Im music austria Notenshop: Alexandra Karastoyanova-Hermentin

Das temperamentvolle Werk „La Follia“ von Alexandra Karastoyanova-Hermentin ist im music austria Notenshop erhältlich. Die Komponistin russisch-bulgarischer Abstammung, die am 4. September 2013 mit dem outstanding artist award in der Kategorie Musik ausgezeichnet wird, muss sich anders als ihre weiblichen Kolleginnen nicht mehr in der von Männern dominierten Neuen-Musik-Szene durchsetzen. Ihre Werke wirken ausgereift und spielen leichtfüßig mit jahrhunderterlanger musikalischer Tradition.

„La Follia“ wurde für das Aspekte-Festival in Salzburg geschrieben, welches 2010 das Schaffen von Sofia Gubaidulina in den Mittelpunkt stellte. Beide Komponistinnen vereinen in ihren Werken traditionelles Handwerk mit der Freiheit der Gegenwartskunst. Hochkonzentriert vereint das ausdrucksstarke Konglomerat „La Follia“ für Violine, Violoncello und Klavier gleich mehrere Jahrhunderte. Das melodisch-harmonische Satzmodell Follia, das übersetzt „Wahnsinn“ oder „lärmende Lustbarkeit“ bedeutet, war in der barocken Zeit beliebt und verpönt zugleich. Vertont und variiert wird hierbei ein ungezügelter Tanz, der bei Komponisten wie Antonio Vivaldi oder Carl Philipp Emanuel Bach für ihre Zeit äußerst leidenschaftlich und unbeherrscht klingt. Statt mit dem Thema beginnt Karastoyanova-Hermentin jedoch mit der ersten Variation. Der in pianissimo und extrem hohen Lagen gehaltene Anfang wirkt durch die punktuelle Statik merkwürdig entfremdet, doch die Musik verdichtet und steigert sich in schnellen Läufen, bis  die einzelnen Stimmen des Trios lauter und unüberschaubar werden. Nur manchmal scheint in den Staccato-Akkorden des Klaviers der tänzerische Charakter durch. Ein angedeuteter leidenschaftlicher Gestus in den Streichern wird nie ausgespielt, weshalb die Phrasen abgehackt wirken. Dabei verlangt die Partitur viel von den InterpretInnen. „So schnell wie möglich“ heißt es beispielsweise in der Mitte des Stückes und es scheinen alle Wildheiten der jemals geschriebenen Follia-Kompositionen aufeinanderzutreffen. Doch dann bricht das Tempo ab und das Material verdünnt sich. Irgendwo versteckt in diesem zweiten Teil erscheint das Thema, das sich als dunkle Melodie entpuppt, die alle Merkmale des Werkes in sich trägt und dennoch ganz anders ist als erwartet. Eine beklemmende Stimmung und langgezogene, wehleidige Streicherklänge beschwören das heraufkommende Ende von „La Follia“.

Alexandra Karastoyanova-Hermentin studierte in Moskau, Sofia und Österreich unter anderem bei Boguslaw Schaeffer und besuchte Meisterklassen von den Pianisten Alexej Ljubimov und Karl-Ulrich Schnabel. In Wien ist sie heute als Dozentin für Klavier und Komposition gleichermaßen tätig und erhält als Künstlerin zahlreiche Aufträge von Ensembles und Festivals.

Margarete Buch

Foto: Ursula Röck

 

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