Ja, Panik – DMD KIU LIDT

Mit viel Spannung war es erwartet worden. Das vierte Album der vor wenigen Jahren aus dem Burgenland nach Wien ausgewanderten Band Ja, Panik. Alleine der schon im Vorfeld der Veröffentlichung bekannt gewordenen Titel des neuen Werks „DMD KIU LIDT“ (Staatsakt) warf die Frage auf, welche Richtung die fünfköpfige Truppe nun denn einschlagen werde. Nun ganz gelüftet wird das Geheimnis in den insgesamt 15 Tracks auch nicht wirklich. Was aber auch nicht wirklich stört, liefern Ja, Panik doch einmal mehr ein Stück Musikkunst ab, welches die Ausnahmestellung dieser Combo erneut eindrucksvoll untermauert. Was die fünf Wahlberliner bieten, ist eine anspruchsvolle und spannende Version von Rockmusik, die auch wegen der ungewöhnlichen textlichen Ausrichtung vom ersten bis zum letzten Ton zu allen Seiten hin frei interpretierbar bleibt.

Schon bislang haben sich Andreas Spechtl und seine Kollegen nicht wirklich um irgendwelche Erwartungshaltungen gekümmert. Die fünf in Berlin lebenden Burgenländer verfolgen seit je her ihren ganz eigenen und höchst eigenständigen Weg, der nur im weitesten Sinne mit dem Etikett Indierock versehen werden kann. Dafür agiert die Band einfach zu sehr abseits jeglicher bekannter Konventionen. Klar, die instrumentale Besetzung lässt auf eine waschechte Rockband schließen, die Art und Weise jedoch wie Sänger Andreas Spechtl, Bassist Stefan Pabst, Pianist Christian Treppo, Gitarrist Thomas Schleicher und Schlagzeuger Sebastian Janata es verstehen, ihre Ideen in einen ganz eigenen, zwischen den Polen Rock, Punk und Pop pendelnden Sound zu verarbeiten, liegt deutlich abseits des Herkömmlichen.

Nicht anders verhält es sich auf dem eben erschienenen und in zehn Tagen von Moses Schneider (Tocotronic, Beatsteaks) produzierten neuen Album „DMD KIU LIDT“. Schon nach dem ersten mal Durchhören, ist klar, dass hier ganz großes Kino stattfindet, dass man als Hörer/In gerade eben Zeuge erstklassiger Musikkunst geworden ist. Deutlich wird, dass Ja, Panik seit ihrem letzten Output “The Angst and The Money” (2009) einen weiteren großen Entwicklungsschritt nach vorne gemacht haben. Die neuen Stücke erklingen insgesamt reifer und wirken noch durchdachter arrangiert. Wiewohl aber von der bisher gewohnten Intensität der Musik erfreulicherweise nichts verloren gegangen ist. Ja, Panik ist es gelungen, ihren eigenen Stil noch weiter zu verfeinern, ihn noch eigenständiger erscheinen zu lassen.

Was mit Sicherheit auch dem Mann hinter dem Mikro zu verdanken ist. In starker Anlehnung an die alte “Hamburger Schule” werden nicht einfach nur Geschichten erzählt, vielmehr wird die Sprache auf eine ungemein poetische und tiefsinnige Art verdichtet. Andreas Spechtl entwirft in seinen Texten eine ganz eigene Klangsprache. Eine, in welcher englischsprachige Textfragmente eine aberwitzige Mixtur mit der deutschen Sprache eingehen. Was wiederum viel Raum für Interpretationen bietet. Überhaupt werfen die neuen  Songs von Ja, Panik viele Fragen auf. Konkrete Aussagen sind, wenn überhaupt zwischen den Zeilen zu finden. Und das macht die ganze Sache auch so spannend. Ach ja, und „DMD KIU LIDT“ steht angeblich für „Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit“. (mt)

Foto Ja, Panik: Christoph Voy

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