Martin Mallaun und Karlheinz Essl: Ruderals

Nun, es sind nicht unbedingt die gängigen musikalischen Entwürfe, die Martin Mallaun und Karlheinz Essl auf ihrem gemeinsam eingespielten Album „Ruderals“ Nachtstück Records) zu Gehör bringen. Was aber im Grunde genommen eigentlich  auch  wenig überraschen sollte, ist man mit dem bisherigen Schaffen der beiden vertraut. Hier sind zwei Musiker am Werken, die sich bekanntermaßen schon vor langer Zeit von den üblichen Formen des Musik-Produzierens verabschiedet haben, um sich ihrer ganz eigenen Art der Klang- und Sounderzeugung widmen zu können. Der Tiroler auf seiner Zither und der Wiener mit seinem selbst entwickelten m@ze°2 – Computer zeigen sich als überaus experimentierfreudige Tonkünstler, die auf einem Terrain weit abseits der traditionellen musikalischen Konventionen und stilistischen Fragestellungen agieren und alleine die hohe Kunst der Improvisation zu ihrem Ausdrucksmittel erkoren haben.

Eigenen Angaben nach verzichten Martin Mallaun und Karlheinz Essl auf jegliche vorgefassten Konzepte. Nahezu alles, was von den beiden auf „Ruderals“ dargeboten wird, folgt seinem ganz eigenen Regelwerk.  Nach musikalischen Strukturen, Melodien und Harmonien im herkömmlichen Sinn sucht man vergeblich, vielmehr entwickelt sich die ganze Geschichte aus einem steten Prozess heraus, aus einem von spontanen Einwürfen bestimmten Dialog, der wirklich alle künstlerischen Freiheiten gewährt und in jede Richtungen führen kann.

Die Stücke des Duos leben von stetigen Steigerungen und entwickeln ihre Spannungsbögen über den immer wiederkehrenden Wechsel zwischen langgezogenen und eher reduziert gehaltenen Passagen und  die stringente Linie brechende und manchmal auch fast schon noisig anmutende Sounderuptionen. Es ist die Auslotung der Möglichkeiten ihrer Instrumente, welche der Tiroler und Wiener im Geiste der Innovation an die Spitze zu treiben versuchen, das Spiel mit Andeutungen und dem unter der wahrnehmbaren Oberfläche Stattfindenden. Die Töne, Sounds und Geräusche verweben die beiden gekonnt zu permanenten Klangzuständen einer starken bildhaften Note, welche die Vorstellungskraft und Fantasie der HörerInnen animieren soll.

„Ruderals“ ist ein Album geworden, das musikalisch eindeutig avantgardistischen Prinzipien folgt, es ist ein sehr stimmungsvolles und abwechslungsreiches, aber auch eines, dem man Zeit geben muss. Tut man dies aber, eröffnet sich letztlich ein wirklich spannendes und unvorhersehbares, weil eben auch nicht alltägliches Hörerlebnis.

Michael Ternai

Download
Die komplette Musik und Grafik kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
http://nachtstuckrecords.bandcamp.com/album/ruderals
Die CD ist kostenlos! Wer allerdings für diese Musik etwas geben will: 90% der Einnahmen kommen karitativen Zwecken zugute, 10% gehen an den Betreiber des Labes „Nachtstück Records“.