IL PADRE UND DIE TRIPOLAREN – „Nach uns die Sinnflut“

„Wir ziehen uns quasi aus auf der Bühne“, sagte Frontman und Padre Clemens Krejci einst in einem Interview über den interaktiven Improvisationsteil der Konzerte. Auf ihrer aktuellen CD gewähren uns die KünstlerInnen tiefe Einblicke in ihr Liebesleben, besingen Sehnsüchte und lassen  Sozialkritik durchklingen.

„Musiktherapeutisches Theater“ nennt das Ensemble Tripolare Affektabstimmung  ihr spezielles Genre, das sich zwischen Singer/Songwriting und Mostviertler Pop bewegt und hochdeutsche Texte als auch Dialekt in ein gefälliges Kleid aus Gitarren, Akkordeon, Perkussion, Kontrabass und Stimmbändern bettet.

Auf dem Tonträger mit von der Partie sind weiters backgroundsingenderweise Raphaela Reiter, Alexandra Steiner, Johannes Glaser, Helmut Küblböck, Philipp Gollonitsch, Oliver Bäck, Achim Gaspar sowie die mit dem „Padre“ Krejci das ursprüngliche Dreiergespann Tripolare Affektabstimmung  ergänzenden Dieter Forster und Philipp Schörghuber.

Bringt die Sinnflut „des Göwe vom Schoko-Ei“?

Gedankenreisen bringen die Protagonisten zur Einsicht, „Die Zeit braucht Urlaub“, dass nichts sicher ist und in einem inwendigem Liebeslied, das davon handelt, dass zwei nicht zusammenkommen, weil immer der eine vergeben ist, findet man den Satz „Waunn find i endlich des Göwe vom Schoko-Ei?“ Das Gefühl des „Over the rainbow“ befällt einen sozusagen im Akkord bei der Ballade „Frühling im November“ und die Träume von einem besseren Platz ziehen sich bis in das Albumtitel gebende Lied „Nach uns die Sinnflut“.

Live auf der Bühne pflegt man einen nicht so oft anzutreffenden Ritus. Das erste Set wird nach Programm gespielt und der zweite Teil improvisiert. Dabei wird das Publikum, wie im Improtheater, aufgefordert, Stichworte laut beizusteuern (z. B. Personennamen, Dinge, Verben, Musikstil…) und die MusikerInnen entwickeln aus den spontanen Eckpfeilern Songs. Jedes Konzert bekommt dadurch einen anderen Schliff und überbrückt den Abstand zwischen Performern und Publikum. Vielleicht entsteht auch manch schräger Song der CD auf ähnliche Weise.

„Du bist mei Frühling im November“…

… und „Der Glanz deiner Augen hält mich ab vom Saugen“ (…des Zimmers) könnten solche Songs  sein (aus „Die  Lotusbliatn“). Ein bisschen ins Wienerlied eintauchen tun die NiederösterreicherInnen dann bei ihrer Abschlussnummer „Ode an das Leben“. Die handelt davon, wie es einem nach dem gepflegten Übergenuss des Weinderls ergehen kann, wenn man sich auf seinem Allerwertesten wiederfindet. Ist aber alles kein Problem, wenn man den Tiger in sich trägt als Krafttier.

Alexandra Leitner

http://www.ilpadre.at