LE TOY – „Humanize“

Spaß auf der Bühne, Spaß im Studio, Spaß in der Musik: LE TOY scheinen das Leben in vollen Zügen zu genießen und denken nicht einmal daran, sich die gute Laune durch einengende Musikgenres vermiesen zu lassen. Das Duo macht laut Eigenaussage eine Mischung aus Pop und Metal, und das in einer richtigen Rohform. Auf ihrem Debütalbum „Humanize“ packen sie den Wahnsinn so richtig an den Hörnern und befördern ihn hinaus ins unendliche All.

Synthies und Gitarren in Warpgeschwindigkeit

Letztere Metapher ist nicht umsonst gewählt, schließlich zieht sich das Weltall – oder besser gesagt die menschlichen Assoziationen mit jenem – wie ein roter Faden durch die Platte. Und da man dabei nicht von einer bestimmten Musikrichtung sprechen kann, könnte man sich einfach vorstellen, LE TOY wären von Planet zu Planet geflogen und hätten jede außerirdische Spezies ein Lied schreiben lassen. Die Instrumentierung passt hervorragend zu dieser Theorie, denn es stehen oftmals elektronische Synthie-Sounds im Vordergrund. Irdische Elemente kommen in Form einer dominanten E-Gitarre und einem Schlagzeug hinzu. Alles zusammen klingt auf jedem Song anders, aber immer prallen die Instrumente mit metallischer Brutalität aufeinander.

Dieser Effekt, der sicher sehr gut in das Nachtleben und zu großen Boxen passt, macht es aber „Zuhause-HörerInnen“ schwer, die Musik zu laut aufzudrehen. Zu schrill schellt es dabei in den Ohren. Trotzdem passt dieser Sound eben gut zu der Idee von LE TOY, die schon ein wenig Konzept-Band zu sein scheinen. Hier haben sich auf der einen Seite zwei schräge Vögel und auf der anderen Seite zwei Vollblutmusizierende gefunden. Daniela Riedl, alias Makki, ist schon seit vielen Jahren in der österreichischen Musiklandschaft unterwegs. Nicht zuletzt an der Seite von Rainer Binder-Krieglstein als Stimme von Binder & Krieglstein. Florian Lang wiederum ist passionierter Gitarrist und bringt das Metal in die Disco.

Epochenmix im Musikrichtungen-Smoothie

Und in diesem Fall ist mit Disco auch die Ära gemeint, in der man mit Schlaghosen auf bunt leuchtenden Nachtclub-Kacheln tanzte. Denn danach klingen einige Lieder der Band. Da sind einfach diese treibende Gitarre, dieser Sound-Effekt, der ein kleines Echo über die Stimme legt, und natürlich die epischen Refrains, die manchen Songs diesen typischen Glam-Rock-Touch verleihen. Gleich der Opener „Monstertime“ ist eine Mischung aus „Teenage Rampage“ von der britischen Rockband Sweet und „Monster Mash“ von Bobby Pickett. „Beam Me Up!“, die Single des Albums, hat auch dieses nostalgische Feeling, nur klingt der Refrain hier wie der Jingle einer 1960er-Kinderserie über AstronautInnen.

Wenn man bedenkt, dass AstronautInnen noch am nächsten an das Zeitreisen herankommen, dann machen LE TOY ihre Sache sehr gut, denn schon bald verlassen sie die 1960er- und 1970er-Jahre und wenden sich den 1990ern zu. Dazu mischen sie auf „Robots“ orientalische Melodien mit an Trip-Hop erinnernden Beats. Und apropos Trip-Hop: Klingt Makkis Stimme auf „Lizzard Fashion“ nicht ein bisschen nach Beth Gibbons, ihres Zeichens Sängerin bei Portishead, einer der berühmtesten Bands jenes Genres? Selbst wenn die Ähnlichkeit nicht absichtlich ist, merkt man, dass Riedl ein wahres Stimm-Chamäleon ist. Ob hoch oder tief, ruhig oder aggressiv – sie passt sich an jede Stimmung perfekt an und bildet das Epizentrum aller LE-TOY-Songs.

„Humanize“ ist ein vielseitiges Werk, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dieses Album deckt alle Musikrichtungen aller Epochen ab, ohne aber auf zeitliche Abgrenzungen zu achten. Da alle Lieder so unterschiedlich sind, eignet sich diese Plate perfekt als Musik für eine Party, wo man so richtig auf die außerirdische Pauke hauen will.

Anne-Marie Darok

 

Foto LE TOY: Robert Wimberger

https://www.facebook.com/letoy.music