Kreisky

Gäbe es einen Titel für die „österreichischste Band in Sachen Rockmusik“, ginge dieser ganz ohne Zweifel an Kreisky. Die vierköpfige Combo rund um Frontmann Franz Adrian Wenzl fährt musikalisch eine Linie, in der das für dieses Land so typische Grantlertum zur höchsten Kunst erhoben wird. Respektlos, schroff, laut und heftig wird ganz ohne Kompromisse und vom Geist des Punk beseelt die Antihaltung zu den tausend Mal gehörten Mainstreamrock-Formaten zelebriert. Wie auch auf dem im Frühjahr erschienenen und von allen Seiten hochgelobten Album „Trouble“.

Kreisky waren immer schon die etwas andere Rockband. Eine, die seit Anbeginn gegen den Strom geschwommen ist und sich vom Rest der Masse angehoben hat.  Ohne wirklich den Breitengeschmack bedienen zu wollen, waren Franz Adrian Wenzl, Martin Max Offenhuber, Gregor Tischberger und Klaus Mitter stets danach bestrebt, ihr ganz eigenes Ding durchzuziehen. Angetrieben von dem Willen der traditionsfolgenden österreichischen Musikszene einmal den Spiegel vorzuhalten, wandelt der Wiener Vierer auf einem Pfad, der die Combo weit weg von den gängigen braven Indierock-Interpretationen, welche man hierzulande allzu oft zu Gehör bekommt, führt. Die 2009 im Rahmen der Amadeus Austrian Music Award von FM4 mit dem „Alternative Act des Jahres” ausgezeichneten Kreisky haben etwas zu sagen. Und das tun sie mit aller Vehemenz, laut, grantig und einer gehörigen Portion Wut im Bauch.

Die Songs sind musikalisch wie auch textlich voller Ecken und Kanten und erklingen in keinem Moment in irgendeiner Form glattpoliert. Über einengende stilistische Grenzen setzen sich Kreisky bewusst hinweg. So zitieren Franz Adrian Wenzl, Martin Max Offenhuber, Gregor Tischberger und Klaus Mitter genauso aus Punk-Traditionen wie auch aus der Hardcore- und Rock-History. So auch auf „Trouble“, dem im Frühjahr 2011 erschienenen und von Kritikern mit Lob überhäuften dritten Album. Fast scheint es so, als wären Kreisky, ohne es vermutlich wirklich zu wollen oder geplant zu haben, in der Mitte der heimischen Indieszene angekommen. Aber nicht deswegen, weil sie in irgendeiner Form Konzessionen gemacht hätten – Songs wie „Scheiße, Schauspieler“ sind immer noch meilenweit vom so genannten Mainstreamsound entfernt -, sondern weil wie die Band schlicht die spannendste und interessanteste Rockmusik des Landes fabriziert und dafür auch völlig zu Recht gewürdigt wird. (mt)

Foto: Ingo Pertramer

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