“Entschuldigen Sie bitte, dass ich, ohne das Vergnügen zu haben Sie persönlich zu kennen, einfach an Sie schreibe. Ich habe eben ihr Concert hier gehört …” So beginnt der Maler Wassily Kandinsky seinen ersten Brief an den Musiker Arnold Schönberg. Für Franz Hackl, dem künstlerischen Leiter von Outreach Jazzfestival & Music Academy, war die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Wassily Kandinsky und Arnold Schönberg Anlass, gemeinsam mit dem Direktor des Schönberg Centers, Dr. Christian Meyer, den Briefverkehr dieser beiden Giganten zum Kernthema des heurigen Outreach Festivals zu machen. Inspiration, musikalische Konzepte von neuen Blickwinkeln zu betrachten, wird für die Hörer beim heurigen Jazzfestival in Schwaz präsent sein. Outreach Jazzfestival findet in der neuen Konzerthalle des Veranstaltungsortes “SZentrum” vom 1. 8. bis 3.8. in Schwaz statt.
Das Konzert am 3.8. im Rahmen des Jazzfestivals unter der Leitung des Konzertmeisters der Wiener Philharmoniker, Rainer Honeck, ist die Referenz, wie man Schönberg interpretiert. Großartige Virtuosen wie Mark Egan, Peter Herbert, David Helbock, Pete Drungle oder Craig Harris sind beim Outreach Jazzfestival an drei Tagen zu hören. Neu bei Outreach 2013 ist, dass heuer Proben zum Festival öffentlich und bei freiem Eintritt zugänglich sind. Das Konferenz-Programm “Feed Forward” der Outreach Music Acadmey (2.8. & 3.8.) bildet eine Neuheit und bindet aktiv Musiker, Veranstalter, Produzenten und andere kreative Köpfe ein. Das Konferenz-Programm beinhaltet Podiumsdiskussionen mit Experten aus der Musikbranche und Key Notes, bietet Einblicke in das Musikgeschäft und wendet sich an musikinteressierte Konsumenten.
Schwaz. Die künstlerischen Prozesse beim Outreach Jazzfestival verbindet ein wesentliches Element miteinander: Es geht darum, neue Bilder in den Köpfen der musikbegeisterten Besucher entstehen zu lassen. Die Umsetzung des Mottos „Feed Forward“ beflügelt mit neuen Ideen, die vor Ort entstehen und gemeinsam weiterentwickelt werden.
„Sie haben in Ihren Werken das verwirklicht, wonach ich in freilich unbestimmter Form in der Musik so eine große Sehnsucht hatte. Das selbständige Gehen durch eigene Schicksale, das eigene Leben der einzelnen Stimmen in Ihren Compositionen ist gerade das, was auch ich in malerischer Form zu finden versuche.“
Diese Worte Kandinskys in seinem ersten Brief an Arnold Schönberg waren der Anfang einer langen Freundschaft zwischen zwei Vordenkern, die neue Wege, in ihrer jeweiligen Kunstform mit demselben abstrakten Anspruch beschritten haben.
„Dieser Briefwechsel ist der Ausgangspunkt des heurigen Festival-Programms. Die zweite Wiener Schule trifft auf Jazz und beide treffen auf die Malerei“, meint Franz Hackl und erklärt weiter: „Wir verstehen dabei Cross-Over nicht als trendiges Modewort, sondern als entscheidenden Schritt, seine künstlerische Sprache herauszufiltern, gegenzuprüfen und weiterzuentwickeln.“
Das Festival Motto „Feed Forward“ – an drei Abenden aufbereitet
Die Kooperation zwischen dem Schönberg- Zentrum und Outreach-Jazzfestival bringt für den Zuschauer heuer einen ganz besonderen Abend nach Schwaz. Musiker der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Konzertmeister Rainer Honeck starten am Samstag, 3. August, die musikalische Reise traditionell mit Schönbergs Kammersymphonie op. 9.
Die Zwischenstationen des musikalischen Abends werden von Ensembles in unterschiedlicher Besetzung gebildet, ausgesucht aus dem Pool des Ensembles der Wiener Philharmoniker, Outreach und Gastsolisten. Peter Herbert, Pete Drungle, Carlton Holmes, Werner Steinmetz, Gerhard Fluch, David Helbock sind einige der Virtuosen, die Führungsrollen übernehmen werden. Uraufführungen am laufenden Band sind das Resultat davon.
Der erzählerische Teil wird am Samstagabend vom Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel Guntram Brattia übernommen. Der Schauspieler Guntram Brattia ist einem breiten Publikum durch seine TV-Rollen u. a. bei den Krimiserien “Tatort”, “Alarm für Cobra 11” oder “Polizeiruf 110” bekannt.
Das Outreach Orchestra unter der Leitung von Franz Hackl beschließt den Abend am Samstag. Jeder Komponist der für das Outreach Orchestra schreibt, lässt die Musik Schönbergs und die Malerei Kandinskys einfließen. Diese abstrakte Kunst schimmert immer durch, selbst wenn sie in Jazzharmonik und Jazzrhythmik eingebettet ist.
Abend 2: ‘feed – forward’…
… oder: Was die Herren Kandinsky-Schönberg darunter gemeint haben könnten, wenn sie das gemeinsame Werken New Yorker, Londoner und Wiener Improvisatoren wie Craig Harris, Mark Egan, Hannes Riepler, John Scott, Tom Challenger, Thomas Castañeda, Nikola Zaric, Maria Craffonara in ihrer jeweiligen Szene beim Outreach Jazzfestival beobachtet hätten.
Öffentliche Proben – gemeinsames Erarbeiten des Geschichtenerzählens
Das “Sich-Ständig-Neu-Erfinden” macht den Jazz aus. Outreach zelebriert das nicht nur seit 20 Jahren, sondern weitet es auf andere Musikstile aus. Dieser Grundanspruch prägt das heurige Festival-Programm stärker denn je. Das Festival ist die drei Tage dauernde Essenz aus der intensiven Arbeit bei Outreach, die auch heuer wieder Jazzgrößen aus aller Welt und junge, engagierte Musiker miteinander verbindet.
„Outreach ist ein dynamischer Prozess. Was am Ende steht, muss nicht mit den Intentionen des Beginns übereinstimmen. Wir lassen uns gerne zu Neuem verführen. Dementsprechend überraschend und frisch sind die Ergebnisse, die am Ende bei den Festival-Konzerten zu Gehör gebracht werden“, ist Franz Hackl überzeugt.
Um dem Publikum auch die Arbeit in der Academy und in der Festivalvorbereitung vor Augen zu führen, gibt es heuer eine wesentliche Neuerung im Outreach-Angebot. Erstmals ist es möglich, an Proben vor dem Festival als Zuhörer teilzunehmen bzw. auch als passiver Zuhörer bei ausgesuchten Workshopeinheiten.
Diese öffentlichen Proben finden von 29. bis 31. Juli jeweils ab 19 Uhr im neuen Silbersaal im “SZentrum” in Schwaz statt: Man hat die Möglichkeit nah und ungezwungen am kreativen Arbeitsprozess der weltbesten Jazzmusiker teilzuhaben.
Auch der Veranstaltungsort ist neu. Das SZentrum in Schwaz mit dem “Silbersaal” ist der neue Rahmen des Festivals. Outreach – bekannt für seine sehr stimmigen Bespielungen verschiedenster Örtlichkeiten
Das Festival-Programm – ein Überblick
Donnerstag, 1. August:
Die Eröffnung des Jazzfestivals Outreach ist schon traditionell der Multimedia-Event “Outreach Expeditions”.
Die Reise beginnt bei Outreach jedes Jahr mit einer international bekannten Tiroler Persönlichkeit, die Pioniergeist mit großem Talent und Zielstrebigkeit vereint.
Outreach Expeditions bietet dem Gastredner Raum, über seine Person oder über Dinge im Leben zu sprechen, die ihn bewegt haben bzw. bewegen. Die eigens komponierte Musik dafür stammt von New York Pete Drungle, der auch das Outreach Ensemble dirigieren wird. In den vergangen Jahren begeisterten Bergsteiger Prof. Peter Habeler und der berühmte Chirurg Univ.-Prof. Dr. Raimund Margreiter in dieser Rolle. Beginn: 20.30 Uhr
Donnerstag, 22 Uhr: Victor Laszlo Projekt feat. Florian Bramböck. Der Tiroler Ausnahmekönner Florian Bramböck (Sax) mit Victor Bari (Piano), Laszlo Demeter (Drums) und Thomas Hauser (Bass).
Freitag, 2. August:
18 Uhr: Hannes Riepler Organ Trio. Riepler ist eine der Erfolgsgeschichten der Outreach-Academy, lebt und arbeitet inzwischen sehr erfolgreich in London und bringt einen Teil der Londoner Jazzszene mit nach Schwaz.
19:20 Uhr: Die „Donauwellenreiter“. Das Trio spielt einen faszinierend eigenständigen Sound von mitreißender poetischer Strahlkraft. Es sind virtuoses Vermögen gepaart mit Smartness, Leichtigkeit gepaart mit Tiefgang , die es dem Trio ermöglichen, sich frei zwischen Pop-Band, Kammerorchester und Jazz-Combo zu bewegen.
20:40 Uhr: Jane Getter-Band featuring Chanda Rule (Vocals ), Adam Holzmann (Keyboards & Piano), Mark Egan (Bass) und Kim Plainfield (Drums). Das Guitar Player Magazine sagt zu Recht “Sie ist die feurigste weibliche Griffbrett-Virtuosin, die sich jemals eine Stratocaster (Gitarre) umgehängt hat.”
22 Uhr: David Helbock & Band. Der Vorarlberger David Helbock ist einer der Shootingstars der Szene und überraschte zuletzt mit seiner neuen CD, Prince-Klassiker, jazzig interpretiert .
23:30 Uhr: Craig Harris – TriHarLenium – A Sound Portrait of Harlem
Craig Harris’s Liebeserklärung an Harlem und den ‘Feed-Forward’ Effekt der Harlem Renaissance. Ein vielschichtiges, hipes, cooles und melodisches Werk, welches die Klänge und Rhythmen von Harlem einfängt und mit ihren Stimmen, Kulturen, Geschichten und reicher sprachlicher und künstlerischer Geschichte erzählt.
Samstag, 3. August:
19 Uhr: Rainer Honeck leitet das Quintett der Wiener Philharmoniker – Feed Forward
Im Zeichen der Kooperation zwischen dem Wiener Schönberg Zentrum und dem Outreach Festival steht die Musik von Schönberg im Mittelpunkt. Von Originalwerken bis zum sehr freien Umgang mit einzelnen Segmenten/Teilen von Schönbergs Musik reicht hier die Palette. Der Briefwechsel zwischen Schönberg und Kandinsky ist ein zentraler Schwerpunkt des heurigen Festival-Programms. Die Texte aus den Briefen werden vom Ensemblemitglied am Bayerischen Staatsschauspiel Guntram Brattia gelesen. Der Schauspieler Guntram Brattia ist einem breiten Publikum durch seine TV-Rollen u. a. bei den Krimiserien “Tatort”, “Alarm für Cobra 11” oder “Polizeiruf 110” bekannt.
20:15 Uhr: Neben dem Eröffnungs-Konzert steht am Samstag eine Uraufführung des Komponisten Werner Steinmetz (Live Electronics) im Mittelpunkt, der sich gemeinsam mit den Trompetern Gerhard Fluch (Solotrompeter Brucknerorchester Linz ) und Franz Hackl mit Klang & Farben von Kandinsky und Schönberg beschäftigt.
Dazwischen zeigen Musiker und Komponisten wie David Helbock, Mark Egan, Peter Herbert, Carlton Holmes oder Pete Drungle, wie sie heute Schönberg in ihrer Musik hören. Im Stundentakt schickt Outreach seine Zuhörer auf neue musikalische Reisen mit Arnold Schönberg am Beifahrersitz.
Traditionell ist der Samstag die längste Nacht des Outreach-Festivals und endet mit einem Live Einstieg von Ö1 und WDR3 mit dem Outreach Orchestra, beginnend um 00:03 Uhr (nach den Mitternachtsnachrichten) .
Feed Forward – das Konferenzprogramm der Outreach Academy
Eine weitere, neue Idee bereichert 2013 zum ersten Mal das Outreach Academy-Programm. „Feed Forward“ ist nicht nur das Outreach Motto 2013, sondern nennt sich eine Reihe aus Podiumsdiskussionen und Key Notes mit dem Ziel, Musikern und musikinteressierten Konsumenten Einblicke in das Musikgeschäft zu geben. „Wir wollen mit dieser Reihe von Diskussionen jedem die Möglichkeit bieten, von den Besten und Erfolgreichsten zu lernen und mit ihnen hautnah in Kontakt zu treten“, erklärt Franz Hackl. Die Dozenten der Outreach-Academy und Experten aus der Musikindustrie nehmen an diesen öffentlichen Veranstaltungen teil, reden offen über ihre Erfahrungen und antworten ungeschminkt auf Fragen aus dem Publikum.
Die Podiumsdiskussionen finden im Knappensaal des Veranstaltungsortes “SZentrum” in Schwaz statt und sind zeitlich so ausgerichtet, dass sie fließend in die abendlichen Konzerte übergehen. „Das Feed Forward – Konferenzprogramm“ findet am 2. und 3. August statt, beginnt jeweils um 10 Uhr vormittags mit Podiumsdiskussionen, geht über in ein gemeinsames Mittagessen und gipfelt in der öffentlichen Diskussion. Der Festivaltagespass gilt gleichzeitig auch als Eintrittsticket für das Konferenzprogramm. „Für mich ist diese neue Format ein wesentlicher Schritt nach vorne in der Entwicklung von Outreach zu einem Ideenpool“, meint der Geschäftsführer von Outreach Stefan Sternad. „Gleichzeitig ist es eine Art Bindeglied zwischen Academy und Festival, unseren zwei gleichwertigen Outreach-Inhalten.“
Outreach Concerts – ein Jahresprogramm
Für Musik-Freunde, die jedes Jahr sehnsüchtig auf die erste Augustwoche in Schwaz warten, gibt es eine weitere, sehr positive Neuerung. „Wir arbeiten derzeit an Outreach-Konzerten, die sich in Zukunft über das ganze Jahr spannen werden“, blickt Franz Hackl in die Zukunft. „Bis zum Beginn des heurigen Festivals werden wir eine Konzertreihe installieren, die eine ganzjährige Erweiterung von Jazzfestival und Academy ist. ”Feed-Forward”!
Alle Informationen sowie das detaillierte Programm von Outreach Festival, Academy und Concerts findet man unter www.outreach.at.
Foto Franz Hackl: Lukas Beck
http://www.outreach.at