Martin Spengler & die foischn Wiener – vü föd ned

Es gibt sie erfreulicherweise immer wieder, die musikalischen Überraschungen, mit denen man zwar schon irgendwie rechnet, treten sie dann aber letztlich tatsächlich ein, man dennoch unvermittelt ins Staunen gerät. Dass Martin Spengler und seine Kapelle die foischn Wiener musizieren können und es darüber hinaus auch exzellent verstehen, klasse Songs auf den Weg zu bringen, ist Kennern des modernen Wiener Sound spätestens seit deren 2012er Album „Die Liebe, da Dod und de aundan Gfrasta“ bekannt. Was der Vierer aber auf seinem nun erscheinenden neuen Werk „vü föd ned“ (Foische Wiener Records) auf den Weg bringt, lässt die Begeisterung dann doch um eine Spur höher schnellen, als es sonst der Fall ist. Die Art nämlich, wie die „Zuagroasten“ mit dem modernen Wiener Sound umgehen und diesen neue Blüten treiben lassen, zeigt sich als die ganz hohe Liedermacherkunst in der facettenreichen musikalischen Sprache Wiens.

Man merkt schon vom ersten Ton an, dass man es hier mit einer Band zu tun hat, die ihr Handwerk wirklich versteht. Die Songs haben allesamt Charme, sie sind gediegen und warm im Klang und strotzen nur so vor schönen Melodien, wunderbar harmonischen Übergängen und anspruchsvolleren Arrangements. Vielmehr als sich Martin Spengler (Gesang, Gitarre, Violine) und seine MitmusikerInnen Manuela Diem (Gesang, Glockenspiel), Marie Theres Stickler (Knopfharmonika, Gesang) und Manuel Brunner (Kontrabass, Gesang) durch ihre Stücke spielen, meistern sie diese mit viel Spielwitz und einem noch Mehr an Gefühl in einer elegant tänzelnden Weise. Musikalisch sich auf dem Feld irgendwo zwischen Soul, Blues, akustischem Liedermachertum und ein wenig Wienerlied und Jazz bewegend, gelingt es dem Quartett seine eigenen unverkennbaren Akzente zu setzen, solche, die vor allem aus einem bewusst unaufgeregten und zurückhaltenden Zugang, der viel atmosphärischen Raum schafft, entspringen.

Was Martin Spengler & die foischn Wiener mit Hilfe einer illustren Schar an GastmusikerInnen (u.a. an dem Album mitgewirkt haben, Martin Klein, Martin Zrost und Johannes Dickbauer) ebenfalls eindrucksvoll unter Beweis stellen, ist, dass die Wiener Dialektmusik auch ganz ohne die üblichen Klischees auskommt, dass sie eben nicht notgedrungen immer in dem aufgehen muss, was man einst unter dem Begriff Austropop zusammengefasst hat. Ganz im Gegenteil, das, was wie auch bei einem Ernst Molden oder den 5/8erl in Ehr`n großgeschrieben wird, ist ein hohes Maß an Originalität und Authentizität. Nichts wirkt aufgesetzt oder gekünstelt, die Musik des Quartetts ist eine ehrliche und genau aus diesem Grund auch eine von Natur aus so eindringliche und berührende. Man glaubt den Geschichten einfach, die Martin Spengler und seine MitmusikerInnen augenzwinkernd und mit poetischer Note zum Besten geben. „vü föd ned“ ist auf jeden Fall ein Album geworden, dem man Gehör schenken sollte, denn eines ist sicher, kalt wird es vermutlich niemanden lassen. (mt)

Termine:
10.04. Österreichisches Kulturforum, Berlin
11.04. BKA Theater, Berlin

Foto Cover vü föd ned: Helmut Pokornig
Foto Martin Spengler & die foischn Wiener: Peter Schneider

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