Julia Purgina im Porträt

Sie zählt ohne Zweifel zu den hoffnungsvollsten jungen KomponistInnen, welche im Moment in Österreich am Werken sind. Die im deutschen Straubing geborene Julia Purgina kann trotz ihrer erst 33 Jahre auf bereits zahlreiche aufsehenerregende Aufführungen ihrer Werke im In- und Ausland zurückblicken.

– Steckbrief

Julia Purgina, geboren 1980 in Straubing, studierte Viola Konzertfach bei Wolfgang Klos (Wien) und Ulrich Knörzer (Berlin), sowie Komposition bei Chaya Czernowin und Erich Urbanner (beide Diplome mit Auszeichnung). Sie erhielt 2001 den Kulturförderpreis des Landes Niederösterreich und war 2006 Preisträgerin beim Internationalen Antonio Salieri Kompositionswettbewerb.
2007 wurde sie mit dem Dr. Theodor Körner Preis für Musik ausgezeichnet und erhielt das Viktor Fohn Stipendium für Kunst, sowie ein Arbeitsstipendium des Bundesministeriums für Kunst. Von 2004–2007 war sie Bratschistin beim ORF Radiosinfonieorchester Wien. 2004 gründete sie mit anderen jungen Komponisten das ensemble LUX und spielt beim ensemble reconsil und bei Studio Dan. Derzeit arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in Wien.
Aufführungen von eigenen Werken fanden u. a. in Österreich, Slowenien, Bulgarien, Finnland, der Slowakei, Deutschland und Estland statt.

– Porträt

Langatmigkeit ist Julia Purginas Sache nicht. Vielmehr kommt sie in ihren meist in Zyklen angeordneten Miniaturen auf den Punkt. Und obwohl sie auch theoretische Arbeit leistet, wenn sie die Unterschiede aleatorischer Kompositionsmethoden in Amerika und Europa untersucht, gründet sie ihre eigenen Werke nicht auf ein abstraktes Konzept. Hingegen verlässt sie sich ganz auf ihre klanglichen Vorstellungen und fährt sie ein breites Spektrum auf, das von humorvollen über energiegeladenen bis hin zu subtilen Stimmungen reicht. Als Inspiration dafür dienen der vielseitig interessierten Komponistin oftmals außermusikalische Bezüge wie selbst erfundene Bilder, Stadtpläne oder auch literarische Vorlagen: Für den Zyklus „Herbarium“ reizten sie die ungewöhnlichen Adjektive, die Pablo Neruda einzelnen Pflanzen zuordnete. Das Gedicht „Euonymus“ von John Updike regte sie zu einem Werk für Tenorsaxophon und Ensemble an, in dem sie die von der Vorlage ausgelösten Stimmungen mit fein gesponnenen Klangfarben ausdrückt. Die Naturerscheinung des Umkreisens von Sonne, Erde und Mond führte zum Zyklus „Lunarium“, bestehend aus jeweils einem Stück für Viola, Violoncello und Kontrafagott. Selbst als freischaffende Bratschistin aktiv, ist sie Mitbegründerin des ensemble LUX und auch im ensemble reconsil wien tätig. Daher ist es Purgina ein großes Anliegen, ihre Kompositionen durch ihre eigene Interpretation zu Gehör zu bringen. Folglich spielte sie auch die Uraufführung und ÖEA des jüngst entstandenen Violakonzerts, in dem sie elegische Momente in die Gegenwart holt.

Julia Purgina – Euonymus I by mica

– Werke –

Mein Violakonzert habe ich im September 2009 im Auftrag eines Orchesters aus Erfurt komponiert. Der Ausgangspunkt für dieses Konzert war mein „Lunarium für Viola“ solo. Das Konzert ist zwar einsätzig, aber in drei Teile mit Reprise und Coda unterteilt. Meiner Absicht entsprechend, ein formal (nicht klanglich) traditionell angelegtes Konzert zu komponieren, führt die Viola immer durch das Werk. Die UA fand am 11. Mai 2010 in Moskau statt (Julia Purgina, Viola und Ensemble Studio New Music Moscow unter Roland Freisitzer). Das Werk findet sich auch auf einer CD des ensemble reconsil wieder, erschienen bei Spektral Records (Re:New Music).

– Auszeichnungen und Förderungen

2013/14 Wiener Concertverein: Composer in Residence
2013 Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
2012/13 ensemble LUX (Julia Purgina) für NASOM-Projekt des Bundesministeriums 2011 KomponistInnenforum Mittersill: ausgesuchte Komponistin
für europäische und internationale Angelegenheiten
2010 Startstipendium des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
2009 Internationales Festival in Oslip: ausgesuchte Komponistin
2008 Kompositionsförderung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
2007 Viktor-Fohn-Stipendium für Kunst
2007 Preis für Musik der Theodor-Körner-Stiftung
2006 Preisträgerin des Internationalen Antonio-Salieri-Kompositionswettbewerbs

– Aufträge –

KOREN
für Solovioline und Orchester (UA April 2013, Vera Novakova, Thomas Rösner, Wiener Concertverein, , Wiener Musikverein-Brahmssaal)

Euonymus 02/11/08
für Tenorsaxofon und Ensemble (UA 27. Oktober 2009, Wien): im Auftrag des ensemble reconsil

Working with Haydn
für Flöte, Horn, Perkussion, Harfe, Viola und Kontrabass (UA 17. Dezember 2009, Moskau). Im Auftrag des Studio New Music Moscow

Flashroom
für Fl, Cl, Perk., 2 Vl, Vla, Vc, Kb und Klavier (UA 24.3.2010, Wien) – Revision der Fassung von 2008. Im Auftrag des ensemble reconsil

Chambermusic
für tiefe Stimme, Bassklarinette und Klavier (UA 5.12.2010 in Wien); Auftragswerk von Lukas Haselböck und cercle

Psalm 62
für gemischten Chor und Orgel (UA 27.2.2011 in St. Pölten); im Auftrag  des Domchores St. Pölten

Wiener Concertverein
Violinkonzert mit Vera Novakova, Flötenkonzert mit Maria Fedotova

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