Die Stimme nicht verloren – INNER TONGUE im mica-Porträt

Ein Act, der – geht es nach den ihm entgegengebrachten Lobeshymnen – den Status eines Geheimtipps wohl bald hinter sich lassen dürfte. Wir sprechen hier von INNER TONGUE, einem seit 2014 solo werkenden jungen Wiener Musiker, der seine wahre Identität, seinen wahren Namen bis heute nicht preisgegeben hat und kurz davorsteht, die internationalen Bühnen für sich zu erobern. Aber vor noch kurzer Zeit hat es nicht danach ausgehen, dass es so laufen würde.

Inner Tongue hatte nämlich 2013 mit einer schwerwiegenden Stimmbandkrankheit zu kämpfen, die eine Operation – die er sich dazu auch noch selbst finanzieren musste – notwendig machte und ihn monatelang dazu zwang, in Stille zu verharren und zu schweigen, um die Genesung bestmöglich voranzutreiben. Keine leichte Phase für einen sich zu größeren Taten berufen fühlenden Künstler, dessen Karriere ernsthaft gefährdet schien. Andere hätten sich in einer solchen Situation vermutlich ihrem Schicksal ergeben und den Hut drauf geworfen, der Wiener nicht. Er konnte zwar nicht singen, aber am Klavier und am Synthesizer Songs zu schreiben, das ging immer noch. Erfreulicherweise ist zu guter Letzt alles gut gegangen, die Stimme und damit auch die Fähigkeit zu singen ist wiedergekehrt.

Songs zwischen Schmerz, Hoffnung und Zweifel

Drei der Songs, die in der für Inner Tongue so unsicheren und schweren Zeit entstanden sind, fanden – über den Umweg London und New York, wo sie von den beiden namhaften internationalen Produzenten-Größen Matt Boynton (u. a. MGMT, Kurt Vile) und John Catlin (Foals, Warpaint) im Sound den perfekten Feinschliff bekamen –  ihren Weg dann auch auf die im vergangenen Jahr erschienene Debüt-EP „TZ, KA“. Schon nach kurz nach der Veröffentlichung der EP begann es in diversen Bloggerkreisen euphorisch zu rumoren und der Bekanntheitsgrad des Wiener erweiterte sich – auch wegen der Nummer „Fallen Empire“ – weit über die heimischen Grenzen hinaus.

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Der elektronisch angehauchte und hypnotisch-verträumt wirkende Pop mit Tiefgang von Inner Tongue ist einer eines sehr zurückhaltenden, reduzierten und daher auch sehr intimen Charakters. Auf die große, ausladende Gestik verzichtet der Wiener – der seine Nummern von einer Band einspielen lässt – ganz, wiewohl er zwischen den Synthieflächen, melancholischen Gitarrenmelodien und recht simpel gehaltenen Beats in vielen kleinen Details doch recht viel passieren lässt, was der ganzen Geschichte eine ganz eigene Schwingung verleiht. Vor allem aber vermittelt die Musik auf authentische Weise den Gemütszustand des Songwriters. Man hört den Schmerz, die Hoffnung und den Zweifel heraus, die für eine gewisse Zeit seine engsten Wegbegleiter waren.

Aktuell arbeitet Inner Tongue an seinem Full-Length-Debüt, das – sollte es die Qualität des bisher veröffentlichten Materials beibehalten – tatsächlich das nächste große österreichische Popding mit internationaler Geltung werden könnte. Die Zeichen stehen dafür stehen nicht so schlecht.

Michael Ternai

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Inner Tongue