Das Österreich das Land der Grantler und Jammerer ist, wissen wir nicht erst seit einem Hans Moser oder Mundl. Unser ehrlicher und direkter Alpencharme taugt nicht nur als Sympathieträger, den uns unsere deutschsprachigen Nachbarn zugeschrieben haben, sondern ist zugleich rot-weiß-rotes Gütesiegel, welches theoretisch von der Österreich Werbung schon längst patentiert gehört hätte. Selbst der österreichischen Musikergilde ist ein gewisser Hang zur Nörgelei nicht von der Hand zu weisen. Bestes Beispiel hierfür sind die vier Misanthropen von Kreisky, die schon längst bewiesen haben, dass das Leben nicht nur Eitel, Wonne, Sonnenschein ist. Songtitel wie etwa „Wo Woman ist, da ist auch Cry“ aus dem ersten Kreisky-Album sprechen da schon für sich selbst.
Mit der neuen Platte verhält es sich nicht wirklich anders. „Trouble“ heißt das gute Stück und lässt sogleich erahnen worauf sich der Hörer lieber schon mal einstellen sollte. Die erste Singleauskopplung welche bereits Mitte März veröffentlicht wurde, hört auf den vielsagenden Titel „Scheiße, Schauspieler“: Hierbei trifft wohlgemerkt extrem rockiger Sound auf ungemein erfrischende inhaltliche Textur, die grandios mit den Klischees der heimischen Elite aus Film, Fernsehen und Theater, sowie der Musikerszene kokettiert. Ein gelungener „Seitenblick“ aus den Augenwinkeln von Franz Wenzl und Co. So gelungen das Lied, so auch das dazugehörige Video, für welches die Wiener Formation doch glatt das „Who is Who“ der jungen und aufstrebenden österreichischen Schauspielgeneration zur Mitwirkung überreden konnte. Die Single hat es mittlerweile als Neueinstieg in die oberen Ränge der FM4-Charts geschafft.
Neben „Scheiße, Schauspieler“ enthält das neue Album weitere acht Songs, die sich nicht so einfach in eine einzige Genre-Schublade stecken lassen. Schließlich handelt es sich bei Kreisky um vier gereifte Herren in den Dreißigern, bei denen jedes einzelnes Bandmitglied das gleiche Recht auf Autorität erfährt. Musikgeschmäcker sind bekanntlich verschieden und so befindet sich auf „Trouble“ alles, was den vier Musikern während des Produktionsprozesses gerade so in den Sinn gekommen ist. Überraschenderweise dauerte der Entstehungsprozess weitaus nicht so lange wie anfangs erwartet, wurde Kreisky doch von enormen Motivationsschub gepackt. Ob es am mediterranen Klima von Klagenfurt lag, oder an der inspirierenden Studio-Zusammenarbeit mit Naked Lunch-Mann Herwig Zamernik ist bis heute nicht auszumachen.
Fakt ist, dass so gut wie alles am 44-minütigen Neulingswerk live eingespielt wurde und die Abmischung dank Oliver „Ollmann“ Brunbauer ein schnelles Unterfangen war. Nachdem man im Endstadium der Produktion bezüglich des Coverdesigns und des Plattentitels wohl etwas länger getüftelt haben dürfte, fanden die Herren in Sachen Vertrieb schnell einen gemeinsamen Nenner: Stammlabel Wohnzimmer Records darf sich weiterhin um den Verkauf an Herr und Frau Österreicher kümmern. Zur großen Freude hat sich für den Vertrieb in Deutschland und der Schweiz das renommierte Hamburger Label Buback angenommen.
„Trouble“ erscheint am 29. April auf CD,Vinyl und als Download. Die dazugehörige Live-Tour startet am 11. Mai in Graz und führt bis in den hohen Norden von Deutschland. (bw)
Foto: Ingo Pertramer
Kreisky