Einen kunstvollen, vielschichtiger und ungemein spannender Spagat zwischen spielerischer Virtuosität auf der einen Seite und einer fast unvergleichbaren musikalischen Leichtigkeit auf der anderen, genau einen solchen vollzieht das Reinhard Schraml Trio auf seiner Debüt-CD „Muerrer spannt aus“ (Rola Records). Der dem Trio den Namen gebende Gitarrist versucht auf klassischen Pfaden wandelnd, dem traditionellen Sound neue, bisher ungehörte Facetten hinzuzufügen. Zentral in seinem musikalischen Ansatz ist vor allem der Sound die Hammond Orgel, der seiner Meinung nach im aktuellen Jazzgeschehen in Europa viel zu wenig Bedeutung zugemessen wird.
„Die Hammond Orgel, fixer Bestandteil der Blue Note Ära, fristet im europäischen Jazz eher ein Schattendasein. Dabei ist diese Besetzung ideal, um auch Hörer aus anderen Genres zu begeistern. Der satte und wuchtige Klang der Orgel, gepaart mit einer Gitarre ergibt einen Klangkörper, welcher Attribute des Soul und Blues in den Jazz integriert. Die Einflüsse aus späteren Dekaden der Jazzgeschichte ergeben eine spannende Mischung aus traditionellem Sound und frischer Spielweise.“
Die Ingredienzen, welcher sich Reinhard Schraml (Gitarre) und seine Kollegen Matthias Bublath (Hammond B-3) und Peter Kronreif (Schlagzeug) bedienen, sind in der Tat nicht neu. Was sie aber betreiben ist eine Art kunstvoller Rückgriff, der Versuch einer neuen Interpretation eines fast vergessenen Sounds. Und diesen vollziehen sie auf dem Wege der Erweiterung des Altbekannten um Elemente moderner Spielformen, was im Ergebnis zu ungemein vielschichtige Stücken führt. Die Stärke dieser Combo liegt aber nicht nur alleine darin, Bekanntes mit neuem Leben zu erfüllen. Es ist diese hörbare Entspanntheit, mit welcher die drei Musiker zu Werke gehen, die verblüfft.
Reinhard Schraml Trio – Rosamunde`s Nightmare by mica
Die Musik des Trios scheint abseits aller herkömmlichen Begrifflichkeiten fast schon zu schweben. Schöne, aus dem lebendigen Dialog zwischen der Gitarre und der Orgel entstehende und von jedem klischeehaften Ballast befreite Melodiebögen, die eingebettet in durchdachte und abwechslungsreiche Arrangements und von einem ungemein gefühlvollen und variantenreichen Schlagzeugspiel getragen, einfach einladen, sich zurückzulehnen. Die Musik hat etwas ungemein Relaxtes an sich, sie lebt von einer von jeder Kopflastigkeit befreiten Stimmung, die in verschiedensten faszinierenden Schattierungen erstrahlt. Es herrscht kein Virtuosentum, wiewohl die drei Instrumentalisten ein solches spielend zu entfachen in der Lage wären. Vielmehr folgt man dem Grundgedanken, dass die Musik die Seele ansprechen soll. Und dies tut sie in höchstem Maße.
„Muerrer spannt aus“ ist schlicht und einfach ein wunderschönes Stück Musik, an dem nicht nur ausgewiesene Jazzliebhaber ihre Freude haben dürften. Bleibt zu hoffen, dass Reinhard Schraml auch in Zukunft noch einiges von sich hören lassen wird. (mt)