Eines ist inzwischen unübersehbar bzw. unüberhörbar, die heimische Popszene zeigt sich aktuell in einer Vielfalt und Lebendigkeit, wie sie es vermutlich davor noch nie getan hat. Aber nicht nur das, das Schöne an der ganzen Sache ist, dass dies nun in das Bewusstsein der Leute tritt, und das nicht nur hierzulande. Will man von einem Boom sprechen, so steht die oberösterreichische Combo Velojet definitiv mit an dessen Beginn. Mitte der 2000er Jahre gegründet, konnte die vierköpfige Band um den Sänger und Gitarristen René Mühlberger schon mit ihren Veröffentlichungen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was natürlich in erster Linie auf die Musik zurückzuführen ist, die mit ihrem stilvollen Mix aus Indiepop, Rock, ein wenig Beatles, Beach Boys, 60s Flair und Grunge genau den Nerv der Zeit traf. Wobei man aber dazu sagen muss, dass sich die Truppe im musikalischen Sinne immer weiterentwickelt hat. Sind Velojet in ihren Anfangstagen noch deutlich gitarrenorientierter unterwegs gewesen, war es spätestens das im Herbst 2013 erschienene und von allen Seiten hochgelobte Album „Panorama“, mit dem sie endgültig in Pop angelangt sind, wohlgemerkt im dem der anspruchsvolleren und nicht konventionellen Sorte. Die nächste Gelegenheit die oberösterreichische Band, hierzulande live zu erleben, gibt es am 21. Feber im Wiener Radiokulturhaus. Begleitet werden Velojet von dem Cellisten und Komponisten Lukas Lauermann (A Life, A Song, A Cigarette, Soap&Skin, Alp Bora, Ping Ping), der den Konzertabend gleich auch zum Anlass nimmt, sein Soloprogramm vorzustellen.
Dass Velojet im Moment mit zu den interessantesten und international erfolgreichsten Acts der heimischen Szene zählen, liegt im Besonderen auch daran, dass die Band es schon seit Anbeginn bewusst vermieden hat, sich musikalisch in irgendeiner Art und Weise an aktuelle Trends oder Strömungen anzulehnen. Man versuchte immer die Distanz zu diesen zu wahren und einen ganz eigenen Weg zu verfolgen. Was René Mühlberger (Gitarre, Gesang), Marlene Lacherstorfer (Bass, Gesang), Lisi Neuhold (Keyboard, Gesang) und Michael Flatz (Schlagzeug) eigenwillig und in aller Konsequenz auch stets getan haben. Mal ließen sie das Pendel mehr in eine rockigere Richtung schlagen, mal in eine etwas poppigere, je nachdem, welche Akzente sie gerade setzen wollten.
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So erklärt sich auch das neue Album „Panorama“, das erstmals eine deutliche Hinwendung zu eine mehr psychodelischen Klangästhetik aufweist. Vielleicht mehr als noch zuvor, hat die ursprünglich aus Steyr stammende Combo versucht, sich von dem üblichen Schema-F Strukturen des Pop zu lösen und ihr Heil ein einer deutlich offeneren und durchdachter arrangierten Formen zu finden. Die Band lässt sich nun hörbar mehr Zeit, ihre Musik wirklich zur Entfaltung zu bringen, sie scheut keine Experimente und setzt auch auf eine bewusste Erweiterung des Instrumentariums, was bedeutet, dass gelegentlich die Gitarren schon einmal zu Gunsten einem Mehr an Synthiesounds Platz machen.
Mit ihrem neuen Album liefern Velojet auf jeden Fall einmal mehr eindrucksvoll den Beweis, dass im Pop nicht immer alles an der Oberfläche hängen bleiben muss, sondern dieser sich sehr wohl auch mit Niveau in die Tiefe entwickeln kann. (mt)
Termine:
21.02. Radiokulturhaus, Wien (A)
13.03. Gare du Nord Labelnight, Servant Jazz Quarters, London (UK)
14.03. Hoxton Square, London (UK)
29.03. Kino Soprus, Tallinn Music Week (EST)
04.04. Ballhaus, Klagenfurt (A)
11.04. Paula will Tanzen, Schwäbisch Hall (D)
12.04. Atomic Cafe, München (D)
18.04. Bauhof, Pettenbach (A)
19.04. OKH Festival, Vöcklabruck (A)
17.05. Lido, Berlin (D)
Velojet © Julia Grandegger
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