KEINE GNADE! – Die Blind Petition Story

Blickt man auf die inzwischen mehr als vier Jahrzehnte andauernde Geschichte dieser Band, kann man eines mit Fug und Recht behaupten: BLIND PETITION, Österreichs erste echte Hardrock-Formation, hat den Traum des Rock ’n’ Roll mit all seinen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Misserfolgen sowie kleineren und größeren Dramen in vollen Zügen ausgelebt. Nach so einer langen Zeit gibt es natürlich einiges zu erzählen. Und genau das tut Andi Appel in seinem Buch „KEINE GNADE! Die Blind Petition Story“.

Andi Appel beschreibt die Karriere der von Hannes „Fusel“ Bartsch Anfang der Siebzigerjahre im 10. Wiener Gemeindebezirk formierten Band als eine vom Anfang an sehr bewegte. Erlebt haben die Musiker von Blind Petition nahezu alles: Konzerte vor Abertausenden Fans, eine Zeit lang gar nicht einmal so schlechte Plattenverkäufe, Aufeinandertreffen mit den ganz großen Acts der internationalen Heavy-Metal-Szene (Iron Maiden, Motörhead), unzählige durchzechte Nächte mit ebenso vielen handfesten Auseinandersetzungen, Streiteren mit anschließenden Versöhnungen, das Ausleben aller Starallüren samt fetten Limousinen, wildeste chaotische Partys und, und, und.

Berüchtigt und gefürchtet

Die Mitglieder von Blind Petition waren berüchtigt, gefürchtet und zelebrierten ihre Unangepasstheit, wo und wann immer es auch möglich war. Hannes „Fusel“ Bartsch und sein sich stetig wechselndes Personal versuchten nie, es irgendjemanden recht zu machen. Sie lebten für ihre Musik und zogen unbeirrt ihr ganz eigenes Ding durch, auch in den Zeiten, in denen kein Hahn nach authentischer handgemachter Rockmusik krähte.

Die Geschichte von Blind Petition ist zugleich aber auch eine voller tragischer und berührender Ereignisse und Momente. Vielfach ernüchtert auf den Boden der Realität zurückgeholt reichte es trotz aller Anstrengung und einer stetig wachsenden Fanschar nie zum großen internationalen Durchbruch. Auch hatte die Band schwere und persönlich schwer verkraftbare Verluste zu beklagen, wie etwa den Tod des langjährigen Schlagzeugers und engen Freundes Robert Suk.

Andi Appel erzählt die Blind-Petition-Historie mit viel Witz und Humor sowie einem Schuss Ironie, gleichzeitig aber tut er dies in einem berührenden, respektvollen und sehr persönlichen Ton. Er lässt die Protagonisten zu Wort kommen und bietet ihnen den Raum, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Warum und weshalb es mit der großen Karriere letztlich doch nicht geklappt hat, und dass es neben einer solchen im Leben eines echten Vollblutmusikers auch Wichtigeres gibt, wie etwa die Familie und Freunde.

„KEINE GNADE!“ ist höchst unterhaltsamer Lesestoff und bietet interessante Einblicke in die frühen Tage des Rock in Österreich. Andi Appel würdigt Blind Petition als bedeutende Mitbegründer einer Szene, deren Qualität gerade hierzulande leider oftmals verkannt wurde.

Michael Ternai

http://www.keinegnade.at/