Laura Winkler & Wabi-Sabi Orchestra – Paper Clips

Dass es die aus Graz stammende Sängerin und Komponistin Laura Winkler ganz vortrefflich versteht, Musik mit ganz eigenem farblichen Anstrich auf den Weg zu bringen, davon konnte man sich bereits im vergangenen Jahr bei “Have you seen the troll?”, dem Debüt ihrer Band Holler My Dear, überzeugen. Gemeinsam mit dem Wabi-Sabi Orchestra geht Laura Winkler auf der nun erscheinenden CD „Paper Clips“ (Traumton Records) nun einen, wenn nicht sogar gleich mehrere Schritte weiter. Pflegt die aktuell in Berlin lebende Sängerin mit ihrer Hauptband doch eher einen filigran-eleganten akustischen Jazz-Liedermacher-Sound, so wendet sie sich in den Kompositionen ihres neuen Projekts einer doch deutlich größeren, ambitionierteren und vor allem vielschichtigeren Klangästethik zu. Es ist der facettenreiche Versuch einer Eigendefinition der klassischen Jazzorchester-Orchester-Musik, den sie unternimmt und den sie mit ihrem Ensemble auch wirklich mit Bravour umzusetzen weiß. Präsentiert wird “Paper Clips” am 7. April im Österreichischen Kulturforum in Berlin.

Eines vorweg, mit dem herkömmlichen traditionellen Big-Band-Sound hat das, was Laura Winkler und das Wabi-Sabi Orchester auf ihrem Album zu Gehör bringen, recht wenig bis gar nichts zu tun, denn anders als es in diesem musikalischen Kontext überlicherweise der Fall ist, beschränken sich die Sängerin und ihre KollegInnen keineswegs nur ausschließlich auf die Ausdrucksformen des Jazz. Sie erweitern ihre Klangsprache und lassen bewusst auch Elemente anderer Stile und Spielformen in diese miteinfließen, wobei besonders die Hinzunahme von einer Geige und Viola und der vollkommene Verzicht auf eine Bläsersektion zu erwähnen wäre, die dem Gesamten letztlich einen deutlich kammermusikalischen und vor allem sehr lyrischen und dezent-zurückhaltenden Touch verleihen.

Dieser Ansatz ist es auch, der der sanften, aber ausdrucksstarken Stimme Winklers allen Raum bietet, voll zur Entfaltung kommen zu können. Die gebürtige Stiererin, die sich beim Verfassen ihrer Texte von dem japanischen Romanautor Haruki Murakami und seinem Umgang mit Worten und Sprache hat inspirieren lassen, zeigt sich als eine Vokalisten, der es wirklich in eindringlicher und abwechslungsreicher Form gelingt, das vielschichtige, an Nuancen reiche und von zurückhaltend bis episch reichende Ganze auf eine musikalische sehr lyrische Ebene zu heben. Laura Winkler verleiht den Stücken Tiefe, Gefühl und Grazie, ohne dabei sich aber wirklich in den Vordergrund zu spielen bzw. zu singen. Denn was vor allem in den Vordergrund gerückt wird, ist der jeder gekünstelten Kopflastigkeit widerstehende Gesamtklang, dem sich alle Beteiligten bewusst unterordnen.

Laura Winklers Interpretation des großformatigen Jazz ist eine, an der nicht nur ausgewiesene des Genres ihre Freude finden dürften. Die Sängerin und Komponistin überschreitet gemeinsam mit dem Wabi-Sabi Orchestra viele musikalische Grenzen und legt damit auch Brücken hin zu einer Hörerschaft, die sonst weniger mit diesem Stil zu haben. (mt)
Line Up:
Laura Winkler – Gesang, Komposition (A)
Johanna Bernard – Geige (D)
Marie-Theres Härtel – Bratsche (A)
Kati Brien – Altsaxophon, Klarinette (D)
Viktor Wolf – Baritonsaxophon, (Kontra)Bassklarinette (D)
Johannes Böhmer – Trompete, Flügelhorn (D)
Andrej Ugoljew – Posaune (R)
Raphael Meinhart – Vibraphon, Mallet Kat (A)
Daniel Bödvarsson – Gitarre (IS)
David Six – Klavier, Keyboards (A)
Oliver Potratz – Kontrabass, E-Bass (D)
Tilo Weber – Schlagzeug (D)


Termine:

07.04. Österreichisches Kulturforum, Berlin
08.04. Prachtwerk, Berlin

http://www.laurawinkler.com