Handgeklöppelt und selbst geklebt bzw. eingespielt bringt das steirische Brillenträger-Trio mit dem schwungvollen Namen KEINEANGST! sein neuestes Album „Ka Hit“ auf den Markt und widmet sich dabei mit unbekümmerter Selbstverständlichkeit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens.
Die Protestsongcontest-erfahrene, vormals „Rock ’n‘ Roll Selbsthilfegruppe“ keineAngst! aus dem Land mit den besonders saftigen Äpfeln trägt nicht nur durch ihren Bandnamen neue und interessante Botschaften in die Welt hinaus.
„In Brennnesseln schlägt der Blitz nicht ein“ beispielsweise ist eine einprägsame, rockige Hymne an das „Nichtaufgeben“ und stupst alle an, die es nicht so leicht haben im Leben, dadurch aber die Chance erhalten, Charakterstärke zu entwickeln. Und ein bisschen „gesund“ verbrennen darf man sich auch an den Textnesseln der Band allemal.
Besonders das Werk „Der Hund ist tot“ sticht ins Auge und zeigt überzeugend, dass es beim Schreiben von Lyrics nicht immer notwendig ist, ausufernd über persönliche Erleuchtungen zu inkontinieren. Viel lieber pickt dieses Ensemble alles, was ihm in den Sinn kommt, heraus und rockt sich anlässlich dieses Inputs in archaische, brachiale Blues- und Rock-Eskapaden. Aber wenn schon Erkenntnis, dann ehrliche, denn „Nichts ist so traurig wie dein Augenvakuum“
Den Schalk, um nicht zu sagen „Punk“, im Nacken kämpfen die Herren Peter Kastner (Gitarre, Bass, Vocals), Anton Hüttmayr (Bass, Gitarre, Riffs) und Hannes Ressi (Schlagzeug, Whamola, Cajon) gegen Windmühlen der Welt und gegen Angst.
„In meiner kleinen Zehe ist das Blut so heiß wie Feuer“
Protestiert wird gegen Klugscheißer genauso wie gegen Dummheit, schlechte Tattoos („Arschgeweih“), Gier, Größenwahn und bestuhlte Rockkonzerte. Man steht zum eigenen exzentrischen „Three Letter Word“ (I.C.H.) und auch die Liebe ist immer mit dabei.
„Wir ham schon Leichteres verschissen“
Selten findet man eine Band, die mit demselben Ausmaß an Attitude, welche sie mittels ihrer Musik zu transportieren vermag, ein CD-Cover so schlicht gestaltet wie notwendig, und umweltfreundlich obendrein. Auf das Allerwesentlichste reduziert in ihrer Ausführung nimmt man das viereckige Objekt der musikalischen Begierde entgegen und vermutet zu Recht: Die Liebe zum Wesentlichen spiegelt sich hier nicht nur äußerlich. Das Grazer Trio konzentriert sich auf den Kern der Angelegenheiten, hat Spaß dabei, musikalisch das Tier rauszulassen, und überzeugt durch seinen frechen Schmäh.
Ich möchte meinen, wer solche CDs auf den Markt bringt, dem kauft man die Integrität der Botschaften auf ganzer Linie ab. „Ka Hit“ ist in diesem Zusammenhang vielleicht sogar ein besonderes Kompliment, auch wenn einiges auf der Scheibe enorm ins Ohr geht! Sehr schön!
Alexandra Leitner