mica-Interview mit Hypnotic Zone

Bei Hypnotic Zone handelt es sich um ein Musikprojekt, in dem die Eigenwilligkeit von den Beteiligten quasi zur Prämisse des musikalischen Werkens erhoben wird. Sich nicht an den gängigen traditionellen Definitionsmustern orientierend, unternehmen Villy Paraskevopoulos (Piano), Stefan Thaler (Kontrabass) und Niki Dolp (Schlagzeug) schlicht den Versuch, sich über das Experiment ihre ganz eigene klangliche Nische zu entwerfen. Die drei eigenwilligen Köpfe im Interview mit Michael Ternai.

Villy, verstehst du Hypnotic Zone eigentlich als dein eigenes Projekt oder als eine Band, in welcher die Musiker sich gleichberechtigt begegnen können, sollen, dürfen.

Villy: Ich würde sagen, bei uns herrscht eine Art „Demokratur“ (lacht). Wir sind doch schon gleichermaßen verantwortlich für das, was musikalisch passiert.

Niki: Ja, schon, aber ich glaube doch, dass Villy derjenige ist, dem in diesem Trio diese Art Führungsposition zukommt, weil er ja bisher auch die meisten Nummern geschrieben hat und derjenige ist, der die verschiedenen Stränge irgendwie zusammenführt. Durch die Form, die er vorgibt, durch die Kompositionen, hat er natürlich maßgeblich Einfluss darauf, wie Hypnotic Zone klingen. Demgegenüber ist es aber auch so, dass unsere Musik solcherart ist, dass jeder von uns sich so einbringen kann, sodass das Ganze sich letztlich eigentlich  in logischer Konsequenz hin zu einer gleichberechtigten Band entwickelt hat.

War euch eigentlich schon am Anfang klar, welche musikalische Richtung ihr mit Hypnotic Zone einschlagen wolltet? Ich habe in der CD-Besprechung geschrieben, euer Motto könnte „Weniger ist mehr lauten“.

Stefan: Ganz kann man nicht sagen, dass dies unser Motto wäre. Es kommt den Leuten beim Anhören unserer Musik vielleicht so vor. Aber wirklich bewusst auf diese Richtung festlegen oder uns in irgendeiner Form beschränken, das tun wir nicht.

Niki: Wir versuchen, unserer Musik einfach viel Raum zu geben und dabei so undogmatisch wie möglich an die Sache heranzugehen. Wir erlauben uns auch einmal, wenn es uns in den Kram passt und es uns richtig erscheint, so gut wie nichts zu spielen.

Stefan: Natürlich gibt es auch Songs, die voller sind und in denen es auch schon mal richtig schön abgeht, wie etwa „Mask“ oder „Return of the mask“. Unsere Musik schlägt schon in beide Extreme aus. Aber wir richten den Fokus doch auch dahingehend aus, der Musik zu dienen, also den Raum genauso wichtig zu nehmen, wie alles andere.

Das heißt, für euch steht vor allem der Gruppenklang im Vordergrund und nicht das „zur Schau stellen“ der eigenen instrumentalen Virtuosität.

Villy: Genau. Bei uns geht es nicht um die Virtuosität. Es geht uns nicht darum, die komplexesten Solos zu spielen und zu zeigen: „Seht her, ich habe studiert und kann mit dem Instrument super umgehen.“ Uns ist der Gesamtklang wichtig. Ich selbst spiele manchmal nur zwei, drei Akkorde und lasse diese dann einfach im Raum wirken. An anderen Stellen sind es Stefan oder Niki, die sich extrem zurückhalten. Ich verstehe Hypnotic Zone eben nicht als ein klassisches Klaviertrio, in dem ich den Ton angebe.

Niki: Ich sehe das genauso. Es hat auch sehr viel mit dem Stil zu tun, in dem Villy die Stücke komponiert. Es lässt die uns anderen den Platz einnehmen. Er schafft uns den Raum, in welchem wir agieren können. Musikalisch ist bei uns alles sehr offen gehalten und wir erhalten uns auch die Möglichkeiten,  Verschiebungen in welche Richtung auch immer vorzunehmen. Die Rolle eines Leadinstruments ist bei uns nicht vorgesehen.

Eure Musik ist eine sehr bildhafte, sie lässt Stimmungen und Atmosphären entstehen. Man hört, dass ihr euren Stücken die Zeit lasst, sich zu entfalten. Ist es euer Anliegen mit ihnen mehr das Gefühl, denn den Kopf anzusprechen?

Stefan: Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist auch die Energie, die uns zusammenhält und auch antreibt. Wir wollen einfach Musik machen, die offen ist, die auch die Leute ansprechen kann, die mit Jazz sonst eher weniger zu tun haben. Wie schon vorher erwähnt, steht für uns der Gruppenklang im Vordergrund. Wenn wir an ein Stück herangehen, dann überlegen wir uns schon im Vorhinein, wie die ganzen Elemente und Sounds zusammengeführt letztlich im Bandkontext klingen könnten. Wiewohl man dazusagen muss, dass vieles bei uns in dieser Richtung einfach auch intuitiv passiert, weil wir eben so gut miteinander harmonieren.

Wie würdet ihr euren Stil beschreiben, wenn ihr müsstet?

Stefan: Ich denke, wir decken ein Spektrum ab, dass vom Punk bis hin zum Freejazz reicht.

Villy: Also Punk, hmm?

Niki: Die Attitüde des Punk, vielleicht.

Villy: Das Punkige an unserer Musik sind vielleicht die Arrangements. Und vielleicht auch unsere Einstellung, den Hörern bewusst etwas Unkonventionelles, aus dem Rahmen Fallendes und Unerwartbares bieten zu wollen. Es soll nie klar sein, in welche Richtung sich die von uns musikalisch erzählte Geschichte letztlich tatsächlich entwickeln wird.

Niki: Es ist auch so, dass wir schon zwischen den Stühlen sitzen, was aber die ganze Sache auch zu einer spannenden macht. Zumindest versuche ich mit Hypnotic Zone so zu nähern, dass ich so viel wie möglich umspiele. Das Offensichtliche und Voraussehbare schwirrt bei mir im Kopf herum, das aber versuche ich bewusst in eine andere Richtung zu lenken. Und irgendwie bewege ich mich auch diesem Wege so immer irgendwie doch neben der Spur. Man vermutet meinen Grundgedanken,  kann ihn aber letztlich doch nicht ganz fassen. Und vielleicht hat genau dieser Zugang auch einen gewissen provokativen Charakter, der sich dem Punk etwas annähert.

Wie wichtig und entscheidend ist es für euch, eben nicht die gängigen Kategorien zu bedienen?

Stefan: Es nicht so, dass wir uns diese Frage bewusst stellen und uns deswegen dagegen verwehren. Vielmehr ist unser Stil eine Folge von dem, wie jeder von uns die persönlich Musik hört und interpretiert. Natürlich tut das jeder von uns auch seine eigene individuelle Art. In manchen Passagen in unseren Stücken kommen wir bestimmten Spielarten schon sehr nahe, im Ganzen aber schrammt unser Stil dann doch weit an den üblichen Beschreibungen vorbei.

Niki: Es hat auch mit unserer Art der Kommunikation zu tun. Wir drei wissen, wovon wir sprechen, sprechen es allerdings nicht offensichtlich aus, sondern basteln vielmehr eine Geschichte drum herum. Und so wird die Sache auch spannend. Man geht nach einem sogenannten dreistündigen „Gespräch“ auseinander und denkt sich: „Wir haben alle gewusst, wovon wir reden, haben aber trotzdem ein bisschen drum rum geredet“. Und dadurch bekommt das Ganze in irgendeiner Form eine Art philosophischen Charakter, weil wir eben eher assoziationsmäßig miteinander kommunizieren. Und da kann es schon vorkommen, dass wir uns in manchen Momenten irgendwelcher eindeutiger Klischees bedienen. Aber über das ganze Album gesehen, wirkt alles dann doch wieder etwas verworren und weniger klar. Das ist für manche Leute vielleicht ein Problem, für mich ist es super.

Ihr drei seid ja auch in anderen Projekten aktiv. Wie sehr gelingt es euch, euer Werken in den anderen Bands auszublenden. Oder fließen dann doch noch die Erfahrungen in eure Musik mit ein?


Stefan:
Also, ich kann die anderen Dinge, die ich musikalisch tue, völlig ausblenden. Das ist ja für mich auch das spannende an diesem Projekt. Es ist fast so, als würde ich mich in eine Art Parallelwelt begeben. Und in dieser passieren die Dinge, wie sie eben passieren. Ich habe, dass Gefühl, dass wir bei Hypnotic Zone, ganz anders mit der Musik umgehen, wie in unseren anderen Bands, wo oftmals sehr fixiert und auch geradliniger agiert wird.

Villy:
Ich denke, in gewisser Weise bringe ich schon bestimmte Erfahrungen und Eindrücke, die ich in anderen Bands gesammelt oder mir einfach alleine als Zuhörer anderer Musik angeeignet  habe, schon mit ein. Und ich glaube, all diese Dinge finden bei Hypnotic Zone auch ihren Platz, aber eben in ihrer eigenen Art.

Niki: Ich glaube, dass man immer Erfahrungen mitbringt. Nur, so vielfältig, wie bei Hypnotic Zone Erfahrungen wichtig sein können, das ist anderswo selten zu finden. Die Band fordert schon eine sehr gesamtheitliche Erfahrung. Es gibt Bands, in denen es wichtig ist, Erfahrungen zu haben, Jazz gespielt zu haben. Und das reicht auch schon für diese Band. In anderen muss man den Groove beherrschen usw. Bei Hypnotic Zone ist es wichtig, als Mensch Erfahrung gesammelt zu haben, weil es bei uns in jede Richtung gehen kann, weil jeder von uns auch sehr viel Eigenverantwortung hat. Hypnotic Zone erfordert dann doch eine gewisse Reife.

Wie sieht es mit der Reaktion der Zuhörerschaft bei Konzerten aus. Folgt die eurem Weg?

Villy:
Die meisten sagen, dass ein Konzert von uns ein sehr intensives und sehr eigenwilliges ist. Und auch das es sich schon hin zu einer sehr hypnotischen und meditative Angelegenheit entwickeln kann. Dass es so intensiv wahrgenommen wird, liegt vermutlich auch daran, dass wir unser Set ohne Pause durchspielen, was klarerweise uns selbst wie auch das Publikum fordert. Aber genau das ist es ja auch, was wir erreichen wollen.

Wie sehen die nächsten Pläne aus?

Villy: Jetzt, da unsere Webseite fertig geworden ist, machen wir dran für den Herbst eine Tour auf die Beine zu stellen. Bisher fixiert sind Konzerte unter anderem im Mai im Rahmen des Listen Closely Days in Wien und im September im Zentrum für Musikvermittlung in Wien und beim Chilli Jazz Festival im Burgenland.

Danke für das Interview.

 

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