„Letztlich haben wir recht unkonventionell zur Musik gefunden“ – LOVE GOOD FAIL im mica-Interview

LOVE GOOD FAIL oder manchmal mit einem Augenzwinkern auch „The Love Triangle“ lautet der Name einer freshen Band aus Wien. Die Newcomer sind MARIA TUNNER, JOHANNES POBITZER und JOHANNA PRECHTL. Kürzlich erschien die Debütsingle „Poolboy“ gemeinsam mit einem Musikvideo, in dem in fast schon hyperrealer Ästhetik ferne Sehnsüchte, lange verendete Blumen, sowie klare, glatte Formen besungen werden. Der Sound der Band vereint Nähe und Distanz, Intimität und Berechnung, sowie Traum und Wirklichkeit, ohne aber den Bezug zur Realität zu verlieren. Anfang Juni erscheint das Debütalbum „We Met At Night“ auf Seayou Records. Zeit für ein Vorstellungsgespräch. Im Interview mit Ada Karlbauer erzählte das Trio über die Emotion als künstlerischer Ausgangspunkt, die naive Stimme als Verbindung zum Inneren, sowie den Weg vom Bademeister zur Pop-Band.

Wie kam es zur Gründung der Band LOVE GOOD FAIL?

LOVE GOOD FAIL: Wir hatten uns bei einer Oscar Wilde Theatervorstellung kennengelernt. Seither tanzen wir ausschließlich zu Dritt an und auch Bemerkungen bezüglich eines Love Triangles wurden immer lauter. 2016 gründeten wir dann LOVE GOOD FAIL, um letztlich auch künstlerisch zusammenarbeiten zu können. Zu Beginn ließen wir bewusst Vieles offen, außer dass wir weiterhin einen gemeinsamen Weg gehen wollten. Bald schon kristallisierte sich die Pop-Musik für uns als das Richtige heraus.

Bild Love Good Fail
Love Good Fail (c) Hood

Der Name „LOVE GOOD FAIL lässt durch drei simple Worte sofort verschiedene Geschichten entstehen. Was waren die eigentlichen Gedanken dazu?

LOVE GOOD FAIL: Love beschreibt unsere Liebe zueinander, Good steht für unsere positive Lebenseinstellung und Fail für das Scheitern als unser ständiger Begleiter. Wobei die Zusammensetzung aller Drei die Essenz unserer Musik ausmacht. Gefühle, Stimmungen und die damit verbundenen Themen sind Antrieb unseres Schaffensprozesses. Wir singen von Erlebnissen, die einen Prozess hin zur Freiheit führen, ohne dabei aber den Bezug zur Realität zu verlieren. Es geht um den Einbruch von Traum und Fantasie in die Wirklichkeit.

Kürzlich erschien die Debütsingle „Poolboy“, welche Themenfelder werden hier auf textlicher Ebene verhandelt?

LOVE GOOD FAIL: „Poolboy“ steht sinnbildlich für die eigenen Sehnsüchte, wobei es sich hier nicht um eine bestimmte Figur oder Person handelt, sondern vielmehr um eine Projektion der selbstgesetzten Grenzen. Es beschreibt die selbst verursachte Abhängigkeit eines nie erreichbaren Ideals und letztlich auch die Befreiung davon.

Wie verläuft der Arbeitsprozess?

LOVE GOOD FAIL: Es ist ein gemeinsamer Prozess, in dem dennoch jeder seinen eigenen Bereich hat. Zu Beginn der Arbeit denken und erleben wir die Musik aus dem Moment heraus. Es gibt keine fixe Struktur. Wir lassen uns zunächst von unseren Gefühlen leiten, seien es unsere eigenen oder äußere. Im nächsten und entscheidenden Schritt aber wird eine konzeptuelle Herangehensweise immer wichtiger. Wir bekommen immer mehr eine Idee von dem Song und ermitteln die passende Umsetzung dafür. Wobei Musik und Text als kompositorische Elemente gleichwertig zueinander betrachtet werden und parallel entstehen. Die Fertigstellung eines Songs kann mitunter lange dauern, da wir uns viel Zeit nehmen, an den Sounds zu tüfteln.

Würden Sie sich in einem klassischen Bandsetting verorten, oder wird möglicherweise bewusst mit dieser Band-Inszenierung gespielt?

LOVE GOOD FAIL: Letztlich haben wir recht unkonventionell zur Musik gefunden. Johannes war Dachspengler, Bademeister und Kellner. Johanna scheiterte am Schlagzeug, während Maria aus der „strikten“ Klassik kommt. Niemand hatte jemals die Idee, eine Pop-Band zu gründen, und plötzlich gab es nur mehr diesen Weg als den einzig richtigen. Trotzdem gibt es nach wie vor keine fixe Idee eines Bandsettings und wir verlassen uns auf uns Drei, der so called „Love Triangle“.

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„Wir arbeiten durchaus an einem schöpferischen Gesamtkonzept, das aber stets in Bewegung bleibt.“

Das Musikvideo zur Single „Poolboy“ kennzeichnet sich durch eine sehr inszenierte, fast hyperreale Ästhetik.

LOVE GOOD FAIL: Grundsätzlich interessieren wir uns alle auch sehr für die visuelle Kunst, Musik- und Sprechtheater, bildende Kunst und Film und so setzten wir uns natürlich mit jenen in Verbindung stehenden Fragen auseinander. Wir arbeiten durchaus an einem schöpferischen Gesamtkonzept, das aber stets in Bewegung bleibt. Wir legen uns nur ungerne fest und versuchen nicht nur, in der Musik eine Vielfalt zu schaffen.

Das Video erinnert auch stark an eine mögliche Visualisierung von Intimität im postdigitalen Zeitalter, die wachsende Verglätscherung von Emotionen, sowie die Fetischisieung von kalten, glatten und unbelebten Oberflächen. Verendete Blüten in schwarz, sowie der Stoff als stilistisches Element der ständigen Verschleierung des eigenen Körpers. Spielen Diskurse rund um diese Fragen eine Rolle für Love Good Fail?

Bild Love Good Fail
Love Good Fail (c) Hood

LOVE GOOD FAIL: Prinzipiell schöpfen wir aus der Emotion, die uns aus den unterschiedlichsten Ecken erreicht Um dann etwas von jenem Gefühl erzählen zu können, kommt uns die Überhöhung im Moment sehr zurecht. Aber so schnell wie jene gerade gelebte Emotion sich wieder verflüchtigen kann, so gibt es bei LOVE GOOD FAIL auch keinen bestimmten Diskurs, an dem wir uns abzuarbeiten bemühen. Vielmehr verfolgen wir mit jedem unserer Songs ein anderes Anliegen und versuchen, dieses auch über unsere Musik, Texte und visuelle Umsetzung auszudrücken.

Der Sound klingt insgesamt sehr kühl, berechnend aber trotzdem stets eingängig. Wie wichtig ist der Gedanke an Hit-Potenziale, catchy Rhythmen, sowie die Verbindung von Inhalt und Form für das Projekt?

LOVE GOOD FAIL: Zu Beginn ließen wir uns vor allem von einer Stimmung oder dem thematischen Inhalt eines Songs leiten. In der Konkretisierung der Lieder und der klaren Hinwendung zum Pop wurden solche Gedanken aber natürlich wichtig.

Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem Wiener Label Seayou Records?

LOVE GOOD FAIL: Wir fühlen uns geehrt, mit einem so angesehenen Label zusammenarbeiten zu dürfen. Wir fühlen uns sehr wohl und freuen uns auf die nächsten gemeinsamen Schritte. A dream come true.

Das Debütalbum „We Met At Night“ wird in naher Zukunft erscheinen. Was kann man sich davon erwarten?

LOVE GOOD FAIL: Eine musikalische Diversität, die sich zwischen zarter Poesie, kristallklarem Pop und Dance-Floor bewegt. Als Konstante zu dieser musikalischen Vielschichtigkeit steht eine naive Stimme, die zurück ins Innere führt. In Summe ein wunderschönes Pop-Album.

Herzlichen Dank für das Gespräch! 

Ada Karlbauer

Links:
Love Good Fail (Facebook)
Seayou Records