Ein Stück Musik, das den Klang des stilistisch irgendwo Dazwischenliegenden auf aufregende und vielschichtige Weise darbietet: Das Wiener Quintett KVIN zeigt sich auf seinem Debüt „es kann nicht lösen der Mensch…” (Freifeld Tonträger) als eine Formation, die das musikalisch Unvorhersehbare auf spannungsgeladene und ungemein kunstvolle Art mit Leben zu erfüllen weiß.
Ein um ein Klavier und einen Kontrabass erweitertes Streicherensemble, das die Grenzen zwischen den Stilen und Spielformen außer Kraft zu setzen versucht, um sich so die Tore zu einem neuen musikalischen Ausdruck weit aufzustoßen. Lauscht man sich durch das mit „es kann nicht lösen der Mensch…“ betitelte Erstlingswerk der fünfköpfigen Formation KVIN, wird sofort hörbar, dass hier musikalisch definitiv etwas ganz anders schwingt, ein hochgradig eigenwilliger Klang den Raum ausfüllt, der mit dem Gewohnten auf erfrischend unkonventionelle Art bricht und sein wirklich ureigenes Leben entwickelt.
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Vom gediegenen Klang der Klassik ganz woanders hin
Der Kontrabassist, Komponist und Kopf des Ensembles, Philipp Kienberger, und sein aus Raphael Kasprian (Geige), Emily Stewart (Bratsche), Cornelia Perwein (Cello) und Tatjana Wurzer (Klavier) bestehendes Ensemble machen sich in ihren Stücken in gewisser Weise an eine Neudeutung des Begriffs „Crossover“ und verweben das vermeintlich weit Auseinanderliegende zu etwas eigenständig Pulsierendem. Das Quintett durchwandert ein weites musikalisches Feld, es startet in der klassischen Musik, quert den modernen und freien Jazz und die Kammermusik, um nach kurzen Ausflügen sogar in den Pop schließlich in der Neuen Musik zu landen. Passieren tut das in einer ausgesprochen vielfältigen Form.
Zart gespielte und sich angenehm in den Gehörgängen einnistende Melodien treffen auf Atonalität und schräge Klangexperimente, gediegene Klänge auf lärmig Klingendes, schwere, dunkle und geheimnisvolle Stimmung auf ergreifende Melancholie, minimalistische ruhige Momente auf energiegeladene dramatische Ausbrüche und, und, und. Der von KVIN zu Gehör gebrachte Sound entwickelt einen sehr bildhaften Charakter, er erzählt sich mit einer filmmusikalischen Note, die stimmungsvolle Bögen spannt und eine seltsame Anziehungskraft entfaltet.
„es kann nicht lösen der Mensch…“ ist ein Album, das viel Atmosphäre entwickelt und in hohem Maße die Fantasie anregt. KVIN setzen ganze eigene musikalische Akzente, solche, die in aufregender Weise zwischen gediegener Musikalität und erfrischender Eigenwilligkeit pendeln. Ein bemerkenswert anderes Erstlingswerk.
Michael Ternai
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