KIDCAT LO-FI – „4 Seasons“

Man kennt ja die Bezeichnung „Sommermusik“ oder „Sommerhit“. Meist sind das Songs, die durch ihren Elan, ihre Fröhlichkeit oder durch lockere Melodien hervorstechen und sofort ins Ohr gehen. Ob es dabei in den Texten um die heiße Jahreszeit geht, ist eigentlich egal. KIDCAT LO-FI macht das ganze Jahr über Sommermusik, obwohl sie dabei manchmal dem Konkurrenten der Hitze frönt: dem Winter.

Dem Titel ihrer neuen EP „4 Seasons“ macht sie alle Ehre. Jede Jahreszeit kriegt ein eigenes Lied und darin ihr Fett weg. Musikalisch klingt das mal nach Rock ’n’ Roll mit hawaiianischen Einflüssen, mal nach altbekanntem Swing und mal nach dem Indie der 2000er. Es ist für alle was dabei, ohne die Mischung zu wild durcheinander zu würfeln. Schon auf ihrem Debütalbum „Kidcat Lo-fi“ hat sie es verstanden, ihrer zuckersüßen Stimme einen Nachdruck zu verleihen, indem sie die Texte mit allerlei Sticheleien, Sarkasmus und Ironie spickte.

Anti-Spring-Fling

Das Ergebnis sind Lieder, die beim ersten Hören schon zum Mitsingen und beim zweiten Hören zum Schmunzeln anregen. Auch „4 Seasons“ amüsiert auf mehreren Ebenen. „Spring is a Nasty Bitch“ vereint eine bluesige Atmosphäre mit Swing-Elementen. Der Gesang ist verspielt und vielseitig. Die starke Gitarre passt gut zum dominanten Schlagzeug. Textlich spricht Kidcat Lo-fi vielen Mitmenschen aus dem Herzen, wenn sie von ihrer quälenden Allergie spricht, die ja von der sprießenden Pflanzenwelt ausgelöst wird.

Auch dem Sommer blickt die Musikerin nicht gerade glücklich entgegen. „I Hate the Summer“ ist wohl ein eindeutiges Statement über die liebste Jahreszeit von vielen. Das Lied ist sanft punkig und hat einen starken Hang zum Rock ’n’ Roll, der sich durch den Backgroundgesang à la „Shalala“ im Refrain bemerkbar macht. Der Text spricht auf scheinbar naive Weise genau das an, was man Sommerdepression nennen könnte: die Überforderung durch die Hitze und die mit ihr kommende gute Laune.

Kältere Jahreszeiten sind erwünscht

An diesem Punkt könnte man glauben, dass es nur noch bergab gehen kann, wenn der Herbst kommt, aber genau das macht den Reiz für Kidcat Lo-fi aus. „Leaves are falling and everything is dying and I think that’s the way that it should be“ singt sie zu einer lockeren Gitarrenmelodie, die mit einem ratternden Trommelrhythmus unterstützt wird. Dieser Song würde perfekt auf den Soundtrack von „Juno“, dem Independent-Film von 2008, passen. Auf jenem Album ist die perfekte Mischung aus scheinbar naiver, als Folk getarnter Popmusik mit kritischem Hintergrund zusammengefasst. Zum Schluss steht noch ein Liebeslied in der Tradition der hawaiianisch angehauchten Weihnachtssongs. „Mele Kalikimaka“ von Bing Crosby kommt einem in den Sinn. Der Text ist wieder so eindeutig wie der Titel „Winter Love Song“.

„4 Seasons“ ist eine beschwingte EP, die perfekt zum Sommer passt und außerdem die Tradition von Adam Greens The Moldy Peaches auf gekonnte Weise weiterträgt. Als Vorbote für den nächsten Longplayer von Kidcat Lo-fi kann sie eigentlich nur Gutes verheißen.

Anne-Marie Darok

Foto: Kidcat Band

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