Eine von den Voraussetzungen her reine Jazzband, die so rein gar nicht auf Jazz machen will. Zu diesem Schluss kann man auf jeden Fall kommen, hört man sich durch die neue EP von LUZID CHAOS. Was die fünfköpfige Formation auf „Elements“ (Freifeld Tonträger) abliefert, ist ein wirklich gelungenes Beispiel dafür, was musikalisch Spannendes entstehen kann, folgt man einmal nicht der traditionellen Musikpraxis.
Nun, mit Jazz im eigentlichen, sprich im streng definierten Sinne hat das, was die fünfköpfige Band auf ihrer neuen EP „Elements“ zu Gehör bringt, herzlich wenig zu tun. Denn dafür verortet sich der von Luzid Chaos praktizierte und sehr unkonventionelle Stil einfach zu weit von der traditionellen Praxis dieser Musikform entfernt. Anna Anderluh (Gesang), Alexander Kranabetter (Trompete), Simon Raab (Piano, Synthesizer), Philipp Kienberger (Bass) und Hubert Bründlmayer (Schlagzeug) – die ursprünglich eigentlich allesamt eigentlich aus dem Jazz stammen – gehen es zu allen Seiten hin offen an und formen sich ihren ganz eigenen Sound, einen, der aufgrund seiner klanglichen Vielfalt über jede Möglichkeit der eindeutigen stilistischen Benennung weit hinausgeht.
Jede Nummer eine andere musikalische Geschichte
Schon der Opener „8. Februar“ weiß mit seiner in die Sprache des Jazz übersetzten, kunstvollen postrockschen Spielweise genreübergreifend einen fesselnden Akzent zu setzen. Die Art, auf die der stetig vor sich hertreibende Bass, die spannungsgeladenen Aufbauten, die sich immer wiederholenden Intensitätswechsel, das Hin und Her zwischen jazzig angehauchten Melodien und improvisatorischen Ausbrüchen sowie die Stimmkunst von Anna Anderluh hier zusammenwirken, entwickelt etwas seltsam Anziehendes, etwas, was einen immer wieder neu hinhören lässt.
Ein gänzlich anderer, nämlich ein deutlich reduzierterer, fast schon minimalistischer Ton wird in dem darauffolgenden Stück „For“ angeschlagen. Verspielter, heftiger und nochmals eine Spur abwechslungsreicher wird es dann in „Blossom of Reality“, wo die Truppe ihr gesamtes musikalisches Spektrum ohne jegliche Einschränkung offen zur Schau stellt. Eindringlich sanft und verträumt zeigen sich Bandleader Philipp Kienberger und seine kongenialen Mitstreiter in weiterer Folge in „Elements“, experimentel und schräg dann zum Abschluss in „Lethargie“.
Das wirklich Spannende an dieser EP ist, dass auf ihr von Nummer zu Nummer so viel passiert. Luzid Chaos zeigen sich auf „Elements“ als eine Band, die es hervorragend versteht, aus dem Verschiedenem etwas im Klang wirklich sehr Individuelles und zugleich Spannendes zu formen. Ja, auch so kann Jazz moderner Note erklingen.
Michael Ternai
Luzid Chaos live
24. 11. Fania, Wien