Kontinent Sciarrino / Salzburger Festspiele “Denn stark wie die Liebe ist der Tod”

Nach Giacinto Scelsi im Jahr 2007 steht heuer wieder ein italienischer Klangzauberer im Mittelpunkt der “Kontinent”-Reihe der Salzburger Festspiele, die sich schwerpunktmäßig jeweils einem Komponisten des 20. oder 21. Jahrhunderts widmet. Das Werk von Salvatore Sciarrino wird in diesem Jahr im Mittelpunkt der im Vorjahr etablierten Reihe stehen.

Eröffnet wird am 3. August in der Kollegienkirche mit der Uraufführung der 12 Madrigali, einem Auftragswerk der Salzburger Festspiele.

Ebenfalls am 3. August findet die Premiere von Sciarrinos Oper Luci mie traditrici (meine verräterischen Augen) statt. Diese zeitlose “Tragödie der Liebe, des Blutes und der Unausweichlichkeit”, wie der Komonist sein Werk genannt hat, nimmt ihren Ausgang von einem Barockdrama, das  den Mord des Renaissancefürsten und Komponisten Gesualdo an seiner Frau und deren Liebhaber verarbeitet. Es inszeniert Klaus Michael Grüber, für Bühne und Kostüme zeichnet die renommierte Rebecca Horn verantwortlich. Die musikalische Leitung hat Beat Furrer als Dirigent des Klangforum inne, der bei “Kontinent Sciarrino” mit seinem Hörtheater Fama auch als Komponist zu erleben sein wird.
Fama, Hörtheater für großes Ensemble, acht Stimmen und Schauspielerin, bezieht Namen und Thematik von der antiken Göttin des Gerüchts und des Hörensagens. Es wurde 2005 inDonaueschingen in einer Inszenierung von Christoph Marthaler uraufgeführt. Mit Isabelle Menke und dem Klangforum wirken auch die Sprecherin und das Ensemble der Uraufführung wieder mit.

Sciarrinos Puppenspiel” Terribile e spaventosa storia del principe di Venosa e della bella Maria beschäftigt sich mit demselben Inhalt wie Luci mie traditrici und entstand für den Puppenspieler Mimmo Cuticchio, der in Palermo das traditionelle sizilianische Puppentheater lebendig hält, und auch die Aufführung bei den Salzburger Festspielen gestaltet. Die Uraufführung am 9.8. ist bereits ausverkauft.

Am 12. August werden Luigi Nonos Stücke La lontananza nostalgica utopica futura – – Madrigale per più “caminantes” con Gidon Kremer und No hay caminos, hay que camina.Andrej Tarkowskij in der Kollegienkirche zu hören sein. Die Klangregie übernimmt Salvatore Sciarrino.

1988 hat Nono in Freiburg das Geigenspiel von Gidon Kremer aufgenommen und aus diesem Klangfundus aus Werken von Bach, Beethoven, Schumann und Brahms, aus Sprachfetzen und Geräuschen eine achtspurige elektroakustische Komposition generiert, die vom Klangregisseur live gemischt und in den Raum projiziert wird. Melise Mellinger übernimmt den Live-Part von La lontananza nostalgica. Das Werk No hay caminos, hay que camina.Andrej Tarkowskij für sieben Orchestergruppen, ist Nonos letztes Orchesterstück. Den Titel “Wanderer, es gibt keine Wege, es gibt nur das Gehen” fand Nono 1985 auf einer Klostermauer, dieses Motto ließ ihn bis an sein Lebensende nicht mehr lost. Interpretiert wird das Werk von der basel sinfonietta unter Fabrice Bollon.

Kontinent 5 am 11. August ist vor allem Sciarrinos Bearbeitungen von Werken Scarlattis, Bachs, Mozarts und Cole Porters gewidmet. Es spielen  Mario Caroli, Flöte, Carolin Widmann, Violine und XASAX – Ensemble de saxophones modulable. Ein weiterer Abend am 13. August ist Ensemble-Werken Sciarrinos gewidmet. Am 15. August kommen neben Stücken Sciarrinos auch Kompositionen von Isabel Mundry und Beat Furrer zur Aufführung. Beschlossen wird die Kontinent-Reihe von einem Abend mit Sciarrinos Notturnis und dem Quaderno di strada. Es singt Otto Katzameier, Pianist ist Nicolas Hodges, es spielt das Klangforum Wien unter Simone Young. (sr)

 

Kontinent Sciarrino 1
3.8.

Salvatore Sciarrino, 12 Madrigali
Uraufführung – Auftragswerk der Salzburger Festspiele
Neue Vocalsolisten Stuttgart

Kontinent Sciarrino 2
3., 5.-8.8.
Salvatore Sciarrino, Luci mie traditrici
Oper in zwei Akten
Text von Salvatore Sciarrino nach Il tradimento per l’onore von Giacinto Andrea Cicognini, mit einer Elegie von Claude Le Jeune
Beat Furrer, Dirigent
Rebecca Horn, Regie, Bühne und Kostüme
Anna Radziejewska, La Malaspina
Otto Katzameier, Il Malaspina
Kai Wessel, L’ospite
Simon Jaunin, Il servo
Klangforum Wien

Kontinent Sciarrino 3
9.-11.8.
Salvatore Sciarriono, Terribile e spaventosa storia del principe di Venosa e della bella Maria
Puppenspiel
Mimmo Cuticchio
I Pupi Siciliani della Compagnia Figli d’Arte Cuticchio
Carola Gay, Stimme
Lost Cloud Quartet, Saxophone
Jonathan Faralli, Schlagzeug

Kontinent Sciarrino 4
10.8.
Beat Furrer, Fama
Hörtheater in acht Szenen für großes Ensemble, acht Stimmen und Schauspielerin
Isabelle Menke, Schauspielerin
Vokalensemble NOVA . Colin Mason, Leitung
Eva Furrer, Kontrabassflöte
Bernhard Zachhuber, Kontrabassklarinette
Olivier Vivarès, Kontrabassklarinette
Klangforum Wien
Beat Furrer, Dirigent

Kontinent Sciarrino 5
11.8.
Johann S. Bach, Toccata und Fuge d-Moll BWV 565
Bearbeitung für Flöte von Salvatore Sciarrino
Salvatore Sciarrino, Sei capricci für Violine solo
Wolfgang A. Mozart, Adagio aus der Serenade B-Dur KV 361 (Gran Partita)
Bearbeitung für Saxophonquartett von Salvatore Sciarrino
Cole Porter, I’ve got you under my skin
Bearbeitung für Saxophonquartett von Salvatore Sciarrino
Salvatore Sciarrino, Canzoniere da Scarlatti
Bearbeitungen für Saxophonquartett nach Sonaten von Domenico Scarlatti
Mario Caroli, Flöte
Carolin Widmann, Violine
XASAX – Ensemble de saxophones modulable

Kontinent Sciarrino 6
12.8.
Luigi Nono, La lontananza nostalgica utopica futura – Madrigale per più “caminantes” con Gidon Kremer
für Solovioline und 8-Spur-Tonband
Luigi Nono, No hay caminos, hay que caminar . Andrej Tarkovskij
für sieben Orchestergruppen
Melise Mellinger, Violine
Salvatore Sciarrino, Klangregie
basel sinfonietta
Fabrice Bollon, Dirigent

Kontinent Sciarrino 7
13.8.
Salvatore Sciarrino, Introduzione all’oscuro für zwölf Instrumente
Salvatore Sciarrino, Autoritratto nella notte für Orchester
Salvatore Sciarrino, La perfezione di uno spirito sottile für Flöte, Stimme und Glocken
Sonia Turchetta, Mezzosopran
Mario Caroli, Flöte
Christian Dierstein, Glocken
basel sinfonietta
Fabrice Bollon, Dirigent

Kontinent Sciarrino 8
15.8.
Isabel Mundry, Dufay-Bearbeitungen
Salvatore Sciarrino, Omaggio a Burri für Violine, Altflöte und Bassklarinette
Beat Furrer, Invocation für Flöte und Sopran
Salvatore Sciarrino, Codex purpureus für Streichtrio
Salvatore Sciarrino, Muro d’orizzonte für Altflöte, Englischhorn und Bassklarinette
Beat Furrer, Aria für Sopran und sechs Instrumente
Petra Hoffmann, Sopran
ensemble recherche

Kontinent Sciarrino 9
16.8.
Salvatore Sciarrino, Due Notturni, Notturno Nr. 3, Notturno Nr. 4, Due Notturni Crudeli, Quaderno di strada – 12 canti e un proverbio
für Bariton und Instrumente
Nicolas Hodges, Klavier
Otto Katzameier, Bariton
Klangforum Wien
Simone Young, Dirigent

 

Foto Salzburg: Pressebüro Salzburger Festspiele
Foto Salvatore Sciarrino: Luca Carr
Foto Beat Furrer: Peter Oswald