MARTA – „Spaceships“

Knapp zwei Jahre ist es her, dass die Grazer MARTA mit ihrem Debütalbum „Warships“ in See stachen und sich in die Ohrmuscheln der Bluespunk-AnhängerInnen manövrierten. Ihr zweiter Longplayer „Spaceships“ (Phonotron) ist gerade erschienen, nicht minder kraftvoll, jedoch hat sich einiges getan.

Erstens: Man ist nicht mehr nur zu zweit. In der Livebesetzung werden Paul Plut (Gesang, Gitarre und Teil des Elektronik-Pop-Projekts Viech) und Günther Paulitsch (Schlagzeug) von Stephan Paulitsch am Bass ergänzt. Die Texte entspringen nach wie vor Julia Hagers Feder. Zweitens: Dem Titel nach reisen Marta diesmal durch die Sphären von Raum und Zeit, statt auf hoher See. Der unverkennbare Sound bleibt dabei erhalten – dreckig, roh und treibend, aber mit ein bisschen weniger Schubkraft als auf „Warships“, quasi ein bisschen weniger Wind in den Segeln.

In gewohnter Manier zünden Titel wie „Klingon Advice“ oder „Restraining Order“, kühlen kurz ab und laden erneut durch, um dann mit voller Wucht zum Endspurt zu kommen. Galoppierende Drums, zackige Riffs, Cowbell – alles im Repertoire. Also Warpgeschwindigkeit und volle Kraft voraus.

Ausgezeichnete Songs zwischen Blues- und Punkrock

So weit, so gut. Nun sind da aber auch Stücke wie „Emma‘s Shoes“ und „Epilog“, welche die Drei-Minuten-Grenze überschreiten und Momente der Stille zulassen. Nachdenklichkeit – vielleicht sogar ein bisschen Melancholie – rückt in den Vordergrund und man wird schlagartig in das schummrige Kellerbar-Ambiente jenseits der Sperrstunde versetzt. Man hat sich auch Zeit für Arrangements genommen, die nicht nur nach vorne gehen, sondern erfreulicherweise auch einen Schritt zur Seite oder zurück machen. In eine gute halbe Stunde packen Marta elf ausgezeichnete Songs zwischen Blues- und Punkrock, die einem etliche Assoziationen – von kratzigem Garagensound über Tom Waits bis hin zu Lemmy Kilmister – in den Kopf schießen lassen. Dabei bleiben sie kurzweilig und bedienen sich charakteristisch der gewohnten Werkzeuge, reduziert auf das, was ihren Sound ausmacht: raue Vocals, verzerrte Gitarre, Schlagzeug und Bass.

Ob sich musikalisch noch gänzlich unerforschte Sphären bereisen lassen, das sei dahingestellt. Mit „Spaceships“ setzen Marta jedenfalls frische Akzente und wagen gekonnt den Schritt von der ersten zur zweiten Platte, ohne sich zu wiederholen. Das Resultat ist ein vielseitiges Album, das Lust auf Marta, vor allem aber Lust auf Livemusik und Bewegung macht.

„Spaceships“ ist am 27. März 2015 auf Phonotron erschienen (Vinyl/CD/digital).

Alexander Schroeder

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