bleiben oder mehr gefakte Realness an den Tag zu legen?
RIAN: Je länger ich das mache, versuche ich so viel Realness reinzubringen wie möglich. Das ist dann eine Win-Win-Situation. Die Leute merken, dass ich echt bin, und ich brauche mich nicht zu verstellen. So kann es auch in Zukunft nicht zum Problem werden. Ich züchte also keine Fake-Person, die ich vielleicht nicht immer bedienen kann oder möchte. Zu deinem Beispiel. Sowas hat es schon immer dort gegeben. Wird es vermutlich auch immer geben. Ist aber nicht symbolisch für Social Media. Zum Glück.
„Entertainment ist leichter an den Menschen anzubringen.”
Helfen deine Comedy-Reels auf TikTok deiner Musik, Reichweite zu bekommen, oder andersrum?
RIAN: Ersteres auf jeden Fall. Entertainment ist leichter an den Menschen anzubringen. Im Endeffekt geht es darum, die Person zu feiern, die dahintersteckt. Das ist das Wichtigste.
Sind deine Follower mühsam erarbeitet, oder hattest du einen viralen Moment?
RIAN: Das geht meist so in Wellen. Es hat schon Höhepunkte gegeben. Dann denke ich mir, auf dem Content muss ich jetzt draufbleiben. Das mit der Ziege war sicher so ein Höhepunkt. Gott sei Dank nicht der einzige.
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Pflegst du mehrere Plattformen? Und wenn ja, bespielst du die alle unterschiedlich?
RIAN: Also mittlerweile schau ich, dass ich alle meine Kanäle auch bespiel. Wobei ich dabei nicht so individuell vorgehe. Das wäre auch zu zeitaufwendig.
„TikTok Follower und Live Konzerte sind zwei unterschiedliche Welten.”
Viele sind der Meinung, dass man via TikTok zwar große Reichweiten erzielen kann, es aber auch schwierig ist, das Zielpublikum für den Künstler dahinter zu begeistern. Man bekommt zwar schnell viele Klicks und Likes aus aller Welt, doch am nächsten Tag hat das jeder wieder vergessen. Um Follower von TikTok auf ein Live-Konzert zu bekommen, sei demnach ein schwieriges Unterfangen. Zwei unterschiedliche Welten also. Kannst du dem zustimmen?
RIAN: TikTok-Follower und Live-Konzerte sind zwei unterschiedliche Welten. Es gibt immer Leute, die bei dir hängen bleiben. Die müssen sich aber auch erst mit dir beschäftigen, um dann irgendwann im besten Fall auf ein Konzert zu gehen. Nur weil du viral gehst, heißt das nicht, dass du Tickets verkaufst. Die Follower muss man dann erst zu Fans “machen”. Egal wie groß du im Internet bist. Wenn du keine Verbindung zu deinen Fans hast, wirst du auf der Bühne sehr alleine dastehen.
Das scheint dir im Moment gut zu gelingen.
RIAN: Wobei ich da gar nicht so viel drüber nachdenke. Auch wenn ich jetzt viel über die Vorgangsweise erzählt habe. Das ist eher die Analyse aus allen Erfolgen und Misserfolgen. Im Endeffekt geht es darum, so zu sein wie man ist.
Planst du ein neues Album?
RIAN: Ja, wobei ich im Moment noch keine zeitliche Vorstellung habe, wie und wann. Im Moment würde ich gerne noch verschiedene Singles veröffentlichen. So kann ich am besten herausfinden, wohin die Reise geht.
Ich bin gespannt. Herzlichen Dank für das Gespräch.
Dominik Beyer
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RIAN Live:
Do, 19. Okt 2023 P.P.C. Graz
Fr, 20. Okt 2023 Posthof Linz
Sa, 21. Okt 2023 VAZ St. Pölten
Do, 09. Nov 2023 Rockhouse Salzburg
Sa, 11. Nov 2023 Szene Wien
