KICK JAZZ 2018 – EIN FENSTER ZUR INTERNATIONALITÄT

Anfang Dezember 2018 ging in dem renommierten Jazzclub PORGY & BESS die dritte Ausgabe des KICK JAZZ Festivals über die Bühne. An zwei Abenden wurde heimischen NachwuchsmusikerInnen nicht nur eine Bühne mit internationaler Strahlkraft als Spielstätte geboten, sondern auch die seltene Gelegenheit verschafft, speziell für ein internationales Publikum zu spielen. Über 20 FestivalveranstalterInnen aus ganz Europa sind der Einladung von Austrian Music Export gefolgt, um österreichische Bands aus Jazz & World für sich zu entdecken – und um sie vielleicht auch für das eigene Festival außerhalb Österreichs zu buchen.

Was braucht es um als österreichische Jazzband auf dem internationalen Markt wahrgenommen zu werden? „Es genügt nicht, sehr gut zu sein“, so die ehrliche und vielleicht auch ernüchternde Ansage von Helge Hinteregger. Heimische Musikschaffende brauchen auch Gelegenheiten mit internationalen FestivalveranstalterInnen in Kontakt zu kommen, von ihnen gesehen und gehört zu werden. Mit Kick Jazz bieten mica – music austria und der Österreichische Musikfonds, die einst die gemeinsame Exportförderung Austrian Music Export ins Leben gerufen haben, hiesigen JazzmusikerInnen seit 2015 ein Festival mit starkem Internationalisierungscharakter. In nur drei Jahren hat sich das Kick Jazz einen exzellenten Namen gemacht. 2018 folgten über 20 internationale Festivalveranstalter, Kuratoren und Booker aus 15 europäischen Ländern der Einladung zu einem der wenigen heimischen Showcase-Festivals für Jazz und Weltmusik.

Zeit zum Zuhören, Zeit zum Wirken.

Kick Jazz 2018: Synesthetic 4 (c) Mueller
Kick Jazz 2018: Synesthetic 4 (c) Mueller

Helge Hinteregger erklärt: „Das besondere an Kick Jazz sind die Live-Konzerte. Unsere Gäste bekommen eine gefilterte Auswahl, sie können die Konzerte genießen und müssen sich nicht zwischen 40 verschiedenen Bands und parallel programmierten Konzerten entscheiden.“ Und ist es nicht das, was Musik braucht? Zeit. Zeit zum Zuhören, Zeit zum Wirken. Und ein wenig Atmosphäre. Von Anbeginn war hier das Porgy & Bess, das 2018 sein 25-jähriges Bestehen feierte, Gastgeber, und wichtiger Kooperationspartner. Ohne das Engagement des Jazzclubs mit internationaler Strahlkraft, wäre ein Unterfangen dieser Größenordnung nicht in der Qualität zu bewerkstelligen.

Der erste Abend von Kick Jazz stand im Zeichen der Weltmusik. Es eröffnete das Trio Infernal, das sich rund um den Akkordeonisten Christian Bakanic der Eroberung von Jazz und Folklore verschrieben hatte. Nach einer kurzen Pause folgte Golnar & Mahan. Alleine schon der ausdrucksstarke Gesang von Golnar Shahyar zog das Publikum in seinen Bann, der von Mahan Mirarab und Amir Wahba virtuos begleitet wurde. Eine starke Bühnenpräsenz bewies auch das Roman Britschgi Quintett, das nicht zuletzt das Spiel mit dem Publikum auf erstklassige und humorvolle Art und Weise beherrscht.

Der zweite Abend bewegte sich an den Rändern des Jazz. Diese verliefen von experimentellem Jazz des Synesthetic Quartet, über die Formation KVIN, deren Wurzeln in Neuer Musik liegen und die mit Eigenkompositionen von Philipp Kienberger überraschte. Klassisch sind hingegen die Instrumente der beiden Streicher Matthias Bartolomey (Cello) und Klemens Bittmann (Violine, Bass). Was sie als BartolomeyBittmann auf der Bühne präsentierten, glich von der Energie her einem Rockkonzert.

…ein Fenster zur Internationalität

Kick Jazz 2018: BartolomeyBittmann (c) Mueller
Kick Jazz 2018: BartolomeyBittmann (c) Mueller

„Ich finde das Kick Jazz für österreichischen MusikerInnen enorm wichtig, es ist nichts weniger als ein Fenster zur Internationalität“, sagt Mario Steidl (Internationales Jazzfestival Saalfelden). Steindl, dessen Festival 2019 sein 40-jähriges Jubiläum feiert, und als hot spot der internationalen Jazz-Szene etablierte, ist ebenfalls unter den geladen Festivalveranstaltern. Auch ihn verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit mica – music austria. Mario beschreibt diese: „Beide Festivals präsentieren österreichische Künstlerinnen und Künstler, beide sind ein Treffpunkt für Promoter. Und beiden ist es ein Anliegen, österreichische Künstlerinnen und Künstler international zu positionieren.“

Man kann man sich das Business, das an diesen Abenden angestoßen werden soll, ein wenig wie „Domino“ vorstellen. Mit der Einladung von internationalen Veranstaltern gehen mögliche Auftritten bei deren Festivals einher, woraufhin viele der auftretenden Bands wiederum zu andern Festivals in ganz Europa eingeladen werden. Bleiben wir also gespannt, was 2019 bringen wird.

Sondersendung auf ORANGE 94.0 vom 22.12.2018

Ruth Ranacher

Links:
Porgy & Bess
KICK JAZZ 2018