Komponist Otto M. Zykan gestorben

Am 25. Mai 2006 ist der österreichische Komponist Otto M. Zykan im Alter von 71 Jahren in Sachsendorf (Niederösterreich) gestorben.

Zykan gilt als einer der bedeutendsten und originellsten Komponisten zeitgenössischer Musik aus Österreich. Seine kompositorischen Arbeiten waren von einer außergewöhnlichen musikalischen und künstlerischen Vielseitigkeit geprägt. Die künstlerische Person Zykan war immer voller Überraschungen, seine dadaistisch geprägten Sprach- und Verskunst-Kompositionen ein wesentlicher Bestandteil österreichischer zeitgenössischer Kunst. Seine Wort- und Verschöpfungen wurden einer breiten Öffentlichkeit durch seinen “Humanic-Franz!”- Werbeslogan in den achtziger Jahren bekannt.

 

Der am 29. April 1935 geborene Komponist studierte nach einem Jahr bei den Wiener Sängerknaben an der Musikakademie Klavier sowie Komposition bei Karl Schiske . Zwischen 1958 und 1966 nahm Zykan mehrfach an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil, sagte jedoch dem von ihm dort als solchen erlebten Dogmatismus der seriellen Avantgarde den Kampf ab.  1965 gründete er gemeinsam mit Kurt Schwertsik und Heinz Karl Gruber die “Salonkonzerte”.

Früh berühmt wurde Zykan als Schönberg-Spezialist am Klavier, was letztendlich zur Einspielung des Gesamtwerks von Arnold Schönberg im Jahr 1970 führte. Sein Werk “Staatsoperette” (1977) wurde skandalisiert und führte zu Kirchenbann und Debatten im Parlament.

Große Erfolge feierte Zykan mit “Symphonie der heilen Welt” (1977), “Kunst kommt von Gönnen” (1980), “Auszählreim” (1986). Doch auch “seriöse” Werke – das Violinkonzert (1977), die beiden Cellokonzerte (1982, 2005 – letzteres Ende 2005 vom Solisten Heinrich Schiff und den Wiener Philharmonikern unter Mehta mit großem Erfolg im Musikverein uraufgeführt), seine “Messe” für Bariton, zwei Chöre und großes Orchester (2002), Bühnen- und Filmmusiken, Kompositionen für die Linzer “Klangwolke” stammen von ihm.

Bei den Wörthersee Classics soll am 14. Juni 2006 sein Werk “Ave Schwermut” aufgeführt werden, das Otto M. Zykan im Auftrag des Wiener Mozartjahres 2006 verfasst hat.

 

Beharrlich widersetzte sich Zykan der kommerziellen Vermarktung seiner Musik. Regelmäßig gingen Unterlagen zu seinen Kompositionen nach der Uraufführung verloren oder wurden zerstört. Für Zykan war das künstlerische Werk mit seiner Erstaufführung vollbracht.

 

Anläßlich des 70. Geburtstags des Komponisten wurde Zykan im Vorjahr im Radiokulturhaus mit “Otto M. Zykans lange Nacht der Musik” geehrt. Im Rahmen dieser Veranstaltung formulierte er den wunderbaren Satz: “Die Gestaltung einer sechsstündigen Sendung gegen Ende meines Lebens wird nicht daran vorbeikommen, die Ungereimtheiten Zykanschen Schaffens über einen gemeinsamen Nenner zu biegen und daran festzuhalten, dass Musik von Menschen für Menschen geschaffen wird, dass eine Musik, die nichts zu erzählen weiß, besser nicht geschrieben worden wäre.”

 

Österreich verliert einen wichtigen Vertreter und ein großes Vorbild des zeitgenössischen Musikschaffens.

 

 

 

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