Luna Alcalay

Mit ihrer Musik vertrat sie nicht nur eine kritische Haltung in ästhetischer Hinsicht, in ihrem Schaffen ließ sie auch an ihrer politischen Sichtweise keinen Zweifel. Stets trat sie für die Menschenrechte und gegen Verfolgung und Unterdrückung geschuldet war. Am 9. Oktober 2012 ist Luna Alcalay verstorben. Geboren 1928 in Zagreb, übersiedelte 1951 nach Wien und studierte an der Musikhochschule Klavier bei Bruno Seidlhofer sowie Komposition bei Alfred Uhl und schloss ihre Studien mit Auszeichnung ab. 1959 nahm sie ihre pädagogische Tätigkeit bei den Wiener Sängerknaben auf und unterrichtete Klavier an der Musikhochschule Wien. Als Komponistin pflegte sie frühe Kontakte zur internationalen Avantgarde und nahm 1962 erstmals an den Darmstädter Ferienkursen teil. Anregung und Förderung erhielt sie von Bruno Maderna.

Die kompositorischen Anfänge von Luna Alcalay liegen in der seriellen Kompositionsweise, von der aus sie nach Anregungen bei den Darmstädter Ferienkursen bzw. von Bruno Maderna zu ihrer eigenen Systematik fand, die sie selbst als „nonkonformistische Einstellung der Musik und der Tradition gegenüber“ beschreibt. Diese kritische Herangehensweise drückt sich etwa in ihrer Offenheit gegenüber unterschiedlichen Stilen wie etwa des Jazz aus, zudem aber vor allem auch in ihrem Einsatz für das Menschliche verbunden mit tiefer Emotionalität. So vertonte sie etwa Liebesgedichte von Selma Meerbaum oder Lyrik von Else Laska-Schüler, darüber hinaus aber auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Schriftlich Überliefertes von Jan Palach (der Widerstand gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings leistete, indem er sich selbst in Brand setzte) und mit ihm in Verbindung stehende Texte verband sie zu einer Collage für die nach ihm benannte Oper. Kritisch geht sie jedoch nicht nur mit ihrer Umwelt um, sondern auch mit sich selbst, weshalb sie eigene Werke vernichtet oder zurückzog, sobald sie nicht mehr ihren Vorstellungen entsprechen. Die Auseinandersetzung mit tragischen Thematiken in Verbindung mit Mitteln wie Multimedialität und dem Verzicht auf eine durchgehende Handlung zeugen ebenso von einer drängenden Aktualität wie das Entwickeln einer äußerst individuellen Klangsprache. (dw)