Jazzwerkstatt beim Jazzfest Wien

Eigentlich war es schön langsam wirklich an der Zeit. Nachdem die Jazzwerkstatt Wien bereits andererorts für Furore sorgen konnte, wird sie in diesem Jahr erstmals auch beim renommierten Jazzfest Wien vertreten sein. An vier aneinanderfolgenden Tagen hat der Verein die Gelegenheit, sich im Wiener BA-Kunstforum einem breiten und internationalen Jazzpublikum zu präsentieren.

 Der Verein wurde im November 2004 auf Initiative von Clemens Wenger zusammen mit Clemens Salesny, Wolfgang Schiftner, Daniel Riegler, Bernd Satzinger und Peter Rom ins Leben gerufen. Ziel war es, eine kreative Plattform zu schaffen, in der junge MusikerInnen die Möglichkeiten erhalten, ihren künstlerischen Ambitionen freien Lauf zu lassen. Die überaus positive Resonanz aus dem In- und Ausland zeigt, dass sich alle Mühe gelohnt hat. Zudem hat sich das Konzept zu einem wahren Exportschlager entwickelt. So stieß die Idee einer sich ständig im kreativen Prozess befindlichen Plattform sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland auf großes Interesse. Welch breites musikalisches Spektrum inzwischen abgedeckt wird, belegen auch die bereits 15 Veröffentlichungen auf dem hauseigenen Label. Mit dem Auftritt beim Jazzfest Wien wird dieser überaus positiven Entwicklung nun erstmals auch Rechnung getragen werden.

 

Laut Clemens Wenger ist “Jazz eine zeitlose Kunstform, die sich stets neu erfinden muss”. Nach diesem Credo wurden auch die vier Ensembles ausgewählt, die im Rahmen des Jazzfest Wien vertreten sein werden. Und diese könnten von ihren Stilen nicht unterschiedlicher sein. Den Anfang machen am 8. Juli Bernd Satzinger und seine Wurschtsemmerl. Das Trio kombiniert Komponiertes mit Improvisation und versetzt jazzige Klänge mit einer ordentlichen Portion Rock. Mit “Reset” präsentiert Tags darauf Pianist Clemens Wenger sein neues Programm, in dem er den Begriff des klassischen Klaviertrios mit Hilfe elektronischer Spielereien eines Werner Angerer neu definiert. Ein Muss für jeden Blasmusikliebhaber ist der Auftritt des Quartetts Salesny/Eberle/Riegler/Koch am 10. Juli. “Odessa”, so der Titel des neuen Programms, vereinigt die klassische Musik des 20. Jahrhunderts mit osteuropäischer Volksmusik und freier Improvisation. Zum Abschluss geht es mit dem Quartett Fuzz Noir dann nochmals richtig energiegeladen zur Sache. Peter Rom und seine Band kennen keine Grenzen und lassen Rock, Jazz und Avantgarde ineinander fließen. Musik mit vielen überraschenden und nicht vorhersehbaren Wendungen.

 

Die Jazzwerkstatt hat ihren Platz in der heimischen Musikszene offenbar gefunden. Die MusikerInnen liefern den eindrucksvollen Beweis, wie lebendig und facettenreich Jazz in Österreich sein kann. Mit wenig Mitteln ist des Clemens Wenger und seinen Kollegen gelungen, ein zukunftsweisendes Modell zu etablieren. Bleibt zu hoffen, dass das Gastspiel beim Wiener Jazzfest seine Fortsetzung findet.
Michael Ternai