Vor gut zwei Jahren sorgten Kreisky mit ihrem Debütalbum für eine der großen Überraschungen in der heimischen Indierock-Szene. Manche Kritiker gingen sogar so weit, die Band als die nächste Pophoffnung zu bezeichnen, lieferte sie doch ein Stück Musik ab, dass sich von anderen Veröffentlichungen des Genres mit einer hierzulande selten gehörten Eigenständigkeit abhob. Mit “Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld” steht ab 23. März nun das Zweitlingswerk in den Regalen der Plattenläden. Vorgestellt wird die Scheibe aber bereits am 13. März im Wiener Flex.
Es war im Jahre 2005, als sich Sänger Franz Adrian Wenzl, der vielen auch als Austrofred bekannt sein dürfte, und Gitarrist Martin Max Offenhuber dazu veranlasst sahen, ihr langjähriges musikalisches Projekt auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bereits mit ihrem Debüt bewies die Band, dass es durchaus möglich ist, deutsche Sprache und Rockmusik auf originelle Art und Weise zu verbinden, ohne dabei in die Klischees des herkömmlichen Deutschrocks zu verfallen. Im Gegensatz zu manch anderen ihrer Kollegen, die vergeblich versuchen, dem musikalischen Einheitsbrei dadurch zu entfliehen, indem sie Experimentierfreudigkeit vortäuschen, besinnen sich Kreisky auf die eigenen Möglichkeiten und Qualitäten und rocken was das Zeug hält. Sie versuchen nicht erst krampfhaft vorzugeben, was sie eigentlich nicht sind – nämlich technisch herausragende Musiker, deren Ziel es ist, in vollkommen neue Sphären zu gelangen.
Daran hat sich auch beim zweiten Album nicht viel geändert. “Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld” klingt unverkennbar nach Kreisky, mit dem Unterschied, dass die Songs im Vergleich zum Debüt, deutlich roher, direkter und zum Teil grantiger aus den Boxen schallen. Immer noch reichen alleine ein Bass, eine Gitarre, ein Schlagzeug und die Wenzls Stimme aus, um jene Songs aus dem Boden zu stampfen, die sich schon nach einmaligem Anhören in den Gehörgängen festsetzen. Was dieses Mal dazu kommt, ist ein Sound, der das Dargebotene mit einer ungemeinen Intensität zu einem echten Hörerlebnis werden lässt.
Stilistisch kennen Kreisky nach wie vor keinerlei Grenzen. So zitiert der Vierer genauso aus Punk-Traditionen wie auch aus der Hardcore- und Rock-History. Das große Kunststück der Band ist es aber – und genau das macht die Band so unverkennbar – all diese Einflüsse, in einem funktionierenden Popformat zu vereinigen. Inhaltlich konfrontiert der Vierer seine Hörerschaft in zum Teil stark überzeichneten Manier mit “urkatholischen” Konzepten wie Neid, Schuldgefühle und Eifersucht, welche untrennbar mit der österreichischen Seele verbunden sind.
Mit ihrem neuen Output zeigen Kreisky einmal mehr, dass es letzten Endes oft nur weniger einfacher Mittel bedarf, um ein mitreißendes Album einzuspielen. Aus diesem Grund ist man der Band im gewissen Sinne auch zu Dank verpflichtet, liefert sie doch den Beweis, dass es auch hierzulande durchaus möglich ist, qualitativ hochwertige Rockmusik entstehen zu lassen.(mt)
Fotos Kreisky: Ingo Pertramer
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